Betriebsleiter Tobias Boffenrath und Ali Al Yousef sitzen auf der Bank vor der Käserei Göhltaler, auf den Knien ein Brett mit Käsewürfeln. Fünf Tage hat der "Praktikant" in der Käserei ausgeholfen. Auch er ist, wie die meisten gut 15 Teilnehmer bei "Start2Day", ein Absolvent des Integrationsparcours in der Deutschsprachigen Gemeinschaft.
Seit einem Jahr ist Ali Al Yousef in Belgien. Dafür ist sein Deutsch schon sehr gut. "Ich komme aus Syrien, bin 35 Jahre alt und verheiratet, habe drei Kinder. Ich war Geografie-Lehrer in Syrien. Ich wünsche, wieder als Geografie-Lehrer zu arbeiten. Aber ich brauche viele Papiere, und das braucht viel Zeit."
Verschiedene Organisationen wie InfoIntegration und Behörden wie das Arbeitsamt bilden das "Fachkräftebündnis Ostbelgien". Sie haben die Aktion "Start2Day" ins Leben gerufen. "Das erste Ziel, das wir verfolgen, ist die Sensibilisierung beider Seiten, das heißt Praktikanten wie auch potentielle Arbeitgeber", erklärt Stephan Mathieu vom Wirtschafts- und Sozialrat.
"Einmal bei den Arbeitgebern zu sagen: Wir haben hier eine Zielgruppe, die zu wenig Berücksichtigung findet auf dem Arbeitsmarkt, aber da ist Potential vorhanden. Und auf der anderen Seite bei den Praktikanten möchten wir sensibilisieren, indem wir sagen 'Schaut, es gibt vielleicht Berufe, die euch interessieren, wo ihr aber die Praxis hier nicht kennt. Da eröffnen wir die Möglichkeit, einfach mal zu sehen, wie läuft der Arbeitsalltag ab in einem bestimmten Beruf hier in Ostbelgien."
Und schließlich, schiebt er nach, ist es nunmal wichtig in Ostbelgien, sich zu kennen. Ali Al Yousef hat sich die Käserei ausgesucht. Zu Hause in Syrien stellt seine Mutter in der heimischen Küche Käse her. Auch dort hatten sie Kühe. Er hat zu Hause in Eynatten einen Käse gemacht - der wird jetzt probiert, im Schatten auf der Bank vor der Käserei.
Wenn auch die Aktion noch keine Jobs oder Fachkräfte gebracht hat - so können doch beide Seiten neue Menschen kennenlernen und wertvolle Erfahrungen sammeln. So sieht es zumindest Betriebsleiter Tobias Boffenrath. "Der Käse nach dem Rezept seiner Mutter war gut. Das Rezept muss ich mir noch irgendwie erhaschen ..."
"Es ist auf jeden Fall interessant, so eine Person mal da zu haben, die dann auch erst ein Jahr hier ist. Und zu sehen, wie diese Person sich hier zurecht finden muss. Da muss man sich die Frage stellen: Würde man das selbst so gut meistern in einem vollkommen fremden Land? Das ist eigentlich eine Frage, die ich mir nach so einer Woche stelle."
Gudrun Hunold