Emric - das steht für den niederländischen Bandwurmtitel "Euregio Maas-Rijn Incidentenbestrijding en Crisisbeheering". Es geht um die Zusammenarbeit öffentlicher Dienste bei der Brandbekämpfung, um technische Hilfeleistung, Notfallversorgung, Infektionsschutz und das Katastrophen- und Krisenmanagement. Dafür gibt es in den jeweiligen Partnerländern Einrichtungen, aber je nach Lage können Rettungsdienste aus dem Nachbarland oft schneller am Einsatzort sein als die eigenen - oder aber bei größeren Notfällen unterstützen.
"Emric ist eigentlich eine Organisation, die uns ermöglicht, auf kurzen Wegen auch Kollegen aus dem Ausland anzusprechen. Und das perfekte Beispiel ist der Vennbrand gewesen, wo eben die deutschen Kollegen auf diesem kurzen Dienstweg über Emric angefordert werden konnten", erklärt Francis Cloth, Kommandant der Hilfeleistungszone der DG.
Giulia Stroink, Programm-Managerin bei EMRIC, erklärt, wie das in der Praxis läuft. "Dazu haben wir als EMRIC eine Webanwendung erstellt, in der die Hilfe innerhalb der Leitstelle in Paketen angefordert werden kann. Dazu gibt es verschiedene Pakete: Emric zum Brandschutz und auch verschiedene Pakete zum Rettungsdienst und natürlich auch zum Informationsaustausch. Das ist auch sehr wichtig und das kann alles angefordert werden über die Webanwendung, die automatisch übersetzt, was angefordert wird, sodass auch für die anderen Leitstelle deutlich ist, was sie liefern können, was gefragt wird."
Denn im Schnitt gibt es in der Euregio Maas-Rhein zwei grenzüberschreitende Einsätze pro Tag. "Wir hatten im letzten Jahr 735 grenzüberschreitende Einsätze" sagt Giulia Stroink. "Das sind natürlich die Grenzen in der ganzen Euregio Maas-Rhein, Deutschland-Niederlande, Deutschland-Belgien, Niederlande-Belgien. Davon waren ungefähr 650 vom Rettungsdienst und der Rest von der Feuerwehr."
Andreas Dovern, Leiter des Amtes für Brandschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz der Städteregion Aachen, spricht sogar von einem in Deutschland einmaligen Verbund. "Emric ist eine Art freiwillige Selbstverpflichtung, in der sich drei Staaten, drei Länder dazu verpflichten, sich gegenseitig Hilfe zu leisten. Man muss dazu sagen, dass bei den Blaulichtorganisationen diese Hilfe immer gewollt und auch gefördert wird. Aber es fehlt eben schlussendlich manchmal auch an der juristischen Klarstellung, um eben sicherzustellen, dass wir das eben auch dürfen."
Und er geht noch einen Schritt weiter. "Emric ist, glaube ich, sogar der Inbegriff von europäischem Denken, dass wir eben nicht an der Grenze Halt machen, dass wir zum Herzinfarkt, zum Dachstuhlbrand oder eben auch zur großen Hochwasserkatastrophe quer durch die Lande fahren dürfen. Dass wir über die Grenzen fahren dürfen und den Menschen helfen. Das muss immer im Vordergrund stehen bei allem, was wir tun. Die juristischen Hürden sind das eine, die Hürden der Staatsgrenzen sind das andere. Aber am Ende des Tages muss man ganz klar sagen, Emric ist vielleicht sogar wirklich ein Paradebeispiel für Europa."
Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist aber alles andere als selbstverständlich. In Belgien, Deutschland und den Niederlanden sind die Systeme und Gesetze so unterschiedlich, dass vieles geregelt werden muss, bevor ein Krankenwagen oder ein Feuerwehrfahrzeug die Grenze überqueren kann. Im Nachbarland shoppen, arbeiten oder studieren ist fast schon selbstverständlich, sich im Notfall gegenseitig zu helfen war es zumindest lange nicht.
In der Zwischenzeit wurde aber viel geregelt, oft in Zusammenarbeit mit anderen Behörden (auf nationaler, föderaler, provinzieller und kommunaler Ebene). Heute überqueren jedes Jahr etwa 900 Krankenwagen die Grenzen, um schnellstmögliche Hilfe zu leisten, und in etwa 300 Fällen helfen sich die Feuerwehren gegenseitig im Notfall.
Die Kooperationspartner sind die Feuerwehr der Stadt Aachen, das Ordnungsamt des Kreises Heinsberg und das Ordnungsamt der Städteregion Aachen in Deutschland, das Amt des Gouverneurs der Provinz Limburg und das Amt des Gouverneurs der Provinz Lüttich in Belgien, sowie die Veiligheidsregio Zuid-Limburg, GGD Zuid-Limburg und Ambulancezorg Limburg (RAV Limburg) in den Niederlanden. Diese Organisationen zahlen für die Zusammenarbeit und das sogenannte Emric-Büro. Neben diesen acht Partnern arbeiten mehr als 30 Dienste und Behörden mit Emric zusammen.
Alle Dienststellen setzen gemeinsam die Verträge zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit um, die zwischen den Ländern bestehen, zu denen die Euregio Maas-Rhein gehört. Wo es notwendig und möglich ist, schließen die Partner in Emric auch eigene grenzüberschreitende Kooperationsabkommen.
Stephan Pesch