1.200 Tonnen Lachs - es ist eine Menge Fisch, die Cold Water jährlich produzieren möchte. Julian Connor kommt gebürtig aus London und wohnt seit vielen Jahren in der Schweiz. Er ist der Gründer der Firma. Er sagt, er sei nach Eupen gekommen, um gegen die Fake News anzugehen, die von den lokalen grünen Parteien verbreitet würden. Sie würden nicht die wahre Geschichte erzählen, die hinter dem Antrag von Cold Water stecke.
Seine Firma habe einen Antrag für einen temporären Testbrunnen gestellt. Man wolle zwei Wochen lang Wasser abpumpen und testen, welchen Einfluss das Vorhaben auf den Grundwasserspiegel habe. Sollte es irgendwelche Probleme geben, dann werde das Projekt angepasst, so Connor.
Im Antrag zur Genehmigung der Testbohrungen wurde eine Fördermenge von 100 Kubikmeter Wasser pro Stunde angegeben. Bei dieser Menge würde es sich aber um den Spitzenverbrauch handeln. Im Regelbetrieb komme die Firma mit 50 Kubikmeter pro Stunde aus. Und dennoch: Es bleibt eine Menge, die vor allem die Landwirte beunruhigt.
Sollte der Grundwasserspiegel tatsächlich absinken, dann gibt es laut Julian Connor trotzdem keinen Grund zur Sorge. Cold Water würde den lokalen Landwirten und Unternehmen so viel Wasser zur Verfügung stellen, wie sie brauchen würden. Das Unternehmen würde Rohre verlegen, um sie mit dem Ablaufwasser zu versorgen. Das Ablaufwasser würde Cold Water selbst reinigen und aufbereiten. Es werde sauberer sein als das Wasser, das sich im Baelener Bach befinde.
Das Lachsfarm-Projekt befindet sich momentan in Phase eins von zwei. Das Unternehmen hofft auf die Genehmigung von der Gemeinde Baelen, um mit den Testbohrungen beginnen zu können. Sollten die Testbohrungen erfolgreich verlaufen, dann könnte Phase zwei beginnen: der Bau der Lachsfarm. 50 Millionen Euro möchte Julian Connor investieren. Er sagt, dass beim Bau der Lachsfarm nur Unternehmer aus der Region beteiligt würden. Es werde viel Geld in die Gemeinde fließen. 50 neue Arbeitsplätze seien geplant. Cold Water werde nur Personen anstellen, die in der Region wohnen, so Connor.
Seit mehreren Jahren betreibt Connor eine Lachsfarm in der Schweiz. In Baelen könnte der zweite Standort entstehen. Mit der Fischproduktion hat er vor mehreren Jahren angefangen. Er sagt, er habe sich 2012 Sorgen darüber gemacht, dass so viele Chemikalien und Antibiotika bei den Lachsfarmen zum Einsatz kämen. 80 Prozent der Lachse, die weltweit konsumiert würden, seien in Netzgehegen groß geworden. Im Meereswasser befänden sich viele Krankheitserreger und Parasiten. Alles werde mit Chemikalien und Antibiotika bekämpft und lande in der Nahrungskette, so Connor.
Bis der Lachs im Baelener Wasser heranwächst, werden einige Jahre vergehen. Ob es überhaupt soweit kommen wird steht auch noch nicht fest. Zuerst muss das Baelener Gemeindekollegium grünes Licht für die Testbohrungen erteilen. Spätestens Mitte Mai muss die Entscheidung getroffen sein.
Dogan Malicki
Man darf bei solchen Aussagen durchaus skeptisch sein und bei einer Aussage muss man besonders hellhörig werden.
Um eine Absenkung des Grundwassers festzustellen sind 2 Wochen deutlich zu wenig, hier benötigt es eher 3 Monate Testzeitraum. Ich denke, dem ist man sich auch bewusst.
Das man das eigene Abwasser den Landwirten zur Verfügung stellen möchte, falls dann doch (sehr wahrscheinlich) das Grundwasser absinkt und diese plötzlich keinen Zugriff mehr darauf haben. Wer garantiert die Qualität und den Zugriff auf Dauer und wer hätte anrecht darauf ? Was ist mit der Umwelt ? Eine Grundwasserabsenkung hat nicht nur einen negativen Effekt für die umliegenden Betriebe sondern auch für die Natur. Diese Fragen lassen sich nicht mit einem zwei Wochen Test klären.
