Sind die Streiks nur auf NRW beschränkt?
Freddy Adjan, Verhandlungsführer der Gewerkschaft "Nahrung-Genuss-Gaststätten": Wir haben vergangene Woche begonnen, in Hamburg zu streiken. Wir haben mit 500 Kolleginnen und Kollegen gerechnet - es wurden 1.000. In Lüneburg haben wir mit 150 gerechnet und es wurden 400. Und so zieht es sich durch von Nord nach Süd, von West nach Ost. Wir sind hochzufrieden.
Können Sie sagen, seit wann die Tarifverhandlungen mit dem Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie laufen?
Wir haben im April diesen Jahres die erste Verhandlungsrunde gehabt. Da haben die Arbeitgeber uns überhaupt kein Angebot abgegeben. Die zweite Verhandlungsrunde fand im Mai statt, und da gab es ein grottenschlechtes Angebot. Deshalb hat die Tarifkommission beschlossen, vorläufig abzubrechen und mit den Warnstreiks bundesweit zu zeigen, wie unzufrieden die Belegschaften mit dem Angebot sind.
Was fordern Sie konkret für die Arbeitnehmer?
Wir haben eine sehr soziale Forderung erstellt: für die unteren Tarifgruppen, für die Produktionsmitarbeiter 500 Euro, für alle anderen 400 Euro und bei den Auszubildenden 200 Euro plus ein Fahrtkosten-Zuschuss von 50 Euro.
Denken Sie nicht, dass 500 Euro zu viel sind?
Nein, 500 Euro sind nicht zu viel Geld in den heutigen Zeiten, weil die Inflation alles frisst. Und dann muss man noch wissen, dass neben der Inflation auch noch die Lebensmittelpreise viel höher gestiegen sind als die Inflationsrate selber - und zwar um 20 Prozent im Schnitt. Übrigens haben auch die Süßwarenbetriebe ihre Preise erhöht. Und davon wollen wir einen gerechten Anteil haben.
Wieso laufen die Verhandlungen so zäh?
Das ist eine gute Frage. Das liegt nicht an uns, sondern an der Arbeitgeberseite, die uns mit einem Billigangebot abspeisen wollen. Wir werden das nicht machen, und deswegen wird es so lange dauern, wie es dauert. Und wenn wir nächste Woche, am 22. und 23. Juni, nicht zu einem Ergebnis kommen, werden wir die Urabstimmung beschließen und in unbefristete Streiks gehen.
Dogan Malicki