Man kann ja nicht alles selber wissen. Deshalb lassen sich auch Städte und Gemeinden gerne beraten. Zum Beispiel durch den Seniorenrat, den Tierschutzrat - oder den Kindergemeinderat. Den gab es in Kelmis zuletzt 2006. Seit Donnerstag hat Kelmis nun wieder einen Kindergemeinderat.
Für die feierliche Eidesleistung hatten sich nicht nur die zuständigen Schöffen und der Kelmiser Bürgermeister in Schale geworfen. Auch so manches Kind hatte sein schickstes Kleidungsstück aus dem Kleiderschrank geholt. Für viele ein aufregender Moment. "Ich war sehr gestresst", sagt Louise. Den Preis hat sie aber gerne bezahlt. "Das war immer mein Traum. Und jetzt bin ich hier."
In den Kelmiser Primarschulen hat es vorab einen kleinen Wahlkampf um die Plätze im Kindergemeinderat gegeben. Schöffin Nadine Rotheudt, die selber auch Lehrerin ist, hat die Kinder dabei begleitet. "Es hat schon ein bisschen Stress bei ihnen ausgelöst. Aber wir hatten das Glück, dass 21 Plätze frei waren - und 21 Kinder hatten sich beworben. Alle haben es also geschafft, hier im Kindergemeinderat zu sitzen." Alle Kandidaten wurden gewählt. Davon können die echten Politiker nur träumen.
Traumhaft wäre natürlich, wenn so viele Projektideen der Kinder wie möglich umgesetzt werden könnten. Die Kinder sind aber schon darüber informiert, dass sich nicht jeder Wunsch erfüllen lässt, so Jugendschöffe Björn Klinkenberg.
"Es hängt mit vielen Faktoren zusammen. Am Ende des Tages möchten wir dann schon den Kindern das eine oder andere Projekt mit auf den Weg geben. Es kann auch sein, dass ein Projekt realisiert wird, die Kinder es aber vielleicht selber nicht nutzen können. Aber dann können sie zumindest stolz auf sich sein und auf das, was sie geleistet haben."
Mit welchen Zielen und Wünschen die Schüler am Kindergemeinderat teilnehmen, haben sie aber schon klar geäußert. Dazu zählen ganz konkret eine überdachte Bushaltestelle in Hergenrath oder ein Kino für Kelmis. Andere möchten sich für den sozialen Zusammenhalt oder gegen Mobbing einsetzen.
Bis Ende des nächsten Jahres wird der Kindergemeinderat sich mindestens noch zehn Mal versammeln. Sogar einige Ausflüge stehen auf dem Programm, vielleicht sogar ein Parlamentsbesuch.
Spaß darf es natürlich machen, es steckt aber mehr dahinter. "Wir möchten natürlich die politische Bildung fördern", sagt Jugendschöffe Björn Klinkenberg. "Und da wir schon etwas älter sind, haben wir auch nicht die Ideen, die Kinder haben. Wir erhoffen uns Impulse, um unsere Politik so kinderfreundlich und familienfreundlich wie möglich zu gestalten."
Wie im echten Gemeinderat von Kelmis wurde neben Deutsch auch ein wenig Plattdeutsch gesprochen. Auch frankophone Schüler sind mit dabei. Aber in Kelmis versteht man sich ja so gut wie immer.
mz/km