Die Wanderratte ist die einzige Rattenart, die in unseren Breitengraden heimisch ist. Sie lebt vornehmlich aber nicht ausschließlich in der Kanalisation.
Sie ist eigentlich überall dort anzutreffen, wo sie Nahrung findet, sagt Kammerjäger Axel Schreier: "Das ist oft Vogelfutter, was gegeben wird - mittlerweile auch ganzjährig. Es gibt ja auch Vereine oder Verbände, die darauf hinweisen, dass man das tun soll. Aber das Vogelfutter dient auch der Ratte als Futterquelle. Dann ist es natürlich die Mülllagerung: Säcke oder Mülltonnen, wo die Deckel nicht geschlossen sind. Das nehmen die Tiere natürlich sehr gerne an und setzen sich dann im Umfeld von den Nahrungsquellen fest."
Im Garten finden wir dann deren Hinterlassenschaften - oder auch faustgroße Erdlöcher. Auch in Kräuterbeeten hinterlassen die Nager ihre Spuren. Das bedeutet, dass Hausmittel wie Pfefferminzöl oder ähnliches die Ratten keineswegs vertreiben.
Auch über die Kanalisation und den Hausanschluss finden die Tiere den Weg ins Haus. "Im Abflusskanal ist natürlich auch der Hausanschluss und auch über diesen Hausanschluss kann es sein, dass die Tiere in Gebäude eindringen", so Axel Schreier. "Im Keller findet man dann zum Beispiel das Tier, wenn irgendwo ein Kanalablauf offen steht, weil der Kanaldeckel fehlt."
"Es kommt auch vor - das ist aber echt die Ausnahme, das haben wir vielleicht zwei oder drei Mal im Jahr - dann ist es auch möglich, dass eine Ratte durch eine Toilette ins Badezimmer kommt." Allerdings sind moderne WCs Tiefspüler und ist die Keramik so glatt, dass die Ratte keinen Halt hat und nicht aus der Keramik herauskommt. Wer ganz sicher gehen will, muss im Abflussrohr eine Einwegklappe verbauen.
Die einzige effektive und vor allem tierfreundliche Möglichkeit, die Ratten loszuwerden, ist laut Schreier das Auslegen von Giftködern: "Also eigentlich ist alles das, was Leute erzählen, wie sie einen Rattenbefall losgeworden sind oder los werden, Tierquälerei. Das fängt beim Anzünden an und hört dann mit Kalk und solchen Sachen auf, was dann letzten Endes zu einem Darmverschluss oder sonst irgendwas führt. Das ist alles Tierquälerei."
Dass die Köder über Gemeinden an Privatpersonen abgegeben werden oder Rattengift im Baumarkt frei verkäuflich ist, sieht der Kammerjäger sehr kritisch. Denn die Gifte haben verschiedene Wirkweisen. Auch müsse man wissen, welchen Köder man wie auslegt, um andere Tiere - und nicht zuletzt das eigene Haustier - zu schützen. "Bei Bussarden und anderen Wildtieren kann es beispielsweise auch zu Sekundärvergiftungen führen, wenn sie zu viele Mäuse aufgefressen haben. Wenn Sie eine Rattenbekämpfung im Garten machen, gehen an dieselben Köder natürlich auch Mäuse. Und dann hat man dann solche Wirkstoffrückstände in Eulen, in Bussarden und Katzen wiedergefunden."
Ratten vermehren sich hingegen nicht explosionsartig. Eine Ratte ist ein Säugetier, dass die Jungen über acht Wochen bis zu drei Monaten großzieht. Übrigens sind Ratten auch nützlich. Denn sie entfernen Essensrückstände aus unserem Abwasser, bevor es in die Kläranlage fließt.
Überhaupt, findet der Schädlingsbekämpfer, hätten Ratten nur einen schlechten Ruf: "Grundsätzlich ist eine Ratte ein Wirbeltier und sehr, sehr sozial. Sie ist sehr anpassungsfähig und eigentlich nichts anderes als ein Hamster, den Leute auch zu Hause haben und hegen und pflegen", so Schreier.
Gudrun Hunold