Es ist der 15. Oktober 2021 kurz nach 2 Uhr morgens in Eupen. Bei der 112 gehen zwei Notrufe ein. Es geht um eine Messerattacke in der Eupener Kneipe "A ge Pömpke". Ein dritter Notruf wird von der Frau von Omar Benchamsy abgesetzt. Ihr Mann sei betrunken und sehr aufgeregt nach Hause gekommen und habe die Wohnung mit einem Messer verlassen. Ihr Mann sei unberechenbar, wenn er getrunken habe, sagt die Frau. So hat am Montag vor dem Assisengericht in Eupen die Verlesung der Anklageschrift gegen Omar Benchamsy begonnen.
Als die Rettungsdienste knapp zehn Minuten nach den Notrufen am Tatort "A ge Pömpke" eintreffen, finden sie eine verletzte Frau, die auf dem Bürgersteig vor der Kneipe liegt. Verletzt sind auch die Betreiberin der Kneipe, ihre Mutter und eine Kundin, die bei einem Nachbarn Hilfe geholt haben.
Ein weiterer Kunde kommt schwer verletzt aus dem Café. Innen liegt der leblose Körper von Ralph Duveau. Über ihm liegt der lebensgefährlich verletzte Vincent Schumacher. Er stirbt einige Stunden später in einem Aachener Krankenhaus. So schilderte Prokurator Frédéric Renier am Montag beim ersten Verhandlungstag im Assisenprozess "A ge Pömpke" die blutigen Vorfälle jener Nacht, in der zwei Menschen starben und fünf weitere schwer verletzt wurden.
Omar Benchamsy wird noch in der Tatnacht von der Polizei gestellt. Er steht stark unter Alkoholeinfluss, redet wirres Zeug und gibt nach Angaben der Anklage zu, die Taten begangen zu haben, die man ihm vorwirft. Die Ermittlungen haben ergeben, dass er zum Tatzeitpunkt 1,87 Promille im Blut hatte.
Später gibt er an, sich nicht mehr erinnern zu können. Zum Tatzeitpunkt hatte der Angeklagte 1,87 Promille im Blut und hatte außerdem Cannabis eingenommen. Mehr als neun Whisky und fünf Bier. Eine kleine Flasche Whisky kauft er in der Paveestrasse, mehrere Whiskys trinkt er an der Theke des Minigolfs, dann einen weiteren bei A ge Pömpke.
Zwischendurch begibt er sich zum "Tam Tam", trinkt, fällt den Kunden durch sein aufdringliches Verhalten lästig. Zurück im "A ge Pömpke" klagt er sein Leid und fällt auch dort lästig, weil er immer Runden spendieren will. Doch er hat kein Geld dabei und hinterlässt ein Paket als Pfand, kommt später wieder zurück, zahlt und beschimpft die Kunden, weil sie seine Runden nicht akzeptieren wollen.
Er verlässt die Kneipe, fährt nach Hause, holt das Küchenmesser und kehrt wutentbrannt in die Kneipe zurück, wo er ein Blutbad anrichtet. So schildert es die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft am ersten Prozesstag.
Version des Angeklagten
Der vorsitzende Richter Philippe Gorlé hat den Angeklagten daraufhin zu seinem Leben, seiner Kindheit, seinem beruflichen und privaten Werdegang befragt bis zu der besagten Nacht. Benchamsy erklärt immer wieder, dass er sich an nichts im Zusammenhang mit der Bluttat erinnern kann. Alle Erinnerungen seien nur sehr vage. Es sei schrecklich und grauenhaft, was er da angerichtet habe und er könne sich nicht erklären, wie dies geschehen konnte. Im Grunde genommen streitet er die ihm zur Last gelegten Taten nicht ab, aber er erinnert sich nicht. Das zumindest wiederholt er ständig.
Die Ermittler haben später vor Gericht ausgesagt, dass er bei seiner Festnahme viel geredet hat. Er war verletzt und wurde ins Krankenhaus gebracht. Der Polizei sagte er, er sei sich dessen bewusst gewesen, was er angerichtet habe und sagte, sie sollten ihm eine Kugel in den Kopf jagen.
Ein richtiges Tatmotiv nennt Benchamsy nicht. Er sagt nur, dass er den Eindruck hat, man hätte ihn physisch angegriffen oder unter Druck gesetzt, weil er zunächst seine Getränke nicht zahlen konnte. Aber genaues kann er nicht sagen.
Wie es weitergeht
Am Dienstag werden weitere Ermittler angehört. Dabei geht es dann unter anderem um die Rekonstruierung des Tathergangs und um weitere Zeugenaussagen, so von direkten Zeugen, aber auch von Zeugen, die den Angeklagten im Laufe des besagten Tages gesehen haben.
Chantal Delhez