Anisa macht den Anfang. Im täglichen Morgenkreis des Zentrums für Förderpädagogik begrüßt sie die anderen Kinder. Dazu hat sie die verschiedenen Buchstaben auf ein Tablet getippt. Das Tablet wiederum übernimmt das Sprechen. Petra Kolvenbach, Koordinatorin für Unterstützte Kommunikation am ZFP erklärt. "Wir haben hier zwei Kinder gesehen, die aufgrund ihrer Beeinträchtigung die verbale Sprache nicht zur Verfügung haben. Und da suchen wir hier nach alternativen Kommunikationsmöglichkeiten."
Gemeinsam mit den Lehrerinnen erfüllt Anisa so verschiedene Aufgaben. Als Nächstes soll sie aufzählen, wer beim Morgenkreis alles dabei ist.
Anisa kann das Tablet inzwischen richtig schnell benutzen. Dabei wählt sie die Worte aus verschiedenen Kategorien und Unterkategorien aus. Daneben stehen ihr noch Gebärden oder Piktogramme zur Verfügung. Verschiedene Kommunikationshilfsmittel unterstützen und ergänzen so das, was Anisa ausdrückt.
"Weil einfach die Kommunikation ein zentraler Bestandteil ist. Ohne Kommunikation, ohne die Möglichkeit sich auszudrücken, ist Teilhabe und Selbstbestimmung nicht möglich. Und das ermöglichen die Hilfsmittel der unterstützten Kommunikation."
Nun ist Selma an der Reihe. Auch sie hat ein Tablet vor sich stehen. Allerdings steuert sie dieses mit ihren Augen. Eine Aufgabe, die durchaus Übung braucht. Mit der nötigen Erfahrung klappt aber auch das, sodass Selma den kompletten Tagesablauf zusammenfassen kann.
Seit einigen Jahren nutzt das ZFP schon Unterstützte Kommunikation. Warum ein Mensch diese Technik braucht, kann dabei ganz unterschiedlich sein. "Am Morgenkreis hat eine Lehrperson teilgenommen, die nach einem Schlaganfall die verbale Sprache noch nicht gänzlich wiedererlangt hat. Und auch sie kann über die Kommunikationsapp wieder teilnehmen, den Kindern Anweisungen geben. So wie die anderen Lehrpersonen. Und ist damit ein sehr schönes Vorbild für die Kinder, die mit den Kommunikationshilfsmitteln arbeiten."
Zusammen mit geschultem Personal werden verschiedene Möglichkeiten ausgetestet. So werden die passende Kommunikationsebene und das dazugehörige Instrument ausgesucht. Die Gerätschaften werden auch über den schulischen Kontext hinaus im Alltag genutzt. Dass es diese Möglichkeiten gibt, möchte das ZFP gemeinsam mit der Dienststelle bekannter machen.
"Ziel ist, dass wir im Prinzip auf ostbelgischer Ebene dafür sensibilisieren möchten, dass es da Möglichkeiten gibt für Personen, die die Lautsprache nicht haben. Und das unabhängig vom Alter, von der Beeinträchtigung, von der Diagnose."
Selma und Anisa profitieren schon seit einigen Jahren von diesen Möglichkeiten - und können so teilhaben. Am 3. Juni findet ab 10 Uhr im ZFP Eupen die Fachmesse zum Thema Unterstützte Kommunikation statt.
Andreas Lejeune