Gewohnt locker und freundschaftlich ging es zu beim Treffen zwischen kommunalen Vertretern und Feuerwehrleuten beiderseits der belgisch-deutschen Grenze. Sie wissen wie unkompliziert sie sich gegenseitig unter die Arme greifen können, wenn sie denn dürfen.
"Von St. Vith bis Winterspelt ist es kürzer oder mindestens genauso schnell wie von Prüm nach Winterspelt, das ja eine eigene Feuerwehr hat, aber wenn der Einsatz größer ist, ist Hilfe durchaus sinnvoll", erklärt Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, und nennt noch ein Beispiel: "Auw und Manderfeld sind einfach näher zueinander als alle anderen. Und so kann man das den ganzen Grenzfluss entlang gehen und wird immer wieder sehen: Da ist dieser Nachbar schneller und da ist jener Nachbar schneller".
Diese Erkenntnis ist nicht so neu - und auch die Zusammenarbeit nicht. "Wir haben seit langem den Rechtsrahmen gehabt zwischen Büllingen, Hellenthal und meiner Verbandsgemeinde Prüm. Durch die Umorganisation in Belgien wurde jetzt ein neues Abkommen notwendig", erklärt Söhngen. "Es ist auch gut, dass wir jetzt den ganzen Bereich dort als Zielbereich haben." Und zwar die Hilfeleistungszone der DG, die alle neun Gemeinden umfasst - und damit bei diesen Vereinbarungen mit einer Stimme sprechen konnte.
"Wir haben eine Organisation mit der Hilfeleistungszone, aber wir haben quasi mit jeder einzelnen Gemeinde von Aachen angefangen bis hin zur Verbandsgemeinde Hellenthal ein einzelnes Abkommen schließen müssen", erklärt Eupens Bürgermeisterin Claudia Niessen. Sie ist die Präsidentin der Hilfeleistungszone. "Jeder hat dann auch noch innerhalb seiner Gemeinde teilweise andere Verfahren oder wie Prüm auch nochmal eine andere Länderzuständigkeit, sodass Sie sich vorstellen können, dass das eine sehr große Komplexität an Verwaltungsarbeit war, um eigentlich das Normalste der Welt umzusetzen: nämlich die schnellste adäquate Hilfe in den Nachbargemeinden."
So normal und selbstverständlich das sein mag, braucht es doch einen verbindlichen Rechtsrahmen, um etwa im Falle von Haftungs- oder Versicherungsfragen keine böse Überraschung zu erleben. "Das kann ein Arbeitsunfall sein oder andere Folgeunfälle - das muss geregelt werden", sagt Francis Cloth, Kommandant der Hilfeleistungszone DG. "Und auch die Finanzierung muss klar sein. Deswegen sind solche Verträge die Grundlage, um die Zusammenarbeit nach vorne zu bringen."
Dazu braucht es eine gewisse Vorbereitung und mitunter den Segen von oben: In Deutschland ging die Anfrage bis hinauf ins Auswärtige Amt. Und die Vereinbarungen müssen natürlich mit Leben erfüllt werden. "Die Praxis, die lebt schon", so Cloth. "Also ich habe auch Kollegen, die machen öfters mal gemeinsame Übungen. Letzte Woche bei der Übung an der Bahnstrecke in Lontzen sind auch Kollegen von Aachen da gewesen. Die haben sich das angesehen. Wir haben ja auch schon eine Roadshow mit ihnen gemacht. Also die Basis sitzt und jeder denkt sich: Die Hilfe ist logisch, das ist so normal. Leben tut es schon, nur der Rahmen musste noch gesetzt werden."
Das gilt jetzt für die Hilfeleistungszone DG sowie die Nachbargemeinden Roetgen, Simmerath, Monschau, Hellenthal und die Verbandsgemeinde Prüm. Und Aachen zieht in wenigen Tagen nach. "Die Stadt Aachen wird dem Abkommen auch beitreten", erklärt Niessen. "Der Stadtratsbeschluss ist für den 26. Juni vorgesehen."
Stephan Pesch