Dass Aachen, die Wahlheimat von Karl dem Großen, geschichtsträchtig ist, das ist wohl jedem klar. Trotzdem gibt es immer wieder Entdeckungen, die bei Archäologen für große Aufregung sorgen. So auch jetzt im Rahmen von Bauarbeiten an der Pontstraße Ecke Marktplatz. "Man hat hier Reste gefunden einer massiven römischen Mauer, die aufgrund des Verlaufs als Torteil einer großen Befestigungsanlage gelten darf", erklärt Stadtarchäologe Andreas Schaub.
"Diese Anlage hat seit Beginn des 3. Jahrhunderts den ganzen Aachener Markthügel umschlossen, mit einem Fundament von einer über fünf Meter breiten Mauer und runden Türmen. Bis jetzt hatten wir keine konkreten Hinweise darauf, wo sich Tore befinden und jetzt mit diesem Fund haben wir zum ersten Mal einen Beleg, dass nach Norden in der heutigen Pontstraße ein sehr imposanter Tordurchlass war."
Funde wie die freigelegte Wehrmauer tragen dazu bei, das Aachen der Vergangenheit zu rekonstruieren und besser nachzuvollziehen, wie die Menschen damals lebten. "Es ist ein weiteres Fragment unserer Geschichte aus der Römerzeit bis hin zum Mittelalter. Wir wissen, dass diese Anlage bis zur Zeit Karls des Großen und darüber hinaus bestanden hat. Erst im 12. Jahrhundert ist die Anlage abgebrochen worden. Für rund 800 oder 900 Jahre war diese Anlage hier ganz prägend für Aachen und die Form des heutigen Marktes geht, wie wir jetzt wissen, auf dieses Kastum zurück. Das ist eine enorme städtebauliche Auswirkung, die diese Anlage hatte."
Da archäologische Grabungen per Gesetz nicht einfach auf Verdacht durchgeführt werden können, werden die meisten Entdeckungen im Rahmen von Bauarbeiten gemacht. Baustellen werden also von Archäologen begleitet, die die Sicherungen und Dokumentation von Funden gewährleisten. Rund um den Marktplatz wurden so auch in der Vergangenheit schon Teile der Wehrmauer gefunden.
An manchen Stellen können die Funde erhalten bleiben. An der Pontstraße geht das leider nicht, erklärt Schaub. "An dieser Stelle wird es auch nicht möglich sein, mit Glasplatten zu arbeiten. Die wären wahrscheinlich sehr schnell zerkratzt und sind auch klimatisch schwer zu händeln, dass da nicht ein Bewuchs oder Feuchtigkeit entsteht. Wir wollen an dieser Stelle eher über virtuelle Mittel und Scans arbeiten. Vielleicht können wir dann Stationen errichten, an denen Menschen virtuell sehen können, wie die Anlage aussah."
Die Bauarbeiten, die zu dem Blick in die Vergangenheit geführt hatten, werden vom Regionetz durchgeführt. Projektleiter Ralf Jansen erklärt, dass die Arbeiten auch die Pontstraße der Zukunft einleiten werden. "Die Pontstraße soll in Zukunft vor allem barrierefreier werden. Das wollen wir unter anderem mit einem neuen und vor allem glatten Straßenpflaster umsetzen, wie wir es auch schon in anderen Straßen gemacht haben."
Mit dem Fortschritt der Bauarbeiten hoffen die Archäologen auch auf weitere Entdeckungen, die das Aachener Puzzle mit und mit vervollständigen.
Lindsay Ahn