"Wir haben momentan 70 Hausärzte, die in der Deutschsprachigen Gemeinschaft tätig sind. Das ist ein Allzeithoch. Den Begriff habe ich schon im Jahr 2019 verwendet. Da hatten wir rund 50 Allgemeinmediziner", so Gesundheitsminister Antonios Antoniadis (SP).
Doch reichen die 70 Hausärzte für die rund 80.000 Einwohner der DG? Das Landesamt für Kranken- und Invalidenversicherung sagt nein. Es müssten statt 70 rund 120 Hausärzte sein. Für den Gesundheitsminister ist es aber unrealistisch, dass sich so viele Hausärzte in der DG niederlassen. Dennoch ist er der Meinung, dass es mehr Allgemeinmediziner sein könnten.
"Wenn wir über die Zahlen sprechen, dürfen wir eine Sache nicht vergessen. 70 ist eine nominale Zahl. Diese Menschen arbeiten nicht alle Vollzeit. Früher war das vielleicht üblich. Wie in anderen Arbeitsfeldern gibt es auch bei den Hausärzten den Wunsch nach Work-Life-Balance. Das bedeutet, dass nicht alle 70 Ärzte einem vollen Stundenplan nachgehen. So kann es auch passieren, dass man das Gefühl bekommt, dass es weniger Ärzte gibt."
Entlastung
Vor allem die Corona-Pandemie hat großen Druck auf die Hausärzte ausgeübt. Sehr viele Menschen suchten in dieser Zeit ihren Hausarzt auf. Auch in der DG erlitten Allgemeinmediziner Burnouts. Die Ärzte müssen mehr entlastet werden. Dieses Ziel gelte auch nach der Pandemie, erklärt der Gesundheitsminister.
"Die Entlastung kann leider nicht nur von der DG kommen, da der Föderalstaat weiterhin dafür zuständig ist. Wir geben unser Bestes, damit die Bedingungen verbessert werden. Beispielsweise setzen wir uns dafür ein, dass mehr Studienplätze für den ländlichen Raum verfügbar sind. Aber auch vor Ort schauen wir, was wir besser machen können. Jetzt geht es darum zu schauen, wie wir die Kräfte im kleinen Ostbelgien bündeln können, damit die Hausärzte mehr Entlastung erfahren."
Gemeinschaftspraxen
Immer mehr Hausärzte bündeln ihre Kräfte und bieten ihre Dienste in Gemeinschaftspraxen an. Mehrere Ärzte unter einem Dach: Das ist unter anderem im medizinischen Zentrum Merols der Fall.
Daniela Pieretti ist die Geschäftsführerin des Zentrums Merols und kennt die Vorteile eines Ärztehauses. "Die Gemeinschaftszentren schützen die Ärzte. Sie können beispielsweise besser ihre Freizeit gestalten. So kann das Stresslevel niedrig gehalten werden und die Patienten werden besser behandelt. Das ist in den Solopraxen meistens nicht der Fall. Wenn dort einer in den Urlaub geht, dann braucht man eine Vertretung, um z. B. die Palliativpatienten versorgen zu können."
Die Hausärzte-Situation ist im Norden und im Süden der DG übrigens ausgewogen. 35 Hausärzte praktizieren im Norden. 35 Hausärzte praktizieren im Süden.
"Ich würde sagen, dass wir mittlerweile eine sehr gute Situation haben. Die Zahlen sollten uns aber keinesfalls beruhigen. Wir brauchen mehr Ärzte und wir als Politik und Gesellschaft müssen alles dafür tun."
Dogan Malicki