Am Dorfhaus in Eynatten wird an diesem frühen Mittwochmorgen schon fleißig gearbeitet. Gerade werden Schamottesteine entladen. Jeder Einzelne wird geprüft und von Betonresten befreit, so lassen sie sich später besser verarbeiten.
Seit letztem Herbst arbeiten hier rund zehn Ehrenamtliche, um das Brotbackhaus (ein "Backes") aus dem Boden zu stampfen. Einer von ihnen ist Wim Thelen. Er kümmert sich in erster Linie um den Bau des Holzofens. Sein Schwiegervater hatte einen selbstgebauten. Er ist also der richtige Mann für den Job. "Frühmorgens fangen wir an. Wir sind alle gut drauf. Vor der Arbeit bestimmen wir, was ansteht. Jeder macht das, was er kann."
Grundsätzlich werden ausschließlich recycelte Materialien eingesetzt. Die Feldbrand-, Sand-, Tuff- und Schamottesteine haben schon alle mindestens ein Leben hinter sich. Unter anderem kommen auch Steine zum Einsatz, die ursprünglich von der Ausgrabungsstelle der römischen Villa Rustica aus dem Freyenter Wald stammen.
In diesem Zusammenhang machte Audrey Olbertz vom Ministerium der DG darauf aufmerksam, dass es sich dabei um Steine gehandelt habe, die "zu keiner relevanten archäologischen Stratigraphie" gehörten, auf einer Nachbarwiese angesammelt und dem Dorfhaus zur Verfügung gestellt wurden. Es sei aber keineswegs so, dass man sich bei der römischen Villa an Steinmaterial bedienen dürfe.
Unbezahlbares Gemeinschaftsgefühl
"Es ist ein wunderbares Tageserlebnis, das wir hier anbieten werden. Wir hoffen, dass wir im Frühjahr 2025 einmal im Monat starten können. Brot backen braucht viel Zeit. Den ganzen Tag über kann man dann hier zusammen verbringen", sagt Claudia Mennicken vom Dorfhaus Eynatten.
Die ehrenamtliche Backhaus-Bautruppe ist auf jeden Fall schon jetzt zusammengewachsen. Gemeinsames Schuften und Probleme lösen, das schweißt zusammen und ist unbezahlbar. "Der große Anteil wird von den Ehrenamtlichen durchgeführt. Sie arbeiten und beschaffen die Materialien umsonst. Darüber hinaus informieren sie sich intensiv. Diese Leistung ist sehr groß und kaum zu beziffern", sagt Stephan Braunleder vom Dorfhaus Eynatten.
Beziffern kann man aber den Preis der Backstube. Rund 15.000 Euro kostet sie. Ein Großteil wird durch Spenden und Zuschüsse finanziert. Neben den Baumaterialien wurden auch Backmaschinen gekauft. Unter anderem eine Teigmaschine, aber nicht nur das. "Wir haben etwas Spezielles, das keiner hat: ein Gerät, um Brötchen zu backen. Da kommt der Teig rein und irgendwo wird das Ding eingeschaltet. Dann macht es „brrrrrrr“ – und dann hast du da 30 Brötchen fertig liegen", erklärt Wim Thelen.
Ob Brötchen, Brot, Pizza oder sogar Kuchen, im Frühjahr 2025 kann hier in geselliger Runde gebacken werden. Übrigens: Die Ehrenamtlichen sind noch auf der Suche nach einem Scheunentor. Wer eins anzubieten hat, der kann sich beim Eynattener Dorfhaus melden.
Das Dorfhaus Eynatten veranstaltet auch 2024 wieder das "Sommerspektakel": Am 23. Juni gibt es die Gelegenheit, sich ein Bild vom Brotbackhaus zu machen.
Dogan Malicki