Alles hat mal klein angefangen. Im November 1994 startete der Gymnasiallehrer Dr. Josef Zierden sein Eifel-Literatur-Festival in Prüm vor allem mit Eifeler Autoren wie Jacques Berndorf, Hubert Franke, Manfred Lang oder damals schon aus Ostbelgien: Dietmar Sous und Bruno Kartheuser. Später dehnte sich das Festival geographisch aus: nach Bitburg, Gerolstein, Daun oder Wittlich und es kamen große Namen wie die Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass, Herta Müller oder Imre Kertész. Und Popstars der schreibenden Zunft wie Frank Schätzing oder Sebastian Fitzek.
Josef Zierden lockte sie alle in die Eifel. Und auch die Besucher kamen in Scharen. Doch stand die ehrenamtlich geführte Veranstaltungsreihe vor einer ungewissen Zukunft. "Ich dachte zuletzt schon, es endet. Es gibt überhaupt keine Nachfolge. Jemand war bereit und hat doch wieder das Handtuch geworfen", erzählt Josef Zierden. "Und ganz unvermutet, ohne von mir gefragt worden zu sein, kam mein Sohn und sagte: 'Bevor der Karren gegen die Wand gefahren wird' - das war eine sehr, sehr schöne Überraschung. Um ein Haar hätte es auch sein können, dass es kein Festival mehr gegeben hätte."
Aber dann sprang eben Dr. Johannes Zierden ein, von Beruf übrigens Richter am Landgericht. "Ich hatte schon die Ehre, mit sieben Jahren - ich bin jetzt 36 - die ersten Gewinner der Tombola zu ziehen. Wir haben da quasi alles gemacht: Stühle aufstellen nach der Schule, zur Buchmesse fahren, Plakate verteilen in Buchhandlungen in der gesamten Eifel - tatsächlich ein Rundum-Programm."
Nun übernimmt der Sohn also das Ruder - nicht ganz ohne den Vater im Hintergrund. "Er hat natürlich die Erfahrung, das Festival begleitet zu haben. Aber in dieser verantwortlichen Position ist er ja doch sehr neu", sagt Josef Zierden. "Ich bin froh, zurück ins Glied treten zu können nach fast 30 Jahren, und bin froh, dass er bereit ist, in dieser Zeit das Festival zu übernehmen. Das ist Ehrenamt, das frisst viel Zeit. Dass er das auf sich genommen hat, finde ich ganz toll."
In dieser Rollenaufteilung sind Vater und Sohn Zierden ganz eins. "Er ist formal jetzt Berater, aber mehr als das, denn das kennt man aus Familienbetrieben: Auch wenn der Inhaber wechselt, kann der alte Inhaber nie rausgehen. Das würde ich auch nicht von meinem Vater verlangen, denn er steckt so mit Herzblut und Leib und Seele drin, es würde mir das Herz brechen, wenn ich ihn rausdrücken würde. Er macht zwar immer weniger - das ist auch Sinn der Geschichte mit dem Wechsel in der Leitung -, aber ihn ganz rausziehen, das kann und will ich gar nicht."
Auch beim Konzept des Festivals passt zwischen Vater und Sohn kein Blatt Papier. Große, gute Namen sollen es sein - notfalls dann auch mal ein paar weniger, wie im kommenden Frühjahr, wenn von April bis Juni nur sechs, dafür aber bekannte Autoren in die Eifel kommen: Erfolgsautoren wie Mariana Leky, Navid Kermani, Arno Geiger oder Elke Heidenreich, "heute-journal"-Moderator Christian Sievers und Jean-Luc Bannalec mit seinen Bretagne-Krimis.
"Das Bestreben ist immer ein Mix aus kulturellem, literarischem Anspruch, aber auch Unterhaltung", erklärt Johannes Zierden. "Ich will so viele Menschen erreichen, wie es geht. Kämen nur Nobelpreisträger, könnten wir vielleicht ein paar Literaturstudenten von der Uni rankarren, aber nicht die breite Masse. Und ich möchte beide Seiten befriedigen, dass alle was davon haben und sich wiederfinden im Programm."
Der Vorverkauf ist schon gestartet - pünktlich mit der Ankündigung der Lesetermine.
Stephan Pesch