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Zahl der Insektenarten bleibt in heimischen Wäldern stabil

09.02.202315:33
Insekt im Wald
Illustrationsbild: © Rainer Hunold/Panthermedia

Ohne die unermüdliche Arbeit der Honigbienen würden viele Nahrungsmittel es wohl gar nicht erst auf unseren Teller schaffen. Gleichzeitig gibt es Jahre, in denen uns Wespen und Mücken regelrecht verfolgen. Forscher der Universität Trier haben herausgefunden, dass der Wandel innerhalb der Insektengemeinschaft komplexer ist als erwartet.

Das Zirpen der Heuschrecken gehört im Sommer einfach dazu. Es ist Feierabend, man sitzt entspannt auf der Terrasse. In der Luft schwebt noch immer der Duft von glühenden Holzkohlen. Es ist schon spät und trotzdem noch angenehm warm. Die Erinnerung an die kalten, grauen Tage im Winter rückt fast schon in Vergessenheit. Doch das ist eine Übertreibung. Denn selbst wenn der Winter grau und dunkel ist - richtig kalt war er schon lange nicht mehr.

Das wirft natürlich Fragen auf. Gerade bei so milden Temperaturen wie in diesem Jahr. Vor allem bei den kleinsten Lebewesen kann ein zu milder Winter gefährlich werden. Das Thema "Insektensterben" ist und bleibt ein Dauerbrenner. Denn die kleinen Lebewesen spielen eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem.

Wissenschaftler der Universität Trier haben jedoch neue Erkenntnisse zu dem Thema gewonnen. Demnach ist die Zahl der Insektenarten in heimischen Wäldern über Jahrzehnte stabil geblieben. Der Biogeograph Professor Dr. Henrik Krehenwinkel untersuchte genau dieses Phänomen. "Wir beschäftigen uns damit, wie und warum Tiere verbreitet sind. Aber auch damit, wie neue Tierarten entstehen, das heißt im weitesten Sinne mit Fragen der Evolutionsbiologie."

In den 1980er Jahren war Umweltverschmutzung nämlich ein großes Thema. In Deutschland wurde aus diesem Grund die Umweltprobenbank ins Leben gerufen. Blätter von Bäumen wurden gesammelt und archiviert. Die Idee dahinter ist recht simpel. Über die Luft sammeln Blätter Schadstoffe aus ihrer Umgebung auf - über das ganze Jahr hinaus. Während 30 Jahren konnte so gemessen werden, welchen Schadstoffen die Bevölkerung und die Umwelt ausgesetzt sind.

DNA-Spuren von Insekten

Das Team um Professor Krehenwinkel geht aber einen Schritt weiter. Die Forscher untersuchen die Proben auf DNA-Spuren von Insekten. "Wir haben festgestellt, dass die Blattproben heimischer Laub- und Nadelbäume, die wir seit über 30 Jahren sammeln, die DNA der Insekten beinhalten, die mal mit den Blättern interagiert haben. Wenn zum Beispiel eine Raupe vor 30 Jahren ins Blatt gebissen hat, können wir anhand dieser Blattprobe DNA sequenzieren und nachweisen, welche Raupe das gewesen ist. So können wir zurückverfolgen, wie sich die Lebensgemeinschaft der Insekten über die letzten 30 Jahre verändert hat."

Plötzlich bieten sich den Forschern dank modernster Methoden neue Möglichkeiten. Vereinzelte Insektengemeinschaften können gezielt gesucht und gefunden werden. Ob im bayerischen Wald, einem Park in Hamburg oder im Harz - dank einer Bank an Umweltproben, die ursprünglich für einen ganz anderen Zweck gesammelt wurden.

Als Professor Krehenwinkel mit der Untersuchung sogenannter Umwelt-DNA begann, war die Erwartung noch eine andere. "Wenn Sie Insektensterben hören, gehen Sie eigentlich davon aus, dass wenn Sie in einem Waldstück, zum Beispiel im bayerischen Wald, Insekten über 30 Jahre beobachten, die Diversität weniger wird. Das haben wir aber interessanterweise nicht gefunden."

"Wir haben festgestellt, dass wir zwar über die Zeit die gleiche Anzahl Insekten am selben Standort haben, aber dafür jetzt andere Insekten vorfinden. Die Lebensgemeinschaft hat sich verschoben, das heißt es sind Arten verschwunden, aber neue Arten hinzugekommen, die diese Lücke wieder geschlossen haben."

