In den Hochseecontainern mitten im Aachener Gewerbegebiet Avantis lagern keine Waren, dort werden Fische gezüchtet. "Wir kultivieren hier Meeresdoraden und Meeresspargel in einem Kreislaufsystem und das gibt es eigentlich nicht, dass man Salzwasserfisch lokal in einer Stadt, in einem Ballungsgebiet weit weg vom Meer kultiviert", erklärt Peter Becker, Doktor der Produktionstechnik.
Fast täglich schaut Peter Becker vorbei, um zu sehen, wie es seinen Fischen geht: Öcher Doraden im 20 Grad warmen Salzwasser. Seit Dezember werden die Fische im lokalen Handel auch zum Verkauf angeboten. 34,99 Euro zahlt der Endkunde für ein Kilo Öcher Dorade. Und das Angebot kommt an. Mittlerweile schreiben die drei Ingenieure mit ihrem Unternehmen "Aixponic" eine schwarze Null.
Ein Investitionsvolumen im sechsstelligen Bereich und schon ging es los. "Wir haben mit einem Hobby angefangen mit Süßwasserfischen, mit Karpfen. Wir haben auch Tomaten und Kräuter angebaut, alles Mögliche im Gewächshaus. Das hat immer besser und besser funktioniert. Und dann kam die Möglichkeit, dass wir eine erste Finanzierungsrunde hatten. Wir haben eigenes Kapital hier rein gesteckt und dann haben wir auch Partner gefunden."
Sechs Jahre lang haben die Freunde getüftelt. 2021 wurden dann die ersten Container mit Fischbecken aufgestellt. Johannes Pasch ist nun fest angestellt im kleinen Unternehmen. Jeden Tag kontrolliert der Doktor der Agrarwissenschaften die Wasserwerte. Das automatische Futtersystem funktioniert gerade nicht, heute wird deshalb per Hand gefüttert. "Wenn die Fische sich das Futter holen, ist das ein Zeichen für ein gesundes Wachstum, für gesunde Fische. Die haben einen guten Appetit."
Neun Monate bekommen die Fische Zeit zum Wachsen. Der geschlossene Kreislauf und das Salzwasser reduzieren das Risiko von Infektionen. Zusätzlich wird jeder Fisch geimpft. Auf Antibiotika wird verzichtet. 70.000 Liter Wasser werden für die Zucht gebraucht, 500 Liter müssen täglich erneuert werden. "Wir haben hier eine Technologie, die sehr wassersparsam ist", erklärt Peter Becker.
"Das heißt, wir haben viele Filterstufen und in dem ganzen System, mit dem wir im Jahr acht Tonnen Fisch produzieren, verbrauchen wir 500 Liter am Tag. Das Wasser geht mit den Feststoffausscheidungen der Fische in die normale Kanalisation. Dieses System kann man verdreifachen oder vervierfachen. Das ist noch immer kein Problem."
Und trotzdem: Kritiker werden auch hier einen hohen Wasserverbrauch feststellen. Was ist zu tun? "Das Beste ist die Natur. Das heißt, der normale Acker, der normale Ozean. Wir haben nur das Problem, dass wir zu viel konsumieren. Dass wir zu viele Leute sind und dass wir nicht wissen, wo unsere Lebensmittel herkommen. Ich bin voll dabei bei jedem Kritiker, der sagt: Das brauchen wir nicht. Aber dann bitte auch keinen Fisch essen."
Aixponic möchte ein lokales Unternehmen mit kurzen Transportwegen bleiben. Ähnliche Strukturen könnten aber durchaus an anderen Orten aufgebaut werden. "Es ist ein Lösungsbaustein, um zukünftig hochwertige, gesunde und nachhaltige Seafoodprodukte anzubieten. Wir haben jedes Jahr neue Rekordwerte am Mittelmeer. Die Dorade, der Wolfsbarsch, die kommen aus dem Mittelmeerraum aus der Aquakultur. Wenn sich das noch weiter dreht, haben wir ein riesiges Problem, was die Versorgung mit entsprechenden Fischen angeht aus Aquakulturen. Und wir haben nicht diese extreme Belastung."
Bis zum nächsten Jahr möchten die Ingenieure ihre Fischzucht verdoppelt haben. Neben der Öcher Dorade soll dann im Aachener Wasser auch der Wolfsbarsch gezüchtet werden.
Simonne Doepgen
Es ist so unglaublich traurig, dass diese wundervollen und schönen Fische, die so majestätisch und freundlich an den Küsten des Mittelmeeres zwischen Seegras und Badegästen herumschwimmen, völlig unnötigerweise zu einem Produkt degradiert werden, dem jegliches Leben abgesprochen wird. Die Doraden sind statt im Mittelmeer in einem kahlen Betonbecken, werden gemästet und getötet und in Plastik verpackt. Wie tief sind wir Menschen gesunken, um Tieren so etwas anzutun?