Ortstermin im Musterhaus. Bauherren, Handwerker und Presse haben sich in der guten Stube eines künftigen Besitzers versammelt. Wie überall im neuen Viertel schweift der Blick in den frisch angelegten Park, um den herum sich die Gebäude reihen. Die Residenzen - insgesamt sind zwölf geplant - bestehen aus Studios sowie Ein- bis Drei-Zimmer-Apartments. 13 Einfamilienhäuser liegen zwischen Friedhof und der neuen Grünanlage mit Kinderspielplatz und Regenrückhaltebecken.
Der Park sei das Herzstück des Projektes, sagt Projektentwicklerin Syndey Vandenhende. Das Stadtzentrum sei fußläufig erreichbar, daher sei dies ein autofreies Viertel. Die Fahrzeuge der Bewohner werden in der Tiefgarage abgestellt.
Die Grünanlage wird mit Regenwasser bewässert und auf den Dächern gibt es Solarpaneele. Die Wohneinheiten beziehen aber Trinkwasser. Wer bei dem so beworbenen ökologischen Viertel also an eine ökologisch ausgefuchste Haustechnik denkt, liegt falsch.
Immerhin: Über einen neuen Radweg entlang des ebenfalls neuen Bushofes in unmittelbarer Nachbarschaft kann man vom Viertel über die Promenade bis Kettenis radeln. Das ist dann auch Teil des Masterplans der Stadt Eupen, für das gesamte Viertel, das künftig bis zum Friedenspark und die Herbesthalerstraße reichen soll.
Bürgermeisterin Claudia Niessen erklärt: "Es geht darum, die Promenade hier weiter durch das Viertel zu führen. Dass das dann am Friedenspark wirklich auch auskommt, der Fuß und Radweg. Und daneben gliedert sich dann klassische Wohnbebauung, aber auch eher Appartementgebäude, die sich dann entwickeln können. Und auch ähnlich wie hier, liegt auch da der Fokus auch auf eine hohe Lebensqualität, ein ruhiges Viertel und ein sehr begrüntes Stadtviertel."
So gehörte es zu den Vorgaben der Stadt an die Bauherren, dass das Viertel autofrei bleibt und begrünt wird. Eine weitere Anforderung: das große Regenrückhaltebecken. "Das ist uns wichtig, damit bei Starkregenereignissen einfach unsere Kanalisation entlastet wird. Und natürlich auch der Faktor Grün. Die Bäume tragen zu einer hohen Lebensqualität bei. Ist quasi so eine Klimaanlage in der Stadt. Im Sommer haben wir dadurch angenehmere Temperaturen, auch innerstädtisch", so Niessen.
Architektonisch ist das Neo-Projekt gelungen. Kein Haus gleicht dem anderen, dennoch harmonieren die Gebäude. Zum sozialen Wohnungsbau zählen die Appartements und Häuser aber nicht. Aber eine Stadt braucht nicht nur einen architektonischen Mix, sondern auch einen sozialen. Die Projekte der Stadt in der Borngasse oder aktuell in der Hillstraße decken kaum den Bedarf, weiß auch die Bürgermeisterin. "Aber insgesamt ist das Thema bezahlbarer Wohnraum und auch gesunder, bezahlbarer Wohnraum gerade für die Stadt ein sehr, sehr großes Thema. Deswegen diskutieren wir dieses Thema auch sehr intensiv mit der Regierung und dem Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft."
Gudrun Hunold
Wenn man die happigen Preise dieser Immobilien sieht, ist man von "bezahlbarem Wohnraum" wohl noch ziemlich weit entfernt...
Wäre es nicht sinnvoller gewesen, längs notwendige Massnahmen zur Sanierung der zahlreichen maroden Immobilien im Stadtkern anzustreben?