Dass Arten spurlos verschwinden, bleibt natürlich ein Problem, so Krehenwinkel. Dabei sind es meistens Insekten, die spezifisch an vereinzelten Orten zu beobachten waren. Es ist noch unklar, wie viele von ihnen tatsächlich ausgestorben sind. Die Insektenarten, die jetzt aber dazukommen, verbreiten sich weitläufig. Nehmen wir einmal die Milben. Davon fand man in den 1980er Jahren noch drei verschiedene Arten an drei verschiedenen Orten. Milben aus Schleswig-Holstein und Bayern waren also unterschiedlicher Art.

Das ist heute aber nicht mehr der Fall. Jetzt findet man eine neue, eingewanderte Milbe in gleich mehreren Gebieten. "Wenn man sich aber jetzt über ganz Deutschland diesen Trend anschaut, führt so ein Effekt zu einer Abnahme der Diversität, einer sogenannten biotischen Homogenisierung. Kurz gesagt: Lebensräume werden homogener. Wenn man heute zwei Waldgebiete in Deutschland miteinander vergleicht, ist die Gesamtartenzahl deutlich ähnlicher in den Waldgebieten als früher. Wenn diese beiden Waldgebiete also sehr ähnliche Artengemeinschaften haben, ist die Gesamtartenzahl über die beiden Waldgebiete integriert geringer als in zwei Waldgebieten, die sehr unterschiedlich sind."

Hoher Verbreitungsdrang

Rückläufige Insektenarten werden also stetig durch neue Arten ersetzt. Es ist kein markanter Verlust der Artenzahl zu beobachten - vorerst. Die eingewanderten Arten haben aber einen hohen Verbreitungsdrang. Sie sind dominanter und verdrängen die einheimischen Arten schrittweise. Die Zahl weit verbreiteter Insektenarten ist langfristig also doch rückläufig. Zusammenfassend kann man sagen: Ja, es gibt immer weniger Insektenarten, aber die Insekten, die nachrücken, verbreiten sich über das ganze Land.

Was aber bedeutet diese neue Erkenntnis? So richtig weiß das noch niemand. Eines ist aber klar. Die Beobachtungen von Professor Krehenwinkel und seinem Team lassen eine Umstrukturierung erahnen - zum Beispiel im Nahrungsnetz. Insekten, Spinnen, Vögel - zusammen bilden all diese Lebewesen ein kompliziertes Netzwerk an Interaktionen. "Die Insekten in einem Wald, die in einer Baumkrone leben, interagieren miteinander. Es gibt räuberische Insekten, die herbivore Insekten fressen. Es gibt Spinnen, die Insekten fressen und anschließend als Nahrung für verschiedene Vögel dienen."

"All das setzt sich zu einem komplexen Netzwerk an Interaktionen zusammen. Wenn aber jetzt Arten verschwinden, die eine besonders wichtige Rolle in diesem Netzwerk spielen, zum Beispiel eine Art, die als Prädator andere Arten kontrolliert, dann führt das zu einer Verschiebung. In diesem Fall können sich die Arten, die vorher noch dominiert wurden, stark ausbreiten und überhand nehmen. Wenn das Pflanzenschädlinge sind, kann so etwas natürlich langfristig Schaden in Wäldern verursachen."

Kaskaden-Effekt

Die Rede ist vom sogenannten Kaskaden-Effekt. Das Verschwinden einer Art beziehungsweise das Eindringen einer neuen hat direkte Auswirkungen auf die Nahrungskette. Wie genau diese Auswirkungen jedoch aussehen, bleibt rein spekulativ. Dafür ist noch zu wenig über viele Insekten bekannt. Das soll sich aber ändern. Jetzt wird untersucht, wie diese Insekten interagieren. Also "wer frisst wen?" und "wer hat welche Aufgabe?".

"Wir haben in Deutschland im Moment 30.000 bekannte Insektenarten. Doch für viele von denen wissen wir tatsächlich noch nicht genau, was deren ökologische Funktion ist. Das bei so vielen Insektenarten herauszufinden repräsentiert natürlich ein immenses Arbeitspensum und sehr viel Aufwand. Wenn ich zum Beispiel herausfinden will "Was frisst ein Insekt?", dann müsste man dieses Insekt beobachten, wie es mit verschiedenen Pflanzen interagiert. Der Arbeitsaufwand, um das bei einem einzigen Insekten herauszufinden, repräsentiert für sich allein schon eine Abschlussarbeit an der Universität."

