Treffpunkt Industriezone I in St. Vith: Auf einem großen leerstehenden Platz gibt Fahrlehrer Pierrot Genten noch ein paar letzte Anweisungen, bevor es ans Eingemachte geht. Er begleitet sechs seiner Schützlinge bei ihrer Traktor-Fahrprüfung. Mit allen Kandidaten hat er jeweils acht Unterrichtsstunden absolviert. Auf dem Plan standen unterschiedliche Manöver und das Fahren auf der öffentlichen Straße. "Ein Traktor fährt 40 Stundenkilometer. Er wiegt mit einem leeren Anhänger 14 Tonnen. Geladen kommen noch ein paar mehr Tonnen dazu. Die angehenden Fahrer müssen also wissen, dass sie nicht sofort stehen bleiben, wenn sie auf die Bremse treten. Einige haben schon einen Autoführerschein und wenn sie das erste Mal Traktor fahren, kommen sie nicht zum Stehen. Das Wichtigste bei der Sache: Im Berg muss die Motorbremse genutzt werden."
Geübt wird seit einigen Wochen in St. Vith auf einem großen Platz, der dem Arbeitsamt gehört. Die große Fläche eignet sich optimal für das Landwirtschaftliche Schulungszentrum. Das LSZ darf sich hier problemlos ausbreiten, wenn geübt oder geprüft wird.
Ein wichtiger Partner sind die Berufskollegen AgroCampus aus Flandern. Die Vereinigung hat vier Traktoren, die für Fahrschüler bestens geeignet sind. Einen davon bekommt nun das LSZ immer wieder mal ausgeliehen, erklärt Gerd Brüls, Projektkoordinator beim Landwirtschaftlichen Schulungszentrum. "Die Traktoren sind optimal ausgerichtet. Alles, was stört, wurde abmontiert. Zusätzliche Bremsen oder ein Sitz für den Fahrprüfer wurden dazumontiert. Dieser Traktor wird an zwei Perioden im Jahr, während mehreren Wochen, in Ostbelgien stehen. Zu diesen Zeiten können wir dann mehrere Unterrichte und Prüfungen durchführen."
Sektor soll wieder attraktiver werden
Pro Periode können rund 15 Kandidaten dem praktischen Unterricht folgen, um im Anschluss ihre Prüfung abzulegen. Rund 1.000 Euro kostet der Praxisunterricht insgesamt. Die DG unterstützt jeden Kandidaten finanziell mit 500 Euro, weiß Bildungsministerin Lydia Klinkenberg. "Die Tatsache, dass der praktische Fahrschulunterricht für den Traktorführerschein nicht mehr in der DG organisiert werden konnte, führte dazu, dass die Ausbildung in der Landwirtschaft nicht mehr so attraktiv war. Diesem Zustand möchten wir nun entgegenwirken, damit der Sektor wieder attraktiver wird."
Sechs Kandidaten sind am Donnerstag am Start, um ihre Führerscheinprüfung zu absolvieren. Für alle war von Anfang an klar, dass sie vor der Fahrprüfung, die acht Stunden Praxisunterricht - in deutscher Sprache - in Anspruch nehmen möchten. So auch für Gary Jost und Iris Willems. "Unter anderem, weil man hier vom LSZ den Traktor samt Anhänger gestellt bekommt. Man ist sich also sicher, dass man bei der Fahrprüfung konform ist. Darüber hinaus kann uns der Fahrlehrer auf die Prüfung vorbereiten. So wissen wir, was uns erwartet." "Ich fand die acht Stunden Unterricht sehr gut. Ich war super vorbereitet und hatte keine Angst vor der Prüfung", sagt Iris Willems.
Der im März unterzeichnete Geschäftsführungsvertrag zwischen der DG, dem LSZ und dem IAWM zeigte am Donnerstag seine Wirkung. Fünf der sechs Teilnehmer haben ihren Traktorführerschein nun in der Tasche, darunter Yannick Ortmann, Gary Jost und Iris Willems.
Wer auch Praxisstunden für den Traktorführerschein in Anspruch nehmen möchte, findet alle nötigen Informationen auf der Webseite des Bauernbundes.
Dogan Malicki