Henri Reul ist der Präsident des Beirates der DG für Personen mit einer Beeinträchtigung. Sehkraft hat er nur auf einem Auge - und das nur zu 15 Prozent. Er kommt gut zurecht. In der digitalen Welt braucht er aber digitale Hilfsmittel. Denn in der Regel sind Internetangebote eben nicht barrierefrei.
Der Vorteil der technischen Hilfsmittel: Man kann sie so auswählen und einstellen, wie man es braucht. Schließlich ist keine Beeinträchtigung wie die andere. "Ich bin froh, dass man die Hilfsmittel hat. Ich mache da viel mit. Zum Beispiel mit meinem Handy. Gerade für uns Blinde und Sehbehinderte hat das Freiheiten gebracht. Was hat man denn früher beruflich gemacht als Blinder? Telefonist."
Klar: Die E-Mail vom Amt kann er vergrößern und lesen - oder sich vorlesen lassen. Aber manchmal ist ihm ein Brief doch lieber. Denn da muss man nicht so nach der Information suchen, sagt Henri. "Wenn ich jetzt hier drauf drücke, dann kann ich erkennen. Ich habe jetzt eine Bildschirmlupe angemacht, auf 400. Jetzt kann ich sagen, dass ich anfange zu erkennen."
Klare Seitenführung
Denn wenn man, wie er, die Ansicht um 400 Prozent vergrößern muss, dann geht einem schnell der Überblick auf dem Monitor verloren. Eine klare Seitenführung ist daher ein Aspekt der digitalen Barrierefreiheit, weiß Sandra Weber, Referentin für digitale Barrierefreiheit im Ministerium der DG. "Das, was Internetseiten haben müssten, um niemanden auszuschließen. Die Merkmale der digitalen Barrierefreiheit sind ganz unterschiedlich. Ganz viele verschiedene Aspekte aus ganz vielen verschiedenen Bereichen, die erfüllt sein müssen. Das fängt an beim Farbkonzept. Hat man gute Kontraste gewählt, hat man eine gute Schriftgröße. Ist die Orientierung auf der Webseite einfach oder hat man eine ganz komplizierte Navigation? Kann man die Webseite nur mit der Maus navigieren oder ist es auch möglich, mit der Tastatur zu navigieren? Für manche Menschen, die zum Beispiel zitternde Hände haben, ist es nicht möglich, mit einer Maus zu navigieren. Also müssen sie auf die Tastatur zurückgreifen."
Viele Nutzer haben nur Smartphones. Da sollten Schaltflächen gut erkennbar und erreichbar sein. Leichte Sprache ist ein Thema. Flackernde Bilder und Videos sind für manchen Nutzer einfach unerträglich. Henri Reul erwartet gar nicht das ganze Paket. Aber er versteht nicht, warum man nicht immer von vorneherein die wesentlichen Elemente einer Internetseite barrierefrei anlegt.
Die Möglichkeit, Kontrast und Schriftgröße einzustellen, sei das Mindeste. "Da sagte mein Kollege, wenn wir schon mal alles machen würden, was wir könnten, dann wären wir schon einen Schritt weiter. Das ist wahr. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten." Kleinigkeiten vielleicht - aber man muss es machen, wenn man alle mitnehmen möchte.
Die Deutschsprachige Gemeinschaft hat eine Internetseite freigeschaltet mit Informationen zur digitalen Barrierefreiheit.
Gudrun Hunold