Reulands Finanzschöffe Serge Dollendorf führte makroökonomische Gründe dafür an, dass die Ausgaben beim Personal, bei der Energie und beim Material so stark zu Buche schlagen.
Hinzu kommt die Entwicklung der Dotationen an die Hilfeleistungszone, die Polizei und Vivias. Auch beim Öffentlichen Sozialhilfezentrum steigt der Gemeindeanteil auf 282.828 Euro.
Stabil bleibt dagegen die Beteiligung an den Betriebskosten der Kirchenfabriken, die in den vergangenen Jahren gezielt angepackt wurden.
Auf der anderen Seite stiegen auch Einnahmen aus dem Gemeindefonds oder aus den Zuschlagsteuern, wobei es in Sachen Einkommenssteuer wegen einer Buchhaltungsumstellung beim Föderalstaat einen Einmaleffekt gebe, der später wieder in die andere Richtung pendele.
"So kann es nicht weitergehen"
Dass der außergewöhnlich gute Holzverkauf (für rund 500.000 Euro) nicht wie sonst ganz in den Außerordentlichen Haushalt fließe, sondern zu einem beträchtlichen Teil dazu diene, den Ordentlichen Haushalt zu decken, müsse aber als Warnsignal verstanden werden.
Außerdem greife die Gemeinde "schon ganz massiv" in den Haushaltsüberschuss des Vorjahres (996.456 Euro), um den Investitionshaushalt zu speisen. Das liege auch daran, dass dort mit gut zwei Millionen Euro schon zu Jahresbeginn besonders viele Projekte eingetragen seien - und andere noch nicht so weit waren, wie die gemischte Handwerkszone Schirm oder der frisch genehmigte Umbau des Pfarrhauses in Aldringen zur Begegnungsstätte. Es sei davon auszugehen, dass die Investitionsmittel sich im Laufe des Jahres auf vier bis fünf Millionen Euro erhöhen, so Dollendorf.
Er wolle auch nicht schwarzmalen, aber so gehe es nicht unendlich weiter, wenn ein gewisser finanzieller (und politischer) Spielraum erhalten bleiben soll.
Fusion der Eifelgemeinden?
Ralph Schwall hatte sich zu dieser Situation auch schon Gedanken gemacht und sah die Lösung weniger darin, den Rotstift in einzelnen Bereichen anzusetzen. Vielmehr brauche es eine grundlegende Änderung mit einer siebten Staatsreform und einer Refinanzierung der Gemeinden oder aber weitergehende Schritte bis hin zu einer Fusion der fünf Eifelgemeinden. Das bringe dann erhebliche Einsparungen.
Für Serge Dollendorf geht es um die Frage, welche kritische Größe eine Gemeinde haben muss, um vernünftig verwaltet werden zu können. Burg-Reuland hat gerade mal um die 4.000 Einwohner.
Bürgermeisterin Marion Dhur bestätigte, dass es schon lange Gespräche gebe, bei denen auch solche Fragen nicht ausgeklammert würden. Schließlich seien andere Gemeinden in einer vergleichbaren Situation. Wer angesichts der jetzigen Krisensituation den Ernst der Lage nicht erkenne, habe den Knall nicht gehört.
Scherzhaft wurde noch eingeworfen, ob Burg-Reuland nicht der Versuchung erliegen solle, der luxemburgischen Nachbargemeinde Weiswampach Avancen zu machen - oder gleich eine Grenzverschiebung zu beantragen.
Auf einer ernsteren Ebene waren sich die Ratsmitglieder nach den Worten von Romano Schmitz aber einig, dass "die Diskussion jetzt geführt" werden müsse und nicht erst in ein paar Jahren - denn dann, so das nüchterne Fazit, sei es zu spät.
Stephan Pesch