Die Bürgerinitiative Hot Water, die sich gegen das Projekt von Cold-Water-Unternehmer und Investor Julian Conner einsetzt, wird von Rechtsanwalt Alain Lebrun beraten und unterstützt. Der ist laut eigenen Angaben seit Jahrzehnten im Umweltrecht spezialisiert.
Mehr als 5.000 Unterschriften gegen eine Lachsfarm, das sei schon etwas besonderes, sagt er. Damit nehme man die wallonische Umweltministerin Céline Tellier in die Pflicht, sich gegen eine Generalgenehmigung zur Errichtung einer Lachsfarm zu entscheiden. Tellier sei ja schließlich auch die wallonische Ministerin für Tierwohl. Eine Lachsfarm im Herver Land sei unsinnig und letztlich so nachhaltig und wie eine Eislaufbahn in Dubai. Deshalb müsse man das Projekt im Keim ersticken.
Zur Erinnerung: Das Baelener Kollegium hat die Umweltgenehmigung für Testbohrungen durch Cold Water abgelehnt. Die Genehmigung ist eigentlich die Voraussetzung für die Einreichung eines Antrags zum Erhalt einer Globalgenehmigung. Das Verfahren ist aber noch nicht abgeschlossen. Es ist nicht auszuschließen, dass Cold Water weiterhin Einspruch bei den zuständigen Instanzen einreicht.
Die Verantwortlichen der Bürgerinitiative hoffen, dass Umweltministerin Tellier eine grundsätzliche Entscheidung trifft, die solche Projekte verbietet.
Cold Water beabsichtigt, kontinuierlich 50 bis 100 Kubikmeter Wasser pro Stunde aus dem Grundwasser zu pumpen. Die Liste der drohenden Folgeprobleme sei lang, sagen die Gegner des Projekts: ein enormes Absinken des Grundwasserspiegels, Umbrüche in den Ökosystemen und die Beeinträchtigung der Bodenstabilität, was zu erheblichen Schäden an Gebäuden in Wohngebieten führen könnte.
Für Landwirtin Sandra Bourseaux, deren Hof in direkter Nähe zum Projektgebiet liegt, gibt es aber jetzt schon genügend Sorgen. "Mit der Klimaveränderung, die wir in den letzten Jahren hatten, haben wir schon genug Probleme. Und wir dürfen nicht zulassen, dass eine Firma so große Wassermengen nimmt."
Die Bürgerinitiative ist beeindruckt, wie schnell sie mehr als 5.000 Unterschriften gegen das Projekt einer Lachsfarm sammeln konnte. Das zeige umso deutlicher, dass der Protest richtig sei.
"Ich bin sehr erstaunt und froh, dass die Menschen zusammenhalten, wenn es um so eine große Sache geht", sagt auch Bourseaux. "Wir hoffen doch sehr, dass die Ministerin jetzt wirklich ein klares Nein gibt, damit dieses Projekt gestoppt wird."
Gestärkt sieht sich die Bürgerinitiative auch von der lokalen Politik. "Auf jeden Fall! Lontzen hat sich ganz klar dagegen gestellt, Limbourg hat sich dagegen gestellt und Eupen von vornherein. Aber auch Parteien in Raeren und Kelmis haben uns unterstützt."
Von Anfang an dabei und eine treibende Kraft der Bürgerinitiative ist Nathalie Massenaux. Sie bleibe in Sorge, bis eine endgültige Entscheidung gefallen sei, sagt sie. Wasser sei ein öffentliches Gut, das nicht in erster Linie den Wirtschaftsinteressen eines Investors dienen dürfe.
Massenaux führt als aktuelles Beispiel das Ziel von Elon Musk an, seine Tesla-Gigafactory im deutschen Brandenburg zu vergrößern, was auch dort die Kritik von Umweltschützern wegen der Grundwasserbelastung erntet. Da geht es in der Größenordnung um die doppelte Wassermenge, die Cold Water benötigt. Aber selbst die Aussicht auf 22.000 Arbeitsplätze könne die Menschen nicht beschwichtigen.
"Was sind da die 36 Jobs, die Cold Water verspricht?" Letztendlich sei Wasser aber auch wertvoller als 22.000 Arbeitsplätze.
Der Protest bleibt. Spätestens im Oktober ist mit einer Entscheidung der Umweltministerin zu rechnen. Im günstigsten Fall Ende August.
Manuel Zimmermann