Zehn Euro pro Scheck zahlen Nutzer ab dem 1. Januar für einen Dienstleistungsscheck. Bei den Dienstleistern selber bleibt deshalb aber nicht mehr hängen. Und wenn man den privaten Sektor hört, dann müssten eigentlich mindestens fünf Euro mehr gezahlt werden. Denn Gehälter und Sozialabgaben sind für die Agenturen rasant gestiegen.
Stattdessen aber hat das wallonische Parlament am Freitag einen Erlass verabschiedet, wonach die Agenturen ab Jahresbeginn keinerlei Verwaltungsgebühren mehr erheben dürfen. Also weniger Einnahmen statt Mehreinnahmen. Der Grund: einige Agenturen hatten es schlicht übertrieben. Laut der wallonischen Ministerin Christie Morreale gibt es Anbieter, die nehmen sogar bis zu 2,50 Euro Verwaltungsgebühren pro Scheck. 80 Prozent der heutigen Nutzer von Dienstleistungsschecks zahlten zusätzliche Gebühren, so die Ministerin in der RTBF. Das sei nun nicht mehr zulässig.
Das gilt dann auch für die VoG "Die Alternative". An den beiden Standorten in Eupen und St. Vith beschäftigt sie mehr als 300 meist weibliche Arbeitnehmerinnen in Teil- und Vollzeit. Fast alle arbeiten als Haushaltshilfen und bieten Dienstleistungen wie Nähen und Bügeln. Die VoG erhebt derzeit eine Gebühr von 75 Cent pro Dienstleistungsscheck. Fallen die weg, hat die Agentur ein wirtschaftliches Loch.
"Wir stehen natürlich vor einer großen Herausforderung, um im kommenden Jahr wirtschaftlich zu arbeiten", erklärt Heinz Genterblum, Direktor der "Alternative". "Der Scheck ist ja seit zehn Jahren nicht mehr angepasst worden und geht jetzt von neun auf zehn Euro hoch. Wir fragen jetzt ab kommendem Jahr 25 Eurocent pro Stunde mehr. Das ist nicht das, was wir hätten fragen müssen, um wirtschaftlich zu arbeiten. Wir müssen uns dazu einiges einfallen lassen."
Für die Nutzer garantieren die Dienstleistungsschecks eine wichtige Hilfe bei der Alltagsbewältigung - den Angestellten ermöglichen sie eine flexible und ortsnahe Arbeitsstelle mit den entsprechenden sozialen Vorteilen. Viele Frauen, auch niedrig qualifizierte, können sich damit selber absichern. Deshalb werden die Dienstleistungsschecks vom Staat subsidiert. Werden sie aber zu teuer, dann werden wieder mehr Haushaltshilfen in die Schwarzarbeit gehen.
Die Alternative will den Verlust vor allem durch Mehrarbeit ausgleichen. "Wir wollen vor allem mehr Stunden produzieren. Das war auch ein Problem, mit dem wir in den letzten Jahren zu kämpfen hatten", so Gensterblum. "Wir haben viel Arbeit, aber leider nicht genügend Personal, um die Stunden zu gewährleisten. Deshalb entwickeln wir gerade einige Projekte, die es uns erlauben werden, künftig wieder mehr Stunden zu leisten."
Mehr Personal statt weniger ist die Devise. Bei der Alternative hätte man sich zum einen eine Anhebung auf elf Euro pro Scheck gewünscht, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Zum anderen hätte es eine Obergrenze für Gebühren auch getan. Klar: Staatliche Zuschüsse für Dienstleistungsschecks sollen nicht der Gewinnmaximierung der Agenturen dienen. Aber ganz ohne sie geht es eben auch nicht.
Gudrun Hunold