Gestaltet wird der Kalender von einer örtlichen Geschichtsgruppe, zu der Christel Jost gehört. "Angefangen hat das, als vor einigen Jahren das Spritzenhaus renoviert worden war. Dort trifft sich eine Gruppe mehr oder weniger regelmäßig, um über die alten Häuser und deren Bewohner zu erzählen."
"Irgendwann kam dann die Idee, das festzuhalten und zu veröffentlichen. Rocherath-Krinkelt hat ja schon lange einen eigenen Kalender. Das hat uns gut gefallen und dann haben wir das auch für Hünningen gemacht", sagt Christel Jost.
Hinter dem Kalender steckt einiges an Arbeit, denn die Themen, die sich dem Betrachter Monat für Monat eröffnen sind gründlich recherchiert und sogar mit Fußnoten versehen. "Es gibt eine Doppelseite für jeden Monat. Das genügt manchen Leuten. Andere finden hier die nötigen Quellen, um das Thema zu vertiefen."
"Das Titelfoto stammt aus dem Jahr 1964. Das war wohl das letzte Jahr mit acht Jahrgängen in der Hünninger Schule. Die Über-60-Jährigen, die darauf zu sehen sind, können noch erzählen, wie das war. Heute gibt es zu wenige Kinder und ist die Schule geschlossen."
Die Veränderung im Laufe der Zeit ist das Thema des neuen Jahreskalenders von Hünningen, das es Mitte des 17. Jahrhunderts fast nicht mehr gegeben hätte. "In einem Feuerstättenverzeichnis werden nur noch zwei Bewohner genannt, dazu werden einige erwähnt, die geflüchtet sind - also fast ausgelöscht nach dem Dreißigjährigen Krieg." Aber es ging wieder aufwärts: "Es gibt den Preußischen Urhandriss von 1828. Auf der Karte sieht man genau, wer welche Häuser im Dorf bewohnt."
Und auch die Gesellschaft hat sich verändert. Heute fühlen sich junge Mädchen kaum noch von einem Leben im Orden angezogen, wie es früher häufig vorkam. "Wir haben im Pfarrarchiv von Mürringen zufällig ein Blatt gefunden. Demnach sind alleine innerhalb der ersten 50 Jahre des vorigen Jahrhunderts 20 junge Frauen in den Orden eingetreten. Wir haben auch einige Bilder gefunden." Flügelhaube inklusive.
Bei den jungen Männern war in früheren Zeiten der Militärdienst prägend - zumindest bis zur Aussetzung der Wehrpflicht Anfang der 90er Jahre. "Der letzte Milizpflichtige aus Hünningen, Edgar Fickers, wird demnächst 50. Er hat als einer der letzten in der Kaserne Ratz in Vielsalm seinen Militärdienst geleistet. Wir haben auch über die ersten jungen Männer geschrieben, die 1953 eingezogen wurden, und auch darüber, wie der Militärdienst so abgelaufen ist."
Und dann ist da noch die ungeklärte Frage, wie die Hünninger zu ihrem Beinamen "Steinböcke" kommen. "Hünningen ist ja eines der höchstgelegenen Dörfer und es gab hier mal Steingruben. Ob es nun daher kommt? Wir gehen dem im Monat April auf den Grund und im folgenden Jahr, das steht schon fest, gibt es eine Fortsetzung." Der Hünninger Jahreskalender bleibt so ein interessantes Nachschlagewerk - auch wenn das Jahr vorüber ist.
Stephan Pesch
Zu erhalten ist der Kalender zum Preis von 12 Euro im MarMe- Hof und Laden bei Ludwina Maraite-Metlen, Hünningen 2 / Im Friseurladen von Bettina Drösch-David. Weitere Info: Irma Palm-Simon. Tel: 080 647 563 und Christel Jost: Hdy: 0471765585