Auf dem Schulhof der Hergenrather Grundschule herrscht am Samstag Trubel. Die Großen stehen beisammen und trinken ein kühles Bier, während die Kleinen auf der Hüpfburg und dem Schulgelände herumtoben. Die Stimmung ist ausgelassen.
Mitten drin ist Sylvia Janssen, die seit 20 Jahren die Präsidentin der Königlichen Harmonie ist. "Die Kgl. Harmonie Hergenrath hat rund 85 Mitglieder. Das jüngste Mitglied ist 16 Jahre alt und das Älteste 78 Jahre", erklärt sie.
"Wir sind ein sinfonisches Blasorchester, aber wir sind ein Dorfverein geblieben. Wir treten immer noch bei Kinderkommunionen, Firmungen oder bei den Schützen auf und nicht nur auf Konzerten."
Seit 1989 wird die Königliche Harmonie von der Deutschsprachigen Gemeinschaft als "Vereinigung mit besonderer künstlerischer Auszeichnung" anerkannt. Es ist das einzige Orchester in Ostbelgien, das diese Auszeichnung trägt.
Abseits des Trubels macht sich gerade das Jugendorchester der Königlichen Harmonie für den Aufritt bereit. Es wird von der 19-jährigen Ramona Meessen geleitet. Sie geht gerade durch den Raum und macht eine Klangprobe. Nach der Klangprobe geht es auch direkt auf die Bühne.
Ramona Meessen spielt Saxophon im großen Orchester des Vereins. Als Leiterin des Jugendorchesters steht sie heute als Dirigentin auf der Bühne.
Die talentierte Hergenratherin spielt eine wichtige Rolle für die Königliche Harmonie. Unter anderem kümmert sie sich um den Nachwuchs. Wer im großen Orchester mitspielen möchte, muss sich im Jugendorchester beweisen.
Mit den Jugendlichen zu arbeiten, ist für sie eine spannende aber auch herausfordernde Aufgabe. "Sie sind ja etwas jünger und da braucht man definitiv Disziplin. Man muss sie auch immer wieder motivieren, damit sie zu den Proben kommen. Wenn man das geschafft hat, fühlt sich das sehr gut an. Manche aus unserem Orchester spielen auch schon in der Harmonie." Ramona Meessen macht sich jedenfalls keine Gedanken darüber, dass der Kgl. Harmonie in Zukunft der Nachwuchs fehlen könnte.
Aus dem Publikum heraus beobachtet Arnold Zinzen aufmerksam das Geschehen auf der Bühne. Er ist das älteste Mitglieder der Königlichen Harmonie. Seit 65 Jahren ist er mit dabei und war langjähriger Präsident des Vereins.
Er kommt aus einer Zeit, in der das Vereinsleben für viele Menschen einen sehr hohen Stellenwert hatte - anders als es heute der Fall ist. "Wir haben eine große Familie und wir haben immer die Königliche Harmonie priorisiert. Wenn einer einen Geburtstag hatte, dann wurde immer zuerst gefragt, ob ich überhaupt kommen kann. Ich habe die ganzen Jahre der Harmonie gewidmet. Heute würde das keiner mehr machen."
Treue Vereinsmitglieder, Kameradschaft, Dorfnähe, Nachwuchs. Die Königliche Harmonie Hergenrath steht auf soliden Füßen und spielt - wie alle anderen Vereine auch - eine wichtige Rolle für das gesellschaftliche und kulturelle Zusammenleben in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Auf die nächsten 125 Jahre.
Dogan Malicki