Der Anschaulichkeit halber macht die Broschüre mit einem bestens bekannten Bild auf: Die Titanic steuert auf einen Eisberg zu. Über dem Wasser, gut sichtbar, der Energieverbrauch. Unter der Wasseroberfläche: die "grauen" Treibhausgase, die "graue" Energie, der Rohstoffverbrauch und die Zerstörung der Natur. Das Ende der Geschichte ist bekannt.
Raerens Energieschöffe Ulrich Deller erklärt, warum der Gemeinde so daran gelegen ist, gerade beim Bauen auf das zu achten, was so nicht sichtbar ist: "Weil es sehr wichtig ist, nicht nur energieeffizient zu bauen, sondern weil es wichtig ist, darüber hinaus den nicht wachsenden Materialverbrauch anzusehen. Weil es sehr wichtig ist zu sehen, dass wir in der Verwendung von Primärenergie unsere gesamte Klimasituation schonen müssen. Und da muss jeder von uns auch seine Verantwortung tragen."
Ressource-Score für Gebäude
Die Gemeinde Raeren hat mit Unterstützung der Deutschsprachigen Gemeinschaft eine "Orientierungshilfe" erstellen lassen, von der ResScor GmbH um den Geologen und Wirtschaftsingenieur Klaus Dosch. Ausgangspunkt waren fünf Mustergebäude: vom freistehenden Einfamilienhaus bis zur Doppelhaushälfte und dem Reihenmittelhaus. Auf der Grundlage verschiedener Bauweisen und Heizmethoden wurden sie anhand eines dreiteiligen Ressource-Scores bewertet.
"Die Häuserberechnungen, die Klaus Dosch vorgenommen hat, beziehen sich auf typische Häuser, die in Raeren gebaut werden. Aber die Grundidee und auch die Berechnungen können so ohne Schwierigkeiten auf andere Gemeinden übertragen werden. Da kann die DG viel von lernen", erklärt der Schöffe Ulrich Deller.
Baukultur im Wandel
Wenig überraschend: Holzbau-Varianten sind deutlich klima- und ressourcenschonender als Gebäude in konventioneller Massivbauweise. Und Doppelhaushälften oder Reihenhäuser schneiden besser ab als freistehende Einfamilienhäuser in gleicher Bauweise.
Der klassische Bungalow, erklärt Klaus Dosch, schneidet in dieser Hinsicht am schlechtesten ab. Und er schiebt hinterher: Wir müssten "von der Baukultur der Verschwendung aus den 1970er Jahren zu einer Baukultur des 21. Jahrhunderts" kommen.
Die Gemeinde Raeren ihrerseits will den Bauwilligen keine Vorschriften machen, bestenfalls Empfehlungen oder Hinweise, wie zukunftsfähige Gebäude errichtet werden können, so der Energieschöffe. "Ich glaube, dass wir noch ein bisschen Zeit brauchen. Ich glaube, dass die Bauinteressenten und auch die Architekten für diese Überlegungen sehr offen sind. Vor allen Dingen, wenn man merkt, dass diese Möglichkeiten des Bauens nicht unbedingt auf den Geldbeutel schlagen."
Stephan Pesch