"Wir stammen aus einer Familie mit 13 Kindern. Ralph war einer von uns, er ist nicht mehr da und es ist unerträglich. Seine Tochter wollte Ralph kurz vor der schrecklichen Nacht mitteilen, dass er Großvater werden würde", sagte am Donnerstag die Schwester des ermordeten Ralph Duveau an die Geschworenen gerichtet.
Die Anwälte der zwei getöteten Opfer Ralph Duveau und Vincent Schumacher plädierten auf Mord mit Vorbedacht, die anderen fünf auf Mordversuch mit Vorbedacht. Benchamsy hülle sich in Schweigen und habe sich entschieden, sich an nichts mehr zu erinnern, sagten die Anwälte. Die Familien hätten keine Antworten auf ihre Fragen erhalten.
Benchamsy sage immer wieder, er könne sich nicht erinnern, habe die Taten aber gestanden. Daran könne auch der Alkoholkonsum nichts ändern, der nicht als Begründung gelten könne. Es handele sich eindeutig um Mord mit Vorbedacht. Benchamsy wollte töten. Er habe sich eine Dreiviertelstunde Zeit genommen, um den Entschluss zu fassen, zu töten.
"Benchamsy ist und bleibt gefährlich, ist unkontrollierbar" sagten die Nebenkläger, "weil sein Frust und seine Wut bleiben werden und diese irgendwann wieder explodieren können." Deshalb baten sie die Geschworenen, den Angeklagten des doppelten Mordes mit Vorbedacht und des fünffachen Mordversuchs mit Vorbedacht schuldig zu sprechen.
Leumundszeugen: "Benchamsy trank nie Alkohol"
Zuvor waren mehrere Leumundszeugen zu Wort gekommen, um das Leben des Angeklagten zu beleuchten. Die Zeugen äußerten sich positiv über Benchamsy, den sie als freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit beschrieben.
All diese Zeugen wurden auch zu seinem möglichen Alkoholkonsum befragt. Und da antworteten alle spontan, dass er nie Alkohol getrunken habe. Auch zeigten sich alle schockiert über das, was passiert ist, und gaben an, es nicht verstehen zu können.
Zu Beginn der Zeugenbefragung kamen auch zwei Ermittler der Polizeizone Weser-Göhl zu Wort. Sie waren mit einer Leumundsuntersuchung beauftragt worden. Daraus ergab sich auch einerseits das Bild eines Omar Benchamsy, der freundlich, unterwürfig, höflich und vertrauenswürdig ist. Und andererseits das Bild eines Mannes, der unter anderem in Marokko wegen öffentlicher Trunkenheit und Diebstahls bekannt ist.
Auch in Belgien geriet er im Januar 2008 in eine Polizeikontrolle, war betrunken, aggressiv und cholerisch. Auch hier gab er später an, er könne sich nicht mehr erinnern, weil er getrunken habe.
Am Freitag stehen die Plädoyers der Anklage und der Verteidigung an, ehe sich die Jury zur Beratung über die Schuld zurückzieht.
Chantal Delhez