Es sind riesige Zahlen, mit denen Serge Toussaint hantiert. Toussaint ist beim Öffentlichen Dienst der Wallonie als Pressesprecher für die Bereiche Mobilität und Infrastruktur zuständig. Acht Millionen Kubikmeter Wasser betrage derzeit die Reserve, die an der Wesertalsperre zur Vermeidung von Überschwemmungen zur Verfügung steht.
Im Vergleich: Vor den verheerenden Überschwemmungen im Sommer 2021 lag der Wert bei 2,5 Millionen Kubikmeter.
Folge der Überschwemmungen von 2021
Man habe die Kapazität des Staudamms in Hinblick auf Überschwemmungen erhöht, jene in Hinblick auf Trinkwasser dagegen verringert, erklärt Toussaint. Entweder speichere man viel Trinkwasser oder aber man speichere weniger, könne dann die Bevölkerung jedoch besser vor Überschwemmungen schützen. Das sei die Politik, für die man sich entschieden habe, erläutert er.
Angesichts der Wettervorhersage trat am Mittwoch eine Fachgruppe zusammen, unter anderem mit Vertretern der Notfallzonen sowie des KMI. Die Einrichtung solcher Gremien sei ebenfalls eine Folge der Überschwemmungen von 2021, sagt der Sprecher des Öffentlichen Dienstes der Wallonie.
Aber: Man habe es letztlich mit der Steuerung von Gefahren zu tun und könne nicht alles vorhersagen - auch nicht das, was unvorstellbar sei. Die Natur bleibe die Natur, betont Toussaint. Was man für diese Jahreszeit sagen müsse, sei, dass es vereinzelt zu Gewittern kommen könne, erläutert er.
Wohnen in der Nähe von Wasserläufen
Ergiebiger Niederschlag wirkt sich im Raum Eupen nicht nur auf die Talsperre aus. Auch die Weser steht im Mittelpunkt des Interesses. Sébastien Gailliez, der in der Wallonischen Region für nichtschiffbare Wasserläufe zuständig ist, sagt, eine Studie zur hydraulischen Modellierung sei mittlerweile abgeschlossen. Darunter versteht man die Abflussverhältnisse eines Flusses.
Es werde nun über Szenarien nachgedacht, wie man mehr Wasser als bisher in der Weser belassen könne. Unter anderem beschäftigt man sich dabei mit der Verbreiterung von Wasserläufen, sagt er. Es stehe dafür ein großer Haushalt zur Verfügung. Mehr als 200 Millionen Euro seien im Wesertal einzusetzen, um das Tal widerstandsfähiger gegen Überschwemmungen zu machen, betont Gailliez.
Und was können die Menschen tun, die an Wasserläufen wohnen, um ihre Häuser und Wohnungen zu schützen? Gailliez empfiehlt unter anderem Sandsäcke und wasserdichte Metallbretter, die an Türen und Fenstern angebracht werden, um zu verhindern, dass Wasser in die Häuser eindringt. Beim Neubau könne man Steckdosen höher anbringen. Ebenso sei es vorteilhaft, Fliesen statt Parkett zu verlegen.
Es gehe darum, seine Wohnung so anzupassen, dass man im Falle einer Überschwemmung schneller zur Normalität zurückkehren könne, sagt er. Insgesamt müsse man, so Gailliez, besser auf Unwetter vorbereitet sein. Und dafür sorgen, dass starker Niederschlag seltener verheerende Folgen für Menschen, Tiere und Material hat.
Moritz Korff
Seit der Hochwasserkatastrophe 2021 wurde auf allen Ebenen versucht, Fakten offen zu legen, Verantwortung zu klären, Fehler zu diagnostizieren, Handlungsempfehlungen auszusprechen und Missstände zu beseitigen.
Dabei wurde bewusst/unbewusst auch Desinformation betrieben. Nicht nur auf politischer Ebene, sondern leider auch in den Medien.
Damit nicht weiter Verwirrung gestiftet wird, ist es notwendig, die hier eingangs genannten Zahlen einzuordnen.
Wenn es stimmt, dass die aktuelle effektive Reserve der Wesertalsperre 8 Millionen Kubikmeter beträgt, ist es unzulässig zu behaupten, dass dieser Wert “im Vergleich” 2021 bei 2,5 Millionen lag.
Vor Beginn der Regenfälle im Juli 2021 betrug die effektive Reservekapazität der Talsperre nicht (wie hier genannt) 2,5 sondern 5,6 Millionen Kubikmeter. Damit war sie mehr als doppelt so hoch, wie die damals vorgesehenen und geltenden 2,8 Millionen Kubikmeter (Reserve d’empotement).
Um dem Hochwasserschutz - als sekundärer Aufgabe der Talsperre - mehr Bedeutung zu verleihen, wurde diese Reservekapazität mittlerweile von 2,8 auf 6 Millionen mehr als verdoppelt.
Um selbst keine Desinformation zu betreiben müsste es korrekt heißen:
"Damit war sie genau doppelt so hoch, wie die damals vorgesehenen und geltenden 2,8 Millionen Kubikmeter".
Sorry!