Natürlich steht man nicht vollkommen ahnungslos da. Das Wissen um das Insektensterben ist allgemein bekannt. Genauso ist die Insektenkunde kein neuentdeckter Zweig der Biologie. Seit Jahrtausenden beschäftigt sich der Mensch mit diesen kleinen Lebewesen. Viele Insekten sind den Biologen bestens bekannt. Das ist vor allem der Fall bei bestimmten Schädlingen, die wirtschaftlichen Schaden anrichten. Da weiß man: Wenn dieses Insekt auftaucht, muss man gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen. Bestes Beispiel: der Borkenkäfer.

Doch bei den meisten weiß man noch immer zu wenig. Das dürfte auch an der Größe der meisten Insektenarten liegen. Denn je kleiner ein Insekt ist, desto schwieriger behält man es im Auge. Einer Wildkatze oder einer Amsel kann problemlos ein Peilsender angehängt werden. So können Wissenschaftler verschiedenste Tiere über lange Strecken und Zeiträume beobachten. Selbst Schildkröten können so auf ihrer Reise durch die Weltmeere genauestens verfolgt werden.

Bei Insekten ist das schon schwieriger. "Es ist auch sicherlich so, dass wir in Deutschland noch viele unentdeckte Insektenarten haben, die auf ihre Entdeckung warten. Das gilt zum Beispiel für parasitoide Insekten. Das sind Insekten, die ihre Eier in die Eier oder Larven anderer Insekten legen, in denen sich dann ihre Nachkommen entwickeln."

"Diese Art von Insekten hat einen sehr kryptischen Lebensstil, das heißt sie sind die meiste Zeit in anderen Insekten versteckt. Über die wissen wir noch immer sehr wenig. Das gilt aber auch für bestimmte Fliegenarten, die in Blättern leben. Das sind Fliegen, die das ganze Jahr über in einem Blatt leben, ehe sie sich verpuppen, aus dem Blatt schlüpfen, vielleicht eine Woche durch den Wald fliegen, sich verpaaren und anschließend sterben."

Extreme Temperaturunterschiede tödlich

Auch bei Insekten können zu milde Winter gefährlich werden. Genauso sind heiße Sommer für viele Insekten lebensbedrohlich. Die Spanne an Temperaturen, die ein Insekt verkraften kann, ist relativ eng. Wenn es schlagartig zu warm wird, schadet das seiner Fitness gewaltig. Ein zu extremer Temperaturunterschied ist daher oft sogar tödlich - ob nun im Winter oder im Sommer.

"Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, dass ein guter Teil der Insekten, die bei uns neu ankommen, Klimawandelgewinner sind und dass die Insekten, die verschwinden, teilweise auch Verlierer des Klimawandels sind. Das heißt, wenn es zu warm wird, hat das Insekt zwei Optionen: Es wandert weiter nach Norden oder es stirbt aus. Häufig ist es dann aber leider so, dass das Aussterben stattfindet, da die Insekten sich nicht unendlich weit verbreiten können."

Viele Insekten haben gar keine Wahl. Auch bei ihnen macht die Evolution keine Ausnahme. Wer keine Zeit hat, sich anzupassen, dem bleibt als letzte Option nur noch die Flucht nach vorne. Aber auch das ist in der vom Menschen geprägten Landschaft gar nicht so einfach. "Ein Insekt, das im Wald lebt, ist in seinem Wald gefangen. Es wird seine Heimat nicht ohne Weiteres verlassen. In unserer heutigen Landschaft haben wir aber keine großen durchgängigen Waldgebiete mehr. Wenn jetzt ein Insekt in einem Waldgebiet in Baden-Württemberg sitzt, kann es nicht einfach nach Norden fliegen, wenn die Temperatur zu warm wird. Einfach weil es möglicherweise eben nicht diese lange waldfreie Strecke überwinden kann."

Der Klimawandel macht auch den Insekten zu schaffen. Oft werden sie als zähe kleine Tierchen gesehen, die einiges wegstecken können. An der Verschiebung innerhalb der Insektengemeinschaft hat sicherlich auch der Mensch Mitschuld. Woran das aber genau liegt, ist oft noch gar nicht klar. Zwar wissen wir, dass Insekten verschwinden. Vor allem auf offenem Land ist das schon gut dokumentiert.

Aber die genauen Ursachen sind auch jetzt noch nicht vollkommen bekannt. "Was jetzt wirklich die Ursachen sind, ist auch noch nicht völlig klar. Das kann mit Pestizideinsatz zu tun haben oder mit Überdüngung. Oder aber es liegt an der Homogenisierung der Landschaft. Es gibt viele verschiedene Faktoren und es wird im Moment intensiv daran geforscht, das alles besser zu verstehen. Aber zweifelsfrei ist Klimawandel sicherlich ein großer Treiber von Veränderung, aber auch von Verlusten von Arten."

Donovan Niessen

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