Die Abrissarbeiten laufen auf Hochtouren. Damit endet eine Zeit der Ungewissheit. Seit 2013 war nichts mehr mit dem Gebäude passiert. Nun werden die Pläne für einen Wohnkomplex und eine Kinderkrippe umgesetzt.
"Es wird ein zweiteiliger Gebäudekomplex sein", erklärt Architekt Raphaël Schoffers. "Wir werden einen Gebäudeteil vorne an der Neustraße haben, wo wir den alten Eingang haben. Da wird auch die Krippe sein im Erdgeschoss und im ersten Untergeschoss mit einem Zugang nach außen. Darüber sind dann kleinere Wohnungen und Studios angesiedelt. Dadurch wird das Erscheinungsbild komplett erhalten. Die denkmalgeschützte Fassade wird instand gesetzt und der hintere Gebäudeteil wird über einen brückenähnlichen Zugang erreichbar sein. Von hinten wird der Teil zugänglich sein über den Zugang des jetzigen Carrefour. Auch die Zufahrt zur Tiefgarage kommt dahin."
26 Wohneinheiten entstehen: kleine Studios, aber auch Wohnungen mit vier Schlafzimmern. In der Tiefgarage entstehen 30 Stellplätze. Die Kinderkrippe wird 400 Quadratmeter groß. Wichtig hier: Es gibt stets einen Zugang nach draußen.
Ein Gründach sorgt für eine klimafreundliche Isolierung. Insgesamt soll es viel Grün geben. "Dann steht man nicht vor einer riesigen Betonwand, sondern wird da schon in einen grünen Raum eingeladen. Die Krippenfläche ist zwischen den beiden Gebäuden. Die haben dann wirklich einen schönen Außenbereich dazwischen mit Spielgeräten für das untere Niveau. Das obere Niveau ist dann eine Art größere Dachterrasse, wo der Zugang nach außen möglich ist oder man die Türen groß öffnen kann, damit man dieses Gefühl innen und außen hat."
Auftraggeber ist die Investmentfirma rund um die St. Vither Unternehmerfamilie Schaus. Eine besondere Herausforderung ist der Erhalt der denkmalgeschützten Fassade. Hier sollen teilweise die original Fenster auch wieder eingebaut werden.
"Die Fassade hat einige typische Merkmale der Architektur aus den 1930er Jahren - das sind erhaltenswerte Elemente", erklärt Schoffers. "Viele Gebäude aus der Zeit sind in Eupen ja schon abgerissen worden. Und in der Neustraße war diese Architektur halt recht prägend und wird sie auch wieder werden durch die Beleuchtung, die in den Eingangsbereich kommt. Die Fassade hat sicher Qualitäten. Diese Gliederung im Erdgeschoss mit dem großen Eingang wird auch für die Krippe sehr einladend sein. Und oben drüber haben wir die vertikale Gliederung der Fenster, mit diesen typischen Aufteilungen, die erhaltenswert sind."
Für Architekt Raphaël Schoffers ist die Umgestaltung des Capitols ein besonderer Auftrag. "Wir sind ja früher auch oft genug da gewesen, haben darin gefeiert und Feste organisiert. Wir kennen es seit langer Zeit. Es ist eine Herausforderung, aus diesem Gebäude etwas zu machen. Man bekommt vom Auftraggeber klare Vorgaben, was er sich da wünscht. Irgendwo muss es ja auch wirtschaftlich sein. Und andererseits können wir auch ein bisschen beeinflussen, wie sich das Stadtbild verändern wird - wenn auch nur auf kleinem Maßstab. Aber es ist ja schon ein prägendes Element in Eupen."
Für das Capitol beginnt damit eine neue Ära. Wann die Arbeiten fertig sein werden, ist offen. Verhandlungen mit Bauunternehmern laufen.
Simonne Doepgen
Natürlich ist zu hoffen, dass ebenfalls der historische Schriftzug CAPITOL, der nach einem Sturm vor Jahren beinahe ganz zerstört wurde, wieder angebracht wird. Er ist Bestandteil der denkmalschützten Fassade und befindet sich m.W. im Bauhof Schnellewindgasse. Anlässlich der Ausstellung „gestern war heute“ im Rahmen der Eröffnung des Kulturzentrums Alter Schlachthof am 04. September 2015 wurde er dort ausgestellt.
Apropos Denkmalschutz: Was geschieht eigentlich mit den bemerkenswerten Dekorelementen aus dem Innern des Saals, die zwar nicht klassiert, dafür aber nicht weniger interessante Zeugen des Expressionismus sind? (Beleuchtungskörper, Sicherungskasten, Schaukästen, …).