Keine Lichterketten in den Straßen - auch St. Vith wollte in der Energiekrise ein Zeichen setzen und Strom sparen. Nur Bäume sollten geschmückt und beleuchtet werden. Das kam aber nicht bei allen an. Vor allem die Geschäftsleute, die in der Fördergemeinschaft zusammgeschlossen sind, kritisierten die Maßnahme. "Bei den Geschäftsleuten muss man verstehen, dass der