Das Zentrum für Ostbelgische Geschichte bietet Besuchern ein reichhaltiges Internetangebot. Wer in die Geschichte der Region eintauchen will, kann sich auf geschichte.be beispielsweise auf eine virtuelle Zeitreise begeben oder auch auf eine sogenannte "Landreise". Das ZOG hat aber noch mehr zu bieten, etwa ein Geschichtslabor, eine Quellen-Sektion und einen Blog und sicher nicht zuletzt auch virtuelle Ausstellungen.
Angebot jetzt auch auf Englisch
All das war bisher schon auf Deutsch verfügbar, nun sind aber auch die anderen Landessprachen Französisch und Niederländisch hinzugekommen, außerdem auch noch Englisch. Englisch sei heutzutage einfach die Lingua franca schlechthin, erklärt Philippe Beck, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZOG. Die drei Landessprachen zu berücksichtigen sei normal. Aber genauso normal sei es heutzutage auch, das Angebot um Englisch zu erweitern, um eben auch die Menschen zu erreichen, die nicht aus Belgien stammen und die nicht unbedingt Französisch, Niederländisch oder Deutsch sprechen.
Aus den Nutzerzahlen gehe zwar hervor, dass das Interesse am ostbelgischen Geschichtsportal vor allem im Inland zu verorten sei, ergänzt der Leiter des Zentrums, Nicholas Williams. Aber es gebe auch Nutzer aus den USA, aus Großbritannien, aus Irland. Die Geschichte Ostbelgiens interessiere die Menschen also. Deswegen sei es auch nett, das Angebot diesen Menschen auch mit einer gewissen Internationalität zu präsentieren. Die verkörpere Ostbelgien letztendlich auch ein bisschen, so Williams.
"Gerettete Erinnerung"
Im Bereich "Virtuelle Ausstellungen" finden Besucher unter anderem die sogenannte "Gerettete Erinnerung". Sie widmet sich auf Deutsch und auf Französisch Opfern des Nationalsozialismus in der Provinz Lüttich, wie Beck erläutert. Bisher seien dort nur sieben Schicksale zu finden gewesen, nun seien sieben weitere hinzugefügt worden. Man habe sich dabei absichtlich dafür entschieden, weniger bekannte Schicksale herauszugreifen, betont Williams. Viele Menschen hätten damals aus völlig banalen Gründen gehandelt, längst nicht alle Betroffenen hätten sich aus ideologischen Gründen im Widerstand befunden. Die Gründe dafür seien sehr vielfältig gewesen, das versuche man mit der Ausstellung auch abzubilden.
Erweiterung von BelgicaPress
Eine andere Erweiterung des Online-Angebots betrifft dann vor allem die Menschen, die selber geschichtlich forschen wollen - und zwar in alten Zeitungen. In Zusammenarbeit mit der Königlichen Bibliothek Belgiens (KBR) ist das Portal "BelgicaPress" erweitert worden. BelgicaPress ist das Portal der Königlichen Bibliothek, das Zugang zur historischen belgischen Presse gibt. Das Portal umfasst jetzt auch ostbelgische Zeitungen, die vorher direkt beim ZOG archiviert waren. Nutzern steht nun eine deutschsprachige Benutzeroberfläche zur Verfügung.
Der verfügbare Zeitraum der digitalisierten ostbelgischen Zeitungen reiche dabei vom 19. Jahrhundert bis in etwa zum Zweiten Weltkrieg. Um die Zeitungen einsehen zu können, braucht man zwar ein Benutzerkonto der KBR. Aber das kann jeder kostenlos erhalten. Wie das genau funktioniert, erklärt das ZOG auch auf seiner Homepage im Bereich "Quellen". Wer darüber hinaus weitere Hilfe benötige, könne sich auch gerne mit dem ZOG in Verbindung setzen oder direkt mit dem Helpdesk der KBR, so Wiliams. Der Hauptvorteil sei, dass nun alle verfügbaren historischen belgischen Zeitungen digitalisiert an einem Ort zur Verfügung stünden, hebt Williams hervor. Der Mehrwert für deutschsprachige Nutzer sei, dass sie jetzt zeitgleich in den anderen Landessprachen bestimmte Begriffe suchen könnten. Das sei im früheren Zeitungsportal des ZOG nicht der Fall gewesen.
Dieses Werkzeug sei auch nicht nur für Akademiker und professionelle Historiker interessant. Menschen könnten ja beispielsweise Informationen zur eigenen Familiengeschichte suchen, so Williams. Bei der Ahnenforschung könnten zum Beispiel die mit-digitalisierten Totenzettel hilfreich sein. Andere Anzeigen könnten kulturgeschichtliche Einblicke liefern. Dann gebe es auch sehr viele Geschichtsvereine und andere Initiativen in Ostbelgien, die sich für dieses oder jenes historische Ereignis interessieren könnten. Andere Personen wiederum könnten Informationen suchen über die Geschichte des eigenen Ortes oder über historische Veranstaltungen. Da seien der Fantasie und den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt.
Boris Schmidt