Es herrscht Betrieb im kleinen Hauptbüro des Auffangzentrums. Gerade werden Lebensmittelpakete verteilt. Auch wenn in Worriken inzwischen alles etwas reduzierter ist und viele Dienste nur noch bei Bedarf vorbeikommen, die Abläufe stimmen. "Ich würde sagen, seit den ursprünglichen Schwierigkeiten hat sich hier alles gut eingespielt. Wir haben auch viel kommuniziert mit den Flüchtlingen, sie kennen die Abläufe. Sie wissen, wie es läuft, dass sie hier Hilfe anfragen können. Von daher ist es seit April, Mai wirklich ein Riesenfortschritt, wie es sich hier entwickelt hat", erklärt Koordinatorin Christine Quoilin.
Unter den Menschen, die in Worriken ankamen, war auch Natalia Dovanych. Sie hat in der Region inzwischen Fuß gefasst. "Ich arbeite im Zentrum als Übersetzerin in Teilzeit und ich arbeite auch in den Schulen der Gemeinde Bütgenbach. Ich helfe ukrainischen Kindern, Deutsch zu lernen."
91 Menschen leben hier vor Ort. Nur in Ausnahmefällen kommt noch jemand dazu. Manche sind weggezogen, nach Flandern oder Deutschland, oder aber in die Ukraine zurückgekehrt. Wie es in Worriken weitergeht, steht noch nicht fest. "Worriken ist natürlich keine langzeitige Lösung. Es sollte eigentlich nur kurzfristig sein. Aber es gibt noch keine konkrete Planung, in welche Richtung es gehen soll", so Christine Quoilin.
Auch Olga Drangoy hat gerade ihr Lebensmittelpaket abgeholt. Mit ihren zwei Kindern kam sie im August in Belgien an. Irgendwann würde sie gerne in die Ukraine zurückkehren. Im Moment wisse aber niemand, wann das möglich sein wird. Jeden Tag muss sie an den Krieg denken und hofft, dass der bald endet. Umso dankbarer ist sie vor Ort. "Ich bin sehr zufrieden mit dem Leben hier. Auch mit den Menschen, die ich hier getroffen habe. Alle sind sehr angenehm und ich bin den Leuten sehr dankbar."
Einen Monat vor Olga Drangoy ist Tatjana Zuban in Worriken angekommen. Zu fünft wohnen sie in dem kleinen Chalet. Auch sie bedankt sich immer wieder. Vielleicht werde die Familie in Belgien bleiben. Doch andere Familienmitglieder leben noch in der Ukraine.
Im Oktober war Tatjana Zuban dorthin zurückgereist. Im Heimatort sei alles schlimmer geworden, berichtet sie. Sie macht sich Sorgen und ist oft traurig. "Wir hoffen, dass der Krieg bald endet. Und wir hoffen, dass wir irgendwann in die Ukraine zurückkehren können."
Eine Mischung aus Unsicherheit und Hoffnung prägt die Stimmung im Auffangzentrum Worriken. Nach einem Jahr Krieg ist noch kein Ende in Sicht. "Ich hoffe, es wird besser. Aber wir sehen, dass gerade leider niemand weiß, wann der Krieg aufhört. Natürlich vermisse ich meine Heimat. Aber wir können nur hoffen, dass es besser wird", sagt Natalia Dovanych.
Andreas Lejeune