In Lontzen-Busch, umringt von Feldern, steht ein alter Gutshof aus dem 17. Jahrhundert. Haupthaus und Nebengebäude sind aus Sand- und Blaustein. Zwischen den unebenen Pflastersteinen im Hof vor dem hölzernen Eingangsportal sprießt das Unkraut. Hinter dem Eingang rechts geht es in die Wohnküche - und von dort direkt in den alten Stall. Dort liegt noch das Stroh. Kann man aber nicht mehr als Futter verwenden, sagt die Künstlerin Tanja Mosblech.
Tanja Mosblech und ihr Mann Alexander Grablowitz haben den Gutshof gekauft und erfüllen sich damit einen Traum. Keinen Wohntraum, sondern den Traum vom Ort, an dem Begegnung, Kunst und Kultur möglich sind. An dem Altes die Basis bietet für Neues.
"In Zukunft soll es ein Ort sein, wo man als Künstler arbeiten kann. Ich denke an Workshops oder Seminare. Es ist eigentlich noch sehr, sehr offen. Auch das soll sich entwickeln. Ich muss jetzt kein Projekt einreichen, wo alles schon steht und mit Budget. Es kann wachsen - und soll gemeinsam wachsen mit all den Menschen, die hier sein möchten und können."
Es gibt also keinen ausgearbeiteten Plan, aber doch genug Pläne. Eine Zentrale für Kunst und Kultur nennen die beiden ihr Projekt. Die Renovierung wird mit und mit erfolgen. Es wird keine Sanierung. Zunächst wird ein Neubau hinter dem Haus entstehen, der als Atelier dient und künftig die Malkurse von Tanja Mosblech beherbergt: "Wir hatten beide eine Vision. Ich komme ja aus der Malerei und gebe Malkurse. Ich träume schon seit langem davon, die auch in der Natur machen zu können. Dass man dort schlafen, essen und malen kann. Das Arbeiten ist wichtig - zusammen. Auch anderen Künstlern anzubieten, hier Seminare und Workshops zu geben. Und Alex hatte immer den Traum, einen Ort zu schaffen, wo es kleine, feine, akustische Konzerte gibt. Er ist Musik-Fanatiker und liebt Musik über alles. Er möchte gerne diesen Künstlern Raum geben."
Ab dem 25. Mai und bis Mitte Juni wird in der Zentrale in Lontzen-Busch aber schon Kunst und Kultur passieren. Als "Übergangsritual", sagt Tanja Mosblech. An drei Wochenenden werden sie und 18 weitere Künstler ausstellen und die alten Räume neu beleben. Zudem gibt es ein Rahmenprogramm - musikalisch und auch kulinarisch.
Zwei der teilnehmenden Künstler sind Jana Rusch und Romain Van Wissen. "Es ist immer spannend zu sehen, wie sich Räume verändern, wenn man hier Kunst hereinbringt. Ich habe jetzt geschaut, dass hier eine Linie drin ist, denn es werden ja auch mehrere Künstler folgen. Und für mich ist wichtig, dass die Kunst harmonisch in dem Raum funktioniert", so Jana Rusch.
Im ehemaligen Kinderzimmer stellt Romain Van Wissen aus. "Der grün-blaue Raum hier ist extra für mich. Ich fand ihn sofort interessant und habe gleich an eine Installation gedacht, die mit Kindern zu tun hat: Da ist ein Mutterhaus und so kleine Häuser, die drum herumsitzen, als wenn das Mutterhaus den kleinen Häusern etwas erzählt. Ich glaube, die Installation passt hier gut rein. Das wird was!"
Das wird was - mit der Zentrale für Kunst und Kultur. Denn neben den subventionierten Räumen wie Museen oder Kulturzentren, in denen Kunst präsentiert wird, braucht es auch Räume, in denen sie entstehen kann. Den schaffen sich Alexander Grablowitz und Tanja Mosblech auf dem denkmalgeschützten Hof in Lontzen-Busch.
Die Ausstellung "Tzen Broysch" ist zu sehen an den Wochenenden vom 25. und 26. Mai, vom 1. und 2. Juni (zur Open Art Sunday) und am 8. und 9. Juni. Mit dabei: 19 Künstler, Konzerte, Performances und Kulinarik.
Adresse: Zentrale für Kunst und Kultur, Waldstraße 11 in Lontzen-Busch
Gudrun Hunold