Rund 200 Lohmann-Hennen gackern auf dem Schoppener BioGut von Rainer Lentz und seiner Familie fröhlich vor sich hin. Eigentlich sind es ja 199 Hühner, wie Rainer Lentz erklärt, und das hat auch seinen Grund. "Denn in Belgien ist man ab einer Zahl von 200 Hühnern 'industriell' und wird dann behandelt wie ein industrieller Betrieb mit 10.000 oder 20.000 Hühnern. Dann hat man auch andere Auflagen. Und wenn man dann als kleiner Betrieb Hühner halten möchte, macht es eigentlich Sinn, unter 200 Hühnern zu bleiben."
Die Lohmann-Hennen bekommen ein Allround-Futter, um richtig schön satt zu werden und dabei gesund zu bleiben. "Das ist eine Komplettmischung, also eine 'Legemischung' vom Futtermittelhändler. Da sind Maiskörner drin, verschiedene Getreidesorten und das alles in bio, weil wir ein Bio-Betrieb sind."
Der Wortbestandteil "mobil" in "Hühnermobil" steht übrigens für die Mobilität des Stalls. Denn der wird jede Woche versetzt. "Das hat ganz einfach den Grund, dass die Hühner auch wirklich auf der Wiese fressen. Etwas, das viele Leute so gar nicht wissen. Denn in einem festen Stall laufen die Hühner aus dem Stall, aber da gibt es nach ein paar Wochen kein Gras mehr, weil alles zerkratzt und zerpratscht wird."
"Hier ist der Vorteil: Das Mobil wird versetzt und ist immer wieder auf einer frischen Parzelle, wo frisches Gras ist. Und man sieht es auch, wenn wir den Stall öffnen nach dem Versetzen, dass die Hühner nach draußen stürmen und anfangen, das frische Gras zu picken."
Jede Woche für die Hühner ein frisches Wiesenstück zu nutzen bedeutet, dass mehrere Parzellen nötig sind. "Wir haben hier vor Ort drei Parzellen, die reichen für das Frühjahr, den Sommer und den Herbst. Und für den Winter brauchen wir eigentlich eine vierte Parzelle, denn so nach sechs bis sieben Wochen hat sich das Gras nicht genug erholt im Winter. Deswegen brauchen wir dann ein bisschen mehr Platz. Eben um zu vermeiden, dass zu viel Matsch ums Mobil herum entsteht."
Hühner gackern und gurren, sind also nicht die leisesten Tiere. Erst recht nicht, wenn viele zusammenkommen, so wie auf dem Hof von Familie Lentz. Die Nachtruhe ist allerdings nicht gestört. "Die Hühner sind glücklicherweise nachts ruhig. Tagsüber ist ein bisschen mehr Gedöns. Vor allem, wenn Leute kommen und die Hühner denken sich: 'Oh jetzt gibt es was zu essen'. Dann gibt es natürlich ein bisschen Gedöns. Wenn so viele Frauen zusammen sind, dann gibt es schon mal ein bisschen mehr Gespräch, ja."
Die Hühnergruppe bleibt meist so, wie sie ist. Es werden nie spontan mal eben zehn neue Hühner hinzugefügt. Und auch das hat einen Grund. "Es ist besser, nach dem Rein-Raus-Prinzip zu verfahren. Das heißt: die jungen Hennen kommen an und gewöhnen sich ans Mobil so nach zwei, drei Wochen. Sie bleiben im Mobil, fangen langsam an zu legen und bleiben circa achtzehn Monate bei uns und gehen dann meistens in Privathände. Das heißt, wir haben eine Internetplattform gefunden , 'des poules heureuses', wo Privat-Hühnerhalter sich zwei, drei, fünf oder zehn Hühner abholen kommen. Und so müssen sie nicht in den Suppentopf."
Übrigens: Auch bei so vielen Hühnern vergeht Familie Lentz nicht der Appetit auf Eier. "Ja, also bei uns ist das Pflicht. Um die gute Laune zu halten morgens, da muss ein Frühstücksei auf den Tisch."
Julia Slot