Die letzten Jahre waren belastend für Marion Haak. Ende 2022 wendete sich die Betreiberin des Reptilienparadieses an den BRF. Im gesamten Gebäude war die Heizung ausgefallen – und das mehrere Wochen lang. Viele ihrer Reptilien wurden krank, nicht wenige mussten sterben.
Lange Zeit meldete sich der Vermieter nicht. Plötzlich beschloss er, die bestehende Gastherme auszubauen. In den Wohnungen ließ er anschließend Elektroheizungen installieren. "Die Stadt selbst hat uns gesagt, dass es sich hier um eine versteckte Mieterhöhung handelt", so Marion Haak. "Die Stromkosten, die durch die neuen Elektroheizungen entstehen werden, müssen wir Mieter selbst zahlen. In der Warmmiete sind nämlich die Gaskosten mit inbegriffen, aber nicht die Stromkosten."
Stromkosten sind durch Umrüstung auf Elektroheizungen explodiert
Marion Haak wusste zu diesem Zeitpunkt schon, dass ihre Stromkosten explodieren würden. Nach über einem Jahr sieht die Situation wie folgt aus: "Nachzahlen musste ich rund 4.500 Euro, obwohl ich schon über 3.000 Euro Vorauszahlungen getätigt habe. Da ich auch noch die Kosten aus dem vergangenen Jahr abzahlen muss, liege ich nun bei rund 850 Euro Stromkosten pro Monat." Als die Gastherme noch in Betrieb war, zahlte Marion Haak rund 200 Euro im Monat für den Strom.
Nicht besser sah es Ende 2022 bei ihren Nachbarn aus. Das Ehepaar Rusiti musste nachts frieren. Bei Dany Olbertz tropfte es von der Decke. Auf Nachfrage versicherte der Eigentümer, sich um die Angelegenheiten zu kümmern.
Situation hat sich innerhalb eines Jahres weiter verschlechtert
Mehr als ein Jahr später hat sich die Situation verschlechtert: Am Notausgang im hinteren Teil des Gebäudes zum Garten hin klaffte bis vor einigen Wochen noch ein großes Loch im Boden. A propos Garten - Ruhe und Entspannung kann man hier nicht finden. Vielmehr befindet sich hier eine Baustelle, die auch noch eine Gefahr für den Menschen darstellt. Und auch im Keller liegt eines im Argen: Vor einigen Monaten gab es einen Rohrbruch. Vier Wochen lang lief ein Großteil der Abwässer in den Keller. "Der Keller stand so 15 Zentimeter unter Wasser", berichtet uns die Inhaberin vom "Reptilienparadies". Auch wo sich die Sicherungskästen befinden, habe das Wasser einige Zentimeter hoch gestanden.
Die Situation ist nicht neu für die Stadt Eupen. Seit 2018 hat sie immer wieder Probleme mit dem Eigentümer. Die Mängelliste ist mehrere Seiten lang und liegt uns vor. Der große Knackpunkt: der Brandschutz und die Elektrokonformität. Der Vermieter hatte ausreichend Zeit, um die vielen Mängel zu beseitigen. Der Stadt wurde es schlussendlich zu bunt.
Komplettes Gebäude gilt nun als unbewohnbar
"Es gab einige kleinere Fortschritte. Wir haben dann eine letzte Frist für Ende 2023 gestellt. Wir waren dann wieder vor Ort. Schlussendlich habe ich entschieden, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Im Januar wurde das komplette Gebäude als unbewohnbar erklärt", sagt Eupens Bürgermeisterin Claudia Niessen.
Es sind aber noch nicht alle aus dem Gebäude raus. Lia aus Georgien erzählt, dass sie mit ihrer Wohnsituation zufrieden sei. Der Vermieter sei zuvorkommend. Dass das Haus für unbewohnbar erklärt wurde, wusste sie nicht. Auch das bereits erwähnte Ehepaar Rusiti ist noch im Haus. Man habe davon gehört, sagen sie. Aber wo sollen die beiden denn hin?
Zwangsräumung steht aber nicht bevor
"Juristisch gesehen befinden sich die Mieter unrechtmäßig in ihren Wohnungen. Auch der Eigentümer begeht eine 'Straftat', weil sich die Mieter weiterhin im Gebäude aufhalten", erklärt Claudia Niessen. "Die Verantwortung liegt jetzt bei den Mietern und dem Eigentümer. Die Stadt hat jetzt keine weiteren Handhaben. Im allerschlimmsten Fall könnten wir zwangsräumen. So dramatisch ist die Situation aber noch nicht."
Das Dossier wurde nun der Staatsanwaltschaft und der DG übergeben. Sie müssen die weiteren Schritte einleiten. Im besten Fall renoviert der Eigentümer das Gebäude. Das wäre gut für die zukünftigen Bewohner – zu spät für Marion Haak. "Hier steckt schon ein ganz großes Stück von mir drin. Es sind 18 Jahre gewesen. Ich hätte es mir anders gewünscht."
Marion und ihre Reptilien wollen noch in diesem Jahr in die Gospertstraße umziehen. Wie es für die anderen Bewohner weitergehen wird, ist unklar. Klar ist, dass die Stadt keinen einfach auf die Straße setzen wird. Ob sich der Eigentümer um die vielen Mängel kümmert, wird sich zeigen. Mehrere Kontaktversuche unsererseits blieben erfolglos.
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Dogan Malicki
Das ist nicht dass einzige Haus in Eupen,was unbewohnbar ist.
Eupen ist sowas von herunter gekommen. Kann man die Eigentümer nicht zwingen, ihre Häuser zu renovieren?
Es ist durchaus komisch, dass ich am heutigen Tage, den 08.03.2024 mir das Haus angeschaut habe und auch mit Mietern und den Arbeitern die das Haus renovieren gesprochen habe und von dort zu hören war, dass die Arbeiten gut voran kommen. Bei einer Besichtigung im Gebäude habe ich mir selbst einen Eindruck verschaft und alles fotografisch festgehalten. Mir ist das Gebäude seit 2019 gut bekannt und ich kenne auch mehrere Mieter seit dieser zeit persönlich. Sicherlich waren die Situationen nicht immer ganz so einfach, aber so immens dramatisch, wie von Frau Haak geschildert ist es tatsächlich nicht. Da scheint eher das Problem darin zu liegen, dass das Reptilien Paradies bisher nur 350 Euro Warmmieter hatte und man den Laden so richtig billig warm heizen konnte, aber nach der Umstellung eben der Wärmebedarf für das spezielle Geschäft im Allgemeinen sehr hoch ist und man das auch wirtschaftlich mit einbeziehen muss.