Großes Stühlerücken im Eupener Rathaussaal, gerade kommen noch Vertreterinnen der Ahmadiyya Muslim Gemeinde nach. Aus eigentlich zwei Stuhlreihen wird eine große. Alle Mitglieder der Dialoggruppe sollen gemeinsam im Kreis sitzen.
Da wären wir auch schon beim Kern der Dialoggruppe angelangt: sich gemeinsam für etwas einzusetzen - "dass wir alle gemeinsam ein friedliches Zusammenleben fördern möchte", sagt Bushra Sadia von der Amadiyya-Gemeinde. "Und da bin ich zu hundert Prozent dabei. Und dafür bietet der Verein, mit allen zusammen, einen guten Boden."
Es gibt unterschiedliche Gründe, Teil der Dialoggruppe zu sein. Sich besser kennenlernen, Einblicke in die eigene Lebensweise geben, gemeinsam lachen und feiern. Seit acht Jahren schon besteht die Gruppe. Vor kurzem sind auch Ukrainer beigetreten. Hier zeigte sich ein weiterer Vorteil der Initiative: nämlich dass man sich gegenseitig hilft. "Seitdem der Krieg in der Ukraine begonnen hat, vertrete ich ukrainische Familien. Und mit dem Krieg haben wir sehr viele Flüchtlinge, die alle natürlich auch Hilfe brauchen", erzählt Tatiana Serada.
Was schon innerhalb der Gruppe gut funktioniert, soll jetzt auch nach außen sichtbarer gemacht werden. "Denn wir sind einzeln keine starke Stimme. Und ich persönlich sehe das als gemeinsame Stimme. Das hat mehr Wert als individuell und einzeln", findet Bushra Sadia.
Interkulturelle Wanderung
Gemeinsam laden die verschiedenen Gemeinschaften zu einer interkulturellen Wanderung ein. Hier kann jeder die Bräuche und Traditionen der verschiedenen Kulturen entdecken. Und bei 100 Nationalitäten, die in Eupen vertreten sind, kommt einiges zusammen. Achim Nahl ist Moderator der Dialoggruppe und selber oft überrascht. "Die Vielfalt beeindruckt. Wenn man die einzelnen Religionsgemeinschaften und Kulturvereine besucht. Es gibt so viele Dinge, die in den Gemeinschaften gefeiert werden oder derer gedacht wird, von denen wir Hiesigen keine Ahnung haben."
Mit der Wanderung sollen Außenstehende die Möglichkeit bekommen, zu entdecken. Menschen und Lebensweisen vor Ort kennenlernen, ins Gespräch kommen - und so vielleicht dauerhafte Kontakte knüpfen. Das erhofft Achim Nahl sich von der Initiative.
Auch Catherine Brüll, Schöffin für Soziales der Stadt Eupen, wünscht sich eine rege Teilnahme an dem Angebot. "Ich glaube, was wirklich sehr wichtig ist, ist dass eine Offenheit besteht. Dass man nicht von vorneherein Dinge im Kopf hat und meinte, die sind so festgemeißelt. Sondern dass man eine Offenheit anderen gegenüber hat. Und andere Sichtweisen und Lebensweisen akzeptieren kann, ohne das negativ bewerten zu müssen."
Knapp 20 verschiedene Vereinigungen sind Teil der Dialoggruppe. Gegenseitiger Respekt und Offenheit werden dort praktiziert. Und das soll nun nach außen getragen werden, sagt Bushra Sadia. "Ich wünsche, dass wir einander kennenlernen. Dass Vorurteile und Stereotypen abgebaut werden. Das ist ja das Größte, was zu Barrieren und Abwehrhaltungen führt."
Die interkulturelle Wanderung findet am Samstag, 13. Mai statt. Start ist um 10:15 Uhr auf dem Scheiblerplatz. Der Vormittag ist der Unterstadt gewidmet, der Nachmittag der Oberstadt. Mittags gibt es Suppe im Animationszentrum Ephata und abends einen Abschluss beim bosnischen Kulturverein "Elif" in der Industriezone. Nähere Informationen zum Programm gibt es auf der Seite der Stadt Eupen.
Andreas Lejeune
Vielen Dank für den seht interessanten Bericht. Ich wäre an einer Teilnahme in der Gruppe sehr interessiert. Allerdings kann ich an der Wanderung leider nicht teilnehmen, da ich in den letzten Monaten
mehrmals operiert wurde, und in meiner Bewegung sehr eingeschränkt bin. Ich würde mich über mehr Information über weitere Tätigkeiten sehr freuen.