Büllingens Bürgermeister ist selbst gespannt. Bis nach Ablauf der Fristen Ende dieser Woche hat Friedhelm Wirtz keinen Schimmer davon, wie viel für die ausgewählten Immobilien geboten wird.
Eine öffentliche Auktion im Dorfsaal hätte ja auch ihren Reiz, "... aber wir haben uns dann doch dafür entschieden, dass wir das über www.biddit.be machen. Notar Schür wird das für uns übernehmen. Das hat den Vorteil, dass weder die potenziellen Käufer, also die Bieter voneinander wissen und wir als Gemeindekollegium wissen auch nicht, wer bietet und was geboten wird."
Bis die Online-Versteigerung gelaufen ist. "Dann erhalten wir Infos über die Höhe der Gebote, aber noch immer nicht über die Bieter. Dann obliegt es dem Gemeinderat zu entscheiden, ob grünes Licht gegeben wird. Wenn die Beträge dem Gemeinderat zu niedrig erscheinen, hat er die Möglichkeit und auch die Pflicht zu sagen: Da schlagen wir nicht zu!"
Darum wurde die nächste Sitzung des Gemeinderates eigens auf den 6. November vorgezogen: "Die Lose, die zugeschlagen werden, werden dann am 8. November notariell veraktet", erklärt Büllingens Bürgermeister.
Und was ist dran an dem Vorwurf, die Gemeinde Büllingen verkaufe hier praktisch ihr Tafelsilber? Friedhelm Wirtz verneint: "Das sind Immobilien, die der Gemeinde gehören, die aber momentan nicht von Nutzen sind. Ich denke etwa an eine ehemalige Jugendherberge in Berterath. Ich wüsste bei Gott nicht, was die Gemeinde Büllingen mit diesem Objekt machen sollte." Gemeint ist die "Alte Schule" in Berterath.
Ein anderes Objekt ist das Doppelhaus der früheren Lehrerwohnungen Am Wittumhof in Büllingen. Veräußert werden sollen auch ein Baugrundstück in Büllingen sowie Wald und Agrarland in Merlscheid oder ein Teil des Geländes auf Morsheck, wo eine neue Polizeidienststelle gebaut wird.
"Meine Sicht ist die, dass die Gemeinde nicht da ist, um Immobilien zu verwalten. Wenn wir sie nicht selber nutzen können, sind sie eigentlich ein Klotz am Bein. Und dann sollten wir sie verkaufen."
Lieber will die Gemeinde das Geld in neue Projekte investieren, für die ansonsten teure Anleihen aufgenommen werden müssten: "Wir hätten einen Eigenanteil zu finanzieren von 6,7 Millionen Euro. Wenn wir das auf 20 Jahre finanzieren, habe ich eine jährliche Belastung von 400.000 Euro mindestens, die aus dem ordentlichen Haushalt finanziert werden müssen und das gibt unser Haushhalt einfach nicht mehr her."
Und darum ist nicht nur Friedhelm Wirtz gespannt, was bei der Online-Versteigerung herauskommt.
Stephan Pesch