15. Oktober 2021. Kurz nach zwei Uhr morgens. Im Eupener Café "A ge Pömpke" hat sich gerade eine schreckliche Bluttat abgespielt. Bei einer Messerstecherei sterben zwei Menschen, fünf weitere werden schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter wird noch in der Nacht festgenommen.
Vier Tage später halten die Familien der beiden Todesopfer eine Mahnwache vor der Kneipe. Es herrscht Wut und Trauer. Und im Raum steht die Frage: warum?
Antworten auf diese und andere Fragen werden die Opfer und deren Familien vielleicht während des Assisenprozesses in Eupen erfahren, der am 27. November beginnt.
Logistische Herausforderung für die Justiz
Zuvor muss am kommenden Mittwoch die Jury zusammengesetzt werden. Sie wird aus zwölf Geschworenen und vier Ersatzgeschworenen bestehen, erklärt Fréderic Renier, Prokurator des Königs.
"In einer ersten Phase erfolgt die Juryzusammensetzung. Logistisch ist das eine Herausforderung und bedeutet viel Arbeit für das Sekretariat der Staatsanwaltschaft. 150 Personen müssen vorgeladen und durch die Polizei gescreent werden. Ab dem 27. November fängt dann das ganze Assisenverfahren an. Wir werden alle mindestens eine Woche ausschließlich damit beschäftigt sein."
Assisenprozess in Eupen ist Ausnahme
Der Prozess wird in französischer Sprache stattfinden. Grund ist, dass der Angeklagte Omar Benchamsy diese Sprache für das Verfahren beantragt hat. Daher müssen auch die Geschworenen Französisch beherrschen. Während des Prozesses wird simultan ins Deutsche übersetzt. Dass der Prozess in Eupen stattfindet, hat mehrere Gründe, erklärt Renier:
"Grundsätzlich müssen Assisenprozesse in der Hauptstadt der Provinz stattfinden, also in Lüttich. Dass ein Assisenprozess zum zweiten Mal in Eupen stattfindet, ist eine Ausnahme. Der erste Grund ist, dass die meisten Parteien aus der Gegend kommen und es bequemer ist. Zweitens findet gleichzeitig ein anderes Großverfahren in Lüttich statt, das mit hohen Sicherheitsmaßnahmen verbunden ist. Deswegen hatten wir die Wahl, das Verfahren in Lüttich laufen lassen, aber mit Zeitverzögerung oder in Eupen."
Das eigentliche Verfahren beginnt am 27. November im Eupener Gerichtsgebäude und ist öffentlich.
Chantal Delhez