Lange war Manfred Dahmen so etwas wie ein verlässlicher Indikator für den Wechsel der Jahreszeiten: Fiel im Hohen Venn der erste Schnee war er im JT der RTBF zu sehen. Und so ging es in schöner Regelmäßigkeit weiter: von der Herausgabe der Beherbungskataloge im Frühjahr über die Sommerbilanz bis zu den gastronomischen Herbstwochenenden.
Werbetrommel gerührt und Kontakte gepflegt
Dahmen, der aus dem gleichnamigen Hotel in Büllingen stammte, war ein Mann vom Fach und wusste wie er die Werbetrommel rühren musste für eine Region, die weder mit sonnigen Stränden noch mit großartigem Sightseeing aufwarten kann.
Er besann sich auf deren Stärken: die schöne Natur und die gute Küche. Und auf sein Talent, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen: "Diese Arbeit mit der Presse insgesamt ist äußerst wichtig, denn die Presseleute sind ja Multiplikatoren wie kein anderer Zweig." Neben seiner Jovialität halfen dem Nordeifeler dabei eine gewisse Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit.
Nach seiner Ausbildung zum Hotel- und Tourismusfachmann war Manfred Dahmen Sekretär des Verbandes der Verkehrsvereine der Ostkantone (USICE) und des Naturparks Hohes Venn-Eifel.
1987 wurde er dann zum Direktor des neu gegründeten Verkehrsamtes der Ostkantone (VAO) - und damit erster Ansprechpartner für die beteiligten elf Gemeinden, ihre Verkehrs- und Verschönerungsvereine, die touristischen Anbieter und die zuständigen Minister. Bis zu seiner Pensionierung Mitte 2009 hatte Manfred Dahmen zunächst mit Joseph Maraite, dann mit Bernd Gentges zu tun. Bei seiner offiziellen Verabschiedung sagte er: "Ich denke, dass es mich am meisten freut, dass der Tourismus in Ostbelgien jetzt als bedeutender Wirtschaftszweig anerkannt wird, das war am Anfang nicht so ..."
Verfechter der Gemeinsamkeit der Ostkantone
Sandra De Taeye, die etwas später seine Nachfolge bei der heutigen Tourismusagentur Ostbelgien antreten sollte, erinnert sich: “Er hat den Tourismus in seinen Anfängen in Ostbelgien miterlebt und damals sehr schnell erkannt, dass es professionelle Strukturen geben muss, damit wir in Zukunft fähig sind, immer mehr Gäste in Ostbelgien empfangen zu können.”
Die Deutschsprachige Gemeinschaft war Manfred Dahmen aber immer schon zu klein: Den Großteil seines Lebens wohnte er in der Gemeinde Weismes, viele Jahre in Robertville, wo seine Frau Jacqueline mit ihrer Schwester Josée Solheid das "Hôtel des Bains" betrieb, und später in Walk.
Im deutschsprachigen Ostbelgien wie der "Prophet im eigenen Land" mitunter misstrauisch beäugt und kritisiert (vor allem aus den Nordgemeinden) wurde Manfred Dahmen in der Malmedyer Wallonie geradezu verehrt - als "Monsieur Tourisme" und so etwas wie der "Mister Ostkantone" ...
Immer hielt er die touristische Fahne der Malmedyer Wallonie hoch - wovon die Tourismusregion noch heute profitiert: “Wir bereichern uns in diesem Angebot", sagt Sandra De Taeye. "Damals, 2010, als ich angefangen habe, stand tatsächlich zur Debatte, ob die Deutschsprachige Gemeinschaft eine eigene touristische Region gründen soll und ich bin sehr froh, dass von innen, vom Sektor, und auch dank des Verfechtens von Herrn Dahmen, dem nicht zugestimmt wurde und das wir Ostbelgien geblieben sind – eine Tourismusdestination, wie sie im Buche steht.”
Seiner wallonischen Wahlheimat stand Manfred Dahmen auch als "Unruheständler" in Tourismusfragen beratend zur Seite und kommunalpolitisch: 2006 kandidierte er auf der Liste "Oser" des früheren Kammerabgeordneten und Senators René Thissen und schaffte mit rund 800 Vorzugsstimmen auf Anhieb den Einzug in den Weismeser Gemeinderat, wo er bis Anfang 2011 blieb.
Zusammen mit dem Welkenraedter René Schyns betätigte sich Manfred Dahmen auch als polyglotter Botschafter für dessen Ausstellungsprojekte, aktiv warb er auch für die Malmedyer Kultur- und Theatervereinigung AMAPAC.
Stephan Pesch