Das Semesterticket ist ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. Automatisch erhalten es alle Studierende über den Semesterbeitrag - auch die ostbelgischen Studenten der RWTH Aachen. Damit konnten sie dann kostenlos mit Bussen und Regional-Bahnen durch ganz Nordrhein-Westfalen fahren.
Doch dann kam das Deutschlandticket, auch bekannt als 49-Euro-Ticket. "Früher gab es eben einen sehr großen Preisabstand zu anderen Tickets von bis zu 80 bis 90 Prozent und seitdem das Deutschlandticket eingeführt wurde, war das halt nicht mehr so und die Studierenden konnten nur NRW-weit fahren. Deswegen war von Anfang an eigentlich klar: Da muss es jetzt eine Lösung geben und für Studierende muss der Preis sinken. Und gleichzeitig die deutschlandweite Gültigkeit wäre natürlich auch schön", erklärt Simon Roß, Vorsitzender des Studierendenausschusses der RWTH.
Mehr als 20 Mal hat sich die Studierendenvertretung mit den Zuständigen getroffen, es gab auch Demos und Petitionen. Jetzt gibt es endlich eine Lösung: Das Semesterticket ist ab April deutschlandweit gültig. Außerdem ist der Preis, den die Studenten zahlen müssen, gesunken. Er beträgt ab jetzt 60 Prozent des Preises vom Deutschlandticket.
Der neue Vertrag wurde wieder mit den Aachener Verkehrsverbänden AVV und ASEAG geschlossen. Es ist eine willkommene Lösung, aber das Ergebnis sei nicht ganz so, wie erhofft. "Die Entscheidung an sich ist positiv. Der Weg dahin war sehr mühsam und es hätte eben schneller sein können. Gleichzeitig ist jetzt auch die Kopplung an 60 Prozent des Deutschland Tickets eine Herausforderung, weil Studierende das Semesterticket ja immer pro Semester zahlen. Dann ist immer die Frage: Wann steigt der Preis und was können sich Studierende auch leisten?"
Entscheidung lange herausgezögert
Schon seit November 2022 bemühten sich die Studierendenvertretungen in ganz NRW um eine neue Form des Semestertickets. Sie forderten einen ausreichenden Preisabstand zum Deutschlandticket. Bis zu dem Beschluss hat es dann aber noch Monate gedauert. Das liege vor allem an der deutschen Bundesregierung und dem Bundesverkehrsminister, die eine Entscheidung lange herausgezögert hätten. "In den ganzen Prozess wurden die Studierendenvertretungen nie mit einbezogen und deswegen ist das Vertrauen, dass zukünftig bei solchen Überlegungen "wie teuer wird das Deutschlandticket?", dass dann an die studentischen Interessen gedacht wird, nicht besonders hoch."
Das neue Semesterticket beinhaltet außerdem eine Erweiterung in die Niederlande im Bereich Süd-Limburg. Der Geltungsbereich nach Belgien bleibt gleich und ist leider auch nicht besonders groß, erklärt Simon Roß. "Man kommt eigentlich nur bis Kelmis. Es gab vor Jahren schon einmal die Überlegungen, ob man das Semesterticket auch Richtung Belgien ausweiten wollen würde und das ist auch immer wieder aufgekommen. Aber bisher ist in die Richtung noch nichts passiert, weil das relativ kompliziert zu sein scheint. Wir haben das aber jetzt auch noch einmal beim AVV angesprochen, dass das vielleicht ein Wunsch wäre. Aber das ist nicht ganz so einfach, weil das System in Belgien sehr zentral organisiert ist, anders als zum Beispiel in den Niederlanden. Aber das wäre für die Zukunft sicher etwas, das für die grenzüberschreitende Mobilität ein großer Fortschritt wäre."
Die Studierenden der RWTH, die aus unserer Region kommen, können ihr Semesterticket also weiterhin leider erst ab Kelmis nutzen. Dennoch können auch sie ab April deutschlandweit mit Bus und Bahn fahren. Vielleicht ist da der ein oder andere Trip durch Deutschland schon in Planung.
Lara Wilken