Allem in allem muss man sich die Frage stellen, sind 50 Arbeitsplätze das Risiko wert ? Angesichts Fachkräftemangel werden diese wahrscheinlich eh Billigarbeiter aus dem Ausland sein.
Hier einfach nochmal in kurzen Punkten:
Die Lachse werden in engen Behältnissen gehalten, die ihnen Stress und Krankheiten verursachen. Sie leiden auch unter kontrollierten Bedingungen unter Parasiten und Verletzungen. Die Schlachtung ist zudem oft sehr grausam und quälend langsam.
Die Lachsfarm verbraucht gutes sauberes Grundwasser und produziert so auch große Mengen an Abwässern, Fischleichen und Futterresten. Das Auszufiltern ist aufwendig und teuer. Ein wirtschaftlicher Betrieb, der das Ökosystem nicht belastet ist unmöglich.
Es müssen um Geld zu verdienen Abstriche gemacht werden. In der Regel geschieht das bei der Umwelt und Sicherheit. Das zeigt die Erfahrung.
Das Wasser kann zwar aufbereitet, aber nicht von Medikamentenrückständen befreit werden. Dieses Wasser dann den Bauern anzubieten, die diese Belastungen auf ihre Felder tragen ist unerhört.
Auch kann das Wasser nach der Aufbereitung die Krankheitserreger und Medikamente in die Umwelt übertragen und so die Bestände der Forellen in Weser und Maas gefährden.
Eine kleine Rechnung
1 Kubikliter = 1.000 Liter Wasser
Verbrauch pro Stunde 100 Kubikliter :
100 x 1.000 = 100.000 Liter/Stunde
Verbrauch pro Tag 2.400 Kubikliter :
100.000 x 24 = 2.400.000 Liter/Tag
Zwei Millionen Vierhunderttausend
Liter Wasser pro Tag
Verbrauch pro Jahr 876.000 Kubikliter:
2.400.000 x 365 = 876.000.000 Liter/Jahr
Achthundertsechsundsiebzig Millionen Liter Wasser pro Jahr
Als Gründer von Swiss Lachs sahen wir uns im Vorfeld mit ähnlicher Skepsis konfrontiert, der WWF hat uns für das Tierwohl mit einem grünen Prädikat ausgezeichnet und die europäische Fischorganisation fair fish unterstützt den geringen Stress und das Fehlen von Chemikalien oder Antibiotika sehr in landgestützten Lachsfarmen verwendet
Julian Connor, Coldwater
Tatsächlich sind Lachsfarmen Brutstätten für massives Tierleid. Mir ist nicht bekannt welche Kriterien der schwyzer WWF für die Indoor-Anlage von Swiss Lachs in Lostallo hat, allerdings lohnt ein Blick über den Tellerrand, wie es um ähnliche Projekte in Europa bestellt ist. In Oostende z.B. soll demnächst die größte Lachsfarm in Europa entstehen (12.000 Tonnen oder 3 Millionen Lachse sollen ebenfalls in oberirdischen Wassertanks „produziert“ werden). Organisationen wie GAIA, Animal Rights, Bond Beter Leefmilieu, Greenpeace UND der WWF Belgium haben sich zusammengetan um gegen das Projekt Einspruch zu erheben. Und die von Herrn J. Connor erwähnte Organisation „fair fisch international“ vermerkt auf ihrer homepage: „Bis heute sind keine Anlagen auf dem Markt, die unsere Anforderungen erfüllen“. Abgesehen davon, dass es taktlos ist, die stichhaltigen Argumente von Ecolo Ostbelgien als Fake News abzutun, betrachte ich die Äußerung des Coldwater-Managers als Greenswashing. Solche Projekte dürfen nicht nur in Ostbelgien KEINE Zukunft haben.
Sehr eigenartig, dass das Unternehmen gefiltertes Wasser wieder zur Verfügung stellen will. In der Schweiz bereitet man es auf für die Wiederverwendung. Der Betreiber stellt sich als Wohltäter dar. Wer so viele Versprechungen gegenüber einer Region macht, ist bestimmt woanders auch sehr willkommen. Warum also gerade in Baelen? Herr Connor scheint auch nicht nur in der Lachsproduktion sein Metier gefunden zu haben. Neben der Schweiz, wo er diverse Unternehmen führt, wurden in jüngster Vergangenheit einige Unternehmen mit dem gleichen Namen und Geschäftszweck in diversen Ländern Europas gegründet. Man kann nur auf die Weitsicht der baelener Verantwortlichen hoffen.