Schulschöffin Anne-Marie Hönders-Hermann erklärte, dass es eine Arbeitsgruppe gegeben habe mit interessierten Eltern, Vertretern des Elternrates und der Schule. Diese habe viel Energie in das Projekt gesteckt. Sie nannte ausdrücklich auch den ehemaligen Schulleiter Walter Büx.
In dem vorliegenden Projekt werde die Schule als Ganzheitliches betrachtet. Als großes Plus sehe sie die Klassengröße. Das neue Schulgebäude werde voluminöser, passe sich aber architektonisch an die Umgebung an.
Der Spielplatz verlagere sich komplett nach hinten in die freie Natur und die Nähe zum angrenzenden Sozialbetrieb schaffe viele Möglichkeiten.
Hannen kommen fast die Tränen, aber ...
Herbert Hannen sprach als ehemaliger Lehrer und Schulleiter von einer "Traumschule", ihm kämen beinahe die Tränen. Er listete die großzügigen Raumangebote für Kindergarten und Primarschule auf. Im Eingangsbereich könne zudem die ganze Schulgemeinschaft für eine Feier versammelt werden. "Es ist fantastisch", zeigte sich Hannen begeistert.
Der Architekt habe all das, was der pädagogische Rat als Flächenbedarf angegeben habe, eins zu eins umgesetzt. Bei sinkender Schülerzahl stehe etwa die doppelte Fläche im Vergleich zu der bisherigen Schule zur Verfügung.
Damit werde der Standard der Schulgebäude in der Stadtgemeinde St. Vith auf ein bedeutend höheres Niveau gehoben, meinte Hannen: "Das weckt natürlich Erwartungen bei Eltern und Lehrern in anderen Schulen."
Es gebe auch kritische Stimmen in der Bevölkerung, die beklagten, dass eine erst 50 Jahre alte Schule und ein markantes Gebäude im Dorf dem Erdboden gleichgemacht wird.
Hannen fand es schade, dass bei der Gestaltung des Außenbereichs das Konzept der Holunderspielplätze nicht mehr verfolgt werde.
Auch lasse sich nicht gerade von einem zügigen Ablauf des Projekts sprechen. Er selbst habe frühzeitig auf die Kostenentwicklung hingewiesen, die jetzt bei einer Schätzung von 4,5 Millionen Euro gelandet sei (für die es Zuschüsse seitens der Deutschsprachigen Gemeinschaft geben wird).
Eltern und Lehrer seien auch vorbildlich einbezogen worden, so Hannen, nur der Stadtrat nicht. Es habe immer nur spärliche Infos und keine Unterlagen gegeben. Trotzdem stimme er dem Projekt gerne zu.
"Mekka" der ostbelgischen Schulbauten?
In eine ähnliche Richtung, aber deutlich zurückhaltender argumentierte Gregor Freches. Seine Fraktion befürworte das Schulprojekt generell. Auch er bemängelte aber "sehr lückenhafte" Informationen. Freches sprach von "überdimensionierten Klassenräumen" und von einer "Wünsch-dir-was"-Planung.
Emmels werde das neue Mekka der ostbelgischen Schulen. "Das wird neue Begehrlichkeiten bei anderen Schulen wecken, denn wir bauen ein Fünf-Sterne-Projekt." Das Budget liege heute fast doppelt so hoch wie ursprünglich geplant.
Anne-Marie Hönders-Hermann glaubte nicht, dass die Schule zum "Mekka" werde. Neue Schulen, die sie in Augenschein genommen habe, seien nochmal ganz anders. In Emmels handele es sich um eine "bescheidene Schule", einen "ganz normalen Bau - ohne architektonische Highlights".
Die Schule in Emmels sei zudem seit 20 Jahren nicht mehr erweitert worden, es habe zwar eine Reihe von Renovierungen gegeben, am Platzbedarf der Schule habe sich aber nichts geändert. Jetzt bekomme Emmels eine Schule, "die keine Kompromisse eingeht, sondern eine gute Lösung darstellt".
Holunderspielplätze seien "sicher sehr, sehr schön, aber auch sehr pflegeintensiv", reagierte sie auf eine weitere Bemerkung von Herbert Hannen.
Schulschöffin will ausreichend informiert haben
Bürgermeister Herbert Grommes verwies seinerseits darauf, dass die Kosten für Bauten explodiert seien. Er zog Vergleiche zu anderen (teureren) Schulprojekten und meinte mit Blick auf Bauzonen und Bauerwartungsgebiete, es sei wichtig, auf die Zukunft zu setzen.
Es habe auch Pläne gegeben, die alte Schule beziehungsweise das Lehrerhaus in ein neues Projekt einzubeziehen. "Schweren Herzens" habe man sich dann aber durchgerungen, einen Neubau in Angriff zu nehmen, "um den pädagogischen Zwecken zu entsprechen".
Klaus Jousten hatte noch Fragen zur Unbedenklichkeit von Dämmmaterialien, die das Kollegium dem Architekten vorlegen will. Leo Kreins, der das Bauprojekt an und für sich begeisternd fand, vermisste nachhaltigere Produkte bei den Baumaterialien. Auch er bemängelte wie Margret Schmitz fehlende Informationen über den Fortgang des Projekts.
Anne-Marie Hönders-Hermann beschied das, indem sie auf die vielen Schulkommissionen verwies. Seit August 2022 habe es auch so gut wie keine Veränderungen an den Plänen gegeben (bis auf den Stellplatz für die Mülltonnen oder die Berücksichtigung einer Trafostation, für die der Stadtrat dem Stromverteiler Ores ein Trennstück zur Verfügung stellt). Das über Monate ausbleibende Lastenheft habe sie selbst häufig angemahnt.
Trotz Begeisterung kein Konsens im Stadtrat
Bürgermeister Herbert Grommes unterstrich schließlich, dass der Konsens mit den Eltern, Lehrern und Nachbarn und der Familie Peters wichtig gewesen sei. Herbert Hannen griff das auf und meinte, "es wäre toll gewesen, wenn wir das im Konsens mit 21 Stimmen beschlossen hätten."
Stephan Pesch