Die Sprachstudie wird an verschiedenen Orten durchgeführt, unter anderem in der belgischen Eifel mit rund 120 Teilnehmern. Die meisten Teilnehmer sind zwischen 25 und 35 Jahre alt. Denn es geht darum herauszufinden, wie es um die Zukunft der Sprachen steht. "Tatsächlich machen wir das im Vergleich in drei Ländern: in Nord-Wales, in Italien mit dem Lombardischen und dann haben wir als Mittelpunkt hier in Ostbelgien das Eifeler Platt", erklärt Dr. Florian Breit, Sprachforscher der walisischen Universität Bangor.
Eifeler Platt spricht längst nicht jeder Eifeler. Zu Beginn der Studie wird deshalb ermittelt, wie gut die Teilnehmer Platt überhaupt verstehen und ob sie sich wohlfühlen, auch auf Platt zu antworten. Teil der Studie ist beispielsweise ein inszeniertes Gespräch. Eine Schauspielerin spricht die Teilnehmer auf Plattdeutsch an, einige antworten auf Hochdeutsch. Teilnehmerin Lena Kohnen gehört zu denen, die bei Plattdeutsch bleiben.
Ein weiterer Test ermittelt die Reaktionszeit der Teilnehmer, denn auch hier gibt es Unterschiede. Wie schnell man auf ein Bild mit Ton reagiert, hängt eben auch von der Sprache ab.
Seit mehr als einem Jahr läuft die Studie in Ostbelgien. Und schon jetzt wissen die Sprachforscher: Um Plattdeutsch steht es gar nicht mal so schlecht. Die Forscher haben hier einen besonders positiven Aspekt gefunden: "dass man einen sogenannten Solidaritätsbonus kriegt, wenn man Platt spricht. Es führt zu Gemeindezusammenhalt. Jemand, der Platt spricht, ist vertrauenswürdiger", erklärt Dr. Florian Breit.
"Jetzt wollen wir noch herausfinden, inwieweit die bewussten Sachen in Zusammenhang stehen, mit dem, was vielleicht eher unbewusst ist." Das Unbewusste testen die Forscher, indem sie die Hirnströme mit einem EEG messen. Jede kleinste Regung, jeder Wimpernschlag wird in Form von Wellen angezeigt, aber eben auch kleinere Reaktionen, wenn man Bilder sieht und dabei Begriffe auf Platt oder Deutsch hört. In der Dialektforschung wurde diese Art von Hirnmessung noch nie durchgeführt.
"Wo wir jetzt drauf gucken, ist eine Art Muster- oder Schema-Erkennung, die im Gehirn abläuft. Das ist der sogenannte P3-Effekt, weil das ungefähr 300 Millisekunden nach der Wahrnehmung passiert. Das ist viel schneller, als jemand reagieren kann. Und da wollen wir sehen, ob positive Beispiele besser zusammenpassen mit Platt oder mit Deutsch oder ob das sich gleich verhält."
Für die Teilnehmer ist während des EEG absolute Konzentration angesagt. Geblinzelt werden darf nur bei Pausen zwischendurch. Ansonsten gilt für eine Stunde lang Ruhe und Dunkelheit. Nur die Bilder und die Stimmen auf Hoch- und auf Plattdeutsch sollen ihre Reaktionen beeinflussen.
Später werden ihre Hirnströme neurologisch ausgewertet. Und auch die anderen Test-Ergebnisse werden noch verarbeitet, und natürlich mit denen von Norditalien und von Wales verglichen.
Mit den ersten Test-Ergebnissen kann man dann im Sommer rechnen. Florian Breit und seine Kollegen werden das Fazit dann auch hier in Ostbelgien präsentieren.
Raffaela Schaus
Plattdeutsch ist eine warmherzig Sprache.Plattsprechende Menschen empfinden Solidarität füreinander. In Plattdeutsch gesprochene Schimpfworte oder -Sätze wirken nicht so hart und beleidigend wie in Hochdeutsch. Plattdeutsch darf niemals aussterben!!!
Ich finde es sehr schade, dass der Dialekt in unserer Eifel bei vielen nicht mehr zum guten Ton gehört. Manche glauben, dass ihre Kinder es leichter in der Schule haben, wenn zu Hause Hochdeutsch mit "Knubbeln" gesprochen wird ( "tritt nicht in den Puddel" ist "tritt nicht in die Pfütze"-oder " ich gehe in der Kirche"- "wohin jehst du?) Ich könnte noch viele Beispiele anführen, wie bei manchen "vornehmen" Zeitgenossen "parliert" wird. Mein Rat an alle Eifeler Eltern: Sprecht PLATT mit euren Kindern! Überlasst den Lehrern die Aufgabe, euren Kindern die Muttersprache zu lehren! So tragt ihr zum Zusammenhalt in unseren Dörfern bei und fördert gleichzeitig die Kultur.