"Ich möchte mich dafür einsetzen, dass mehr Grün in die Dörfer kommt", sagt etwa Moritz. "Ich möchte zum Beispiel auf dem Spielplatz neue Spielgeräte bauen lassen. Und ich möchte mich auch für die Meinungen der Kinder einsetzen", erklärt Elena ihre Motivation.
Die Kinder sind von ihren Mitschülern in das Gremium gewählt worden. In allen vier Gemeindeschulen hat es einen Aufruf gegeben – wer wollte, konnte sich aufstellen lassen und die mit den meisten Stimmen sind in den Kinderrat eingezogen. Es sind allesamt Schüler der Oberstufe, also die Ältesten in den Schulen, und die vertreten nun ihre Mitschüler.
Die Mitglieder der Kinderrats treffen sich jeden Monat – so wie das die Gemeinderäte auch tun und besprechen dann die Themen, die sie bewegen. Nicht nur sie, sondern auch ihre Mitschüler. Die Kinder im Kinderrat sollen bei den anderen Kindern Themen und Meinungen einholen und die dann kanalisieren. Dabei hilft ihnen ein junger Erwachsener: Dario Kockartz. Er ist Jugendarbeiter und so etwas wie der Generalsekretär des Kinderrats.
Das Gremium gibt es schon länger. In der Vergangenheit hat der Kinderrat auch schon so einiges angepackt. Beispielsweise ging es im vergangenen Jahr um Müll, der an vielen Stellen rumlag, unter anderem auf Spielplätzen. Da war dann die erste Forderung der Kinder: Wir brauchen mehr Mülleimer. Sie haben dann von der Gemeinde eine Karte mit allen Standorten der Mülleimer bekommen.
Aber die Mülleimer waren gar nicht das Problem: "Und dann ist uns aufgefallen: Ok, es gibt ja schon total viele Mülleimer. Das Problem sind nicht die Mülleimer, sondern halt die Leute, die hier leben. Weil die zu faul sind, ihr Taschentuch hundert Meter mitzunehmen und dann in den Mülleimer zu schmeißen", sagt Jugendarbeiter Dario Kockartz. "Also sind wir dann auf die Idee gekommen: Ok, wenn wir halt nichts an den Mülleimern ändern müssen, dann müssen wir etwas an den Leuten ändern. Und deshalb sind halt diese Sticker entstanden. So dass wir den Leuten zeigen wollten: Passt mal auf: Das sind unsere Plätze hier und wir möchten, dass die gefälligst sauber bleiben sollen." So lernen die Kinder dann auch, dass die erste Idee, die einem in den Kopf kommt, nicht unbedingt die beste ist.
Die Themen, die die Kinder beschäftigen, kämen aus dem direkten Umfeld der Kinder, erzählt Dario Kockartz: "Meistens Schulwege tatsächlich. Also wo die Kinder sich befinden. Die Rampe in Raeren ist halt nicht mehr so ganz gut. Der Asphalt auf den Schleichwegen, nenne ich sie mal, ist halt ein bisschen porös. Im Prinzip alles, was Kindern eine Wohlfühlatmosphäre gibt, aber halt in einem öffentlichen Raum."
Mitunter geht es um Sachen, die die Erwachsenen gar nicht so wahrnehmen. "Ich als Erwachsene kann natürlich nicht die Welt mit Kinderaugen sehen", sagt Schulschöffin Naomi Renardy. "Und das ist eben das, wovon wir jetzt hier profitieren können. Jetzt hat man halt eben die Möglichkeit, die dann konstruktiv in den Kinderrat in dem Rahmen einzubringen und dann auch konkret mit der Politik in Kontakt zu sein und zu sagen: Dann macht mal." Und dann müssen die Politiker ran und sich mit den Vorschlägen der Kinder auseinandersetzen.
Das Beispiel Müll hat gezeigt, dass es Wege gibt, Ideen umzusetzen. Und das ist mit vielem, aber nicht mit allem so. "Generell würde ich aber schon sagen, dass es auch um viele kleine Dinge geht. An der einen Stelle fehlt das Netz im Tor. An der anderen Stelle muss man zwei Stunden auf den Bus warten. Das sind solche Dinge, wo man den Kindern natürlich auch die Zuständigkeiten erklären muss. Aber grundsätzlich wächst ein Verständnis davon, wie Politik funktioniert." Aber auch davon haben die Kinder etwas. Sie lernen, dass man manchmal auch dicke Bretter bohren muss, um ans Ziel zu kommen.
Olivier Krickel