Im Blindflug über die Rennstrecke von Spa-Francorchamps - ein ungewohntes Bild auf einer der schönsten Rennstrecken der Welt. Sven Leufgen, eigentlich für die Sicherheit auf dem Rundkurs verantwortlich, fährt mit verbundenen Augen über die Rennstrecke.
Nach einer kurzen Einweisung geht es in die Obhut des Fahrlehrers, der mit seinen Kommandos das Lenken des Fahrzeugs übernimmt. Am Anfang noch etwas zaghaft unterwegs wird das Vertrauen in die Instruktionen nach wenigen Metern immer größer. "Aus der Boxengasse raus war es sehr gewöhnungsbedürftig, zu vertrauen, dass er einem sagt, wann es wieder geradeaus geht und nicht selber schon zu wissen, wann man denkt, dass es wieder geradeaus geht. Das war am Anfang schon sehr verschieden. Dadurch, dass ich hier viele Runden fahre, glaubt man, es am Anfang besser zu wissen", sagt Leufgen.
Über 100 Stundenkilometer erreicht das Fahrschulauto mit dem blinden Fahrzeugführer Sven Leufgen am Steuer. "Wenn ihr mir das nicht sagt, dann hätte ich es nicht geglaubt, oder nicht gespürt."
Die Vereinigung "Les Non-Voyants et leurs Drôles de Machines" ist zum zweiten Mal in Spa-Francorchamps zu Gast, um das Gefühl des Nicht-Sehens am Steuer, sehenden Menschen zu vermitteln. "Es ist ein Teambuilding, um am Vertrauen zu arbeiten und die Realität der Blinden zu verstehen. Dieses Experiment ist ganz gut für das ganze Team am Saisonbeginn", so Amaury Bertholomé, der Direktor von Spa-Francorchamps.
Für die einen ist es eine einmalige Erfahrung. Für Luc Costermans ist die Blindheit Alltag. Am Steuer zu sitzen, gibt ein Stück Selbstwertgefühl zurück. "Das erhöht die Selbstachtung und kann einem das Selbstvertrauen wieder zurückbringen. Das ist ganz wichtig", sagt Luc Costermans abschließend.
Christophe Ramjoie