Das Gemeindekollegium von Baelen hat sich am Donnerstag gegen Probebohrungen ausgesprochen, auf deren Grundlage eine Lachsfarm auf dem Gemeindegebiet angelegt werden könnte.
Ob irgendwann eine Lachsfarm in die Baelener Industriezone kommt, steht noch in den Sternen. Das Dossier wird sowohl die Wallonische Verwaltung als auch Baelen noch eine Weile beschäftigen.
Der Beschluss des Baelener Gemeindekollegiums, den Antrag auf vier Testbohrungen durch das Unternehmen Cold Water negativ zu begutachten, dürfte aber ein ziemlicher Dämpfer für die Antragssteller sein.
Ressourcen schützen
Die Begründung des Gemeindekollegiums lautet wie folgt: Das Projekt werfe als Ganzes Fragen auf. Hinsichtlich der geplanten Verwendung riesiger Wassermengen gehe der Schutz unserer natürlichen Ressourcen uns alle an.
Vor dem Beschluss hatten Donnerstagmorgen zwei Dutzend Menschen vor dem Baelener Gemeindehaus gegen das Lachszuchtprojekt protestiert. In und um Baelen hat sich ein Bürgerkollektiv gefunden, dass sich in Anspielung auf Cold Water ‘Hot Water Eastbelgium’ getauft hat.
Mit dabei ist Nathalie Massenaux, die das Lachsfarm-Projekt aufmerksam beobachtet. Sie ist sehr froh, dass sich das Gemeindekollegium gegen Probebohrungen ausgesprochen hat. "Gut, dass unsere Gemeindevertreter die Sache wie wir sehen", sagt Massenaux. Für dieses Projekt gebe es in unserer Umwelt einfach keinen Platz.
Tierschutz
Zur Hauptbefürchtung zählt, dass man nicht weiß, ob eine Lachsfarm die Grundwassermengen nachhaltig reduziert werden. Georg Kremer, der die Tierschutzorganisation GAIA vertritt, findet es aber wichtig, dass man nicht nur an das Wasser denkt: "Bisher sind vor allem die umwelttechnischen Argumente in den Vordergrund gerückt. Ich finde es bedauerlich, dass in diesem Zusammenhang bisher viel zu wenig darüber gesprochen wurde, dass Aquakulturen auch Massentierhaltung ist. Das ist absolut verwerflich und nicht die Zukunft. Das sollten wir auf jeden Fall vermeiden."
Wie berechtigt der Protest sei, zeigt sich für Georg Kremer aber darin, dass Landwirte und Tierschützer in dieser Angelegenheit an einem Strang ziehen. Das sei ja meist nicht der Fall. "Das ist ja überhaupt nicht selbstverständlich, dass man hier gemeinsame Sache macht: die Vertreter der Landwirtschaft und die Umwelt- und Tierschützer. Das ist doch ein beeindruckendes Zeichen, dass es hier um den Schutz unserer gemeinsamen Ressourcen geht."
Klare Ablehnung
Auch die Gemeinde Lontzen verfolgt das Thema mit Interesse. Am Donnerstag teilte der Lontzener Umwelt- und Landschaftsschutzschöffe Yannick Heuschen mit, dass man die Nachteile einer Lachsfarm nicht von der Hand weisen könne. "Wir finden sie beispielsweise im Bereich der Umwelt, der Landwirtschaft und dem Tierwohl. Und gleichzeitig sind die Vorteile für die Allgemeinheit nicht erkennbar."
Deshalb auch die klare Ablehnung. Wasser sei nun mal die wertvollste Ressource der Region. "Und dass ein einzelnes Unternehmen diese Ressource in solchem Maße anzapft, kann nur dazu führen, dass ein Allgemeingut privatisiert wird. Das Vorhaben erscheint dem Lontzener Gemeindekollegium als unverhältnismäßig, sodass wir dem Projekt negativ gegenüber stehen."
Die ostbelgische Ecolo-Regionalabgeordnete Anne Kelleter begrüßte in einer Reaktion ebenfalls die ablehnende Haltung des Baelener Gemeindekollegiums. Damit werde ein klares Zeichen für die Umwelt und den Schutz unserer Wasserreserven gesetzt. Sie hoffe, dass die Antragssteller dies jetzt auch verstehen und von einem Einspruch gegen die Entscheidung absehen.
Die Gegner des Projekts haben jedenfalls einen Etappensieg erreicht.
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mz