Raerens Bürgermeister Jérôme Franssen hat am Dienstagabend seine letzte vollständige Gemeinderatssitzung als Bürgermeister geleitet. Weil er in wenigen Tagen neuer Unterrichtsminister der DG wird, muss er kommende Woche das Bürgermeisteramt an Mario Pitz abtreten. Am Ende der Sitzung beglückwünschte die Mit-Uns-Opposition Franssen zu seiner neuen Aufgabe als Minister mit Applaus und wünschte ihm eine glückliche Hand. Franssen bedankte sich bei seinen Ratskollegen und der Gemeindeverwaltung für die gute Zusammenarbeit. Vorher musste sich der Gemeinderat gleich zweimal mit dem Töpfereimuseum beschäftigen.
Töpfereimuseum
Wieder wird die Sanierung der Burgfassaden teurer. Regelmäßig tauchen bei den Arbeiten neue, bis dato unentdeckte Mängel auf, die die Kosten in die Höhe treiben. Durch die beschädigten Fugen ist im Laufe der Zeit immer mehr Wasser in das Mauerwerk eingedrungen und hat dort massive Schäden angerichtet. Dadurch kommen noch einmal knapp 290.000 Euro zusätzlich zusammen. Die Sanierungskosten der Burg liegen jetzt bei 1,6 Millionen Euro. August Boffenrath von der Mit-Uns-Opposition beklagt, dass der Denkmalschutz Auflagen mache, die kaum noch bezahlbar seien. Denkmalschutz ja, aber nicht zu jedem Preis, so Boffenrath. Dennoch trägt die Opposition die Mehrkosten mit. Bauschöffe Mario Pitz macht Hoffnung: Jetzt seien alle vier Grundmauern saniert – viel mehr könne da nicht mehr kommen.
Die Gemeinde muss auch dem Museumsbetrieb unter die Arme greifen. Gestiegene Lohn- und Energiekosten haben das Museum in einen finanziellen Engpass gebracht. Die Gemeinde sieht sich gezwungen, einen Überbrückungskredit von 50.000 Euro bereitzustellen. Auch Gemeinderatsmitglieder sitzen im Verwaltungsrat des Museums. Sie beteuern, das Museum tue alles, um finanziell wieder in die Spur zu kommen.
Kanalisation
Raeren bringt die nächsten Kanalisationsprojekte auf den Weg. Die Gemeinde hat dazu eine Prioritätenliste erstellt. Demnach soll als nächstes im Ortsteil Belven die Kanalisation grundlegend erneuert werden. Nach dem Wunsch der Gemeinde werden Straßen im Bereich zwischen Haustraße und Rottstraße sowie Teile der Neustraße und Bachstraße folgen. Ob die Projekte in nächster Zeit in Angriff genommen werden können, entscheidet aber die wallonische Gesellschaft für das Wassermanagement SPGE. Der Gemeinderat rechnet damit, dass noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen werden, bis die Kanalisationsarbeiten abgeschlossen sind. Die Projekte sind auf rund 8,4 Millionen Euro angelegt, wovon die Gemeinde selbst sieben Millionen tragen muss. Langfristig angedacht ist auch ein eigenes Klärwerk bei Hauset, das die Abwässer von Hauset und Eynatten aufnehmen soll.
Radweg für die Eynattener Straße
Entlang der Eynattener Straße soll ein Radweg entstehen. Die Gemeinde hat dazu schon einen Zuschuss von 460.000 Euro von der Wallonischen Region erhalten, jetzt muss der Radweg in vier Phasen geplant und gebaut werden. Als erstes soll ein Fuß- und Radweg im oberen Bereich zwischen Hauptstraße und Kinkebahn komplett neu angelegt werden. Dabei würde die Abwassergesellschaft AIDE eine Pumpstation am Reybach einrichten. Sie soll Abwässer Richtung Eynatten drücken, damit diese nicht mehr in den Reybach fließen. Erwin Günstig von Mit Uns befürchtet, dass dadurch das ohnehin marode Abwassersystem in Eynatten überlastet werde. Pumpen könne man erst, wenn es eine Kläranlage für Eynatten und Hauset gebe, so seine Einschätzung. Die letzten Teilstücke des Radwegs bis zum Kreisverkehr in Eynatten würden durch Fahrbahnmarkierungen realisiert.
ÖSHZ
Auch die Gemeinde Raeren muss das eigene Öffentliche Sozialhilfezentrum höher bezuschussen. Reichten in den letzten Jahren 990.000 Euro, so sind jetzt rund 1,5 Millionen Euro nötig, um alle Ausgaben zu decken. Ratsmitglied August Boffenrath beklagte in der Sitzung, es sei ein grundsätzliches Problem, dass andere Stellen immer mehr Lasten auf die Gemeinden abwälzten. Dies könne nicht so weitergehen.
Olivier Krickel