Eine Explosion im Haus Nummer 18 ließ auch einen Teil des Nachbarhauses Nummer 20 mit einstürzen. Mitten im Stadtzentrum von Lüttich wurden somit 14 Menschen in den Tod gerissen. Unter ihnen war auch der 22-jährige Andy Terren aus Galhausen (Gemeinde St. Vith). Die Explosion war damals so heftig, dass auch heute noch knapp 20 Häuser unbewohnbar sind.
Zahlreiche Geschäfte blieben geschlossen, Hausfassaden sind mit Holzplatten verkleidet: Das Gesamte Viertel um die Rue Léopold wirkt auch ein Jahr danach immer noch leblos.
Am Vormittag kamen die Hinterbliebenen der Opfer und zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu einer gemeinsamen Gedenkfeier zusammen. Dabei wurde hinter dem Lütticher Rathaus, direkt gegenüber des Unglücksorts, eine Gedenktafel eingeweiht.
Die Behörden hielten die Gedenkfeier bewusst schlicht. Kein Verkehr, keine hektischen Fußgänger: Die Stadt stand still und erinnerte sich an die Toten und Verletzten.
Zeitzeugen
"Es ist unendlich schwer für uns, nach Lüttich zurückzukehren", sagt Guy Storms. Er hat seine Tochter und ihren Freund bei dem Unglück verloren. Besonders tragisch: Beide hatten die Explosion zunächst überlebt und den Feuerwehrleuten geholfen, andere Menschen zu bergen.
Drei lange Tage und Nächte haben die Rettungskräfte rund um die Uhr gearbeitet. Auch für sie ist heute ein trauriger Moment der Erinnerung. Marc Cambéri hat den schwierigen Einsatz geleitet. 16 Tage war er vor Ort und er war es, der um 7.00 Uhr am Unglücksmorgen vor einem Dilemma stand. Kurz vor dem Einsturz des Hauses hat er seine Leute in letzter Sekunde in Sicherheit gebracht.
Ein Jahr danach ist auch die scheidende Innenministerin Annemie Turtelboom wieder in Lüttich und bedankt sich bei den Rettungskräften für ihren unermüdlichen Einsatz.
Ursache noch unklar
Die Ursache der Gasexplosion ist immer noch nicht vollständig geklärt. Sicherheit gibt es nur in einem Punkt: Es war eine Gasexplosion, die das tragische Unglück ausgelöst hat. Was wiederum die Gasexplosion ausgelöst hat, da tappen die Ermittler im Dunkeln.
Die Staatsanwaltschaft hat gestern allerdings drei Möglichkeiten ausgeschlossen: Niemand hat den Gashahn absichtlich aufgedreht – damit ist die Selbstmordthese vom Tisch. Einen Terroranschlag schließen die Ermittler ebenfalls aus. Zudem soll es kein Gasleck in den Leitungen der Verteilergesellschaft ALG gegeben haben. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen weiter.
Die Angehörigen der Verstorbenen treffen am Freitag mit Experten der Staatsanwaltschaft und Fachleuten der Gerichtsmedizin zusammen. Dabei sollen sie Informationen zu den Todesumständen ihrer Angehörigen erhalten.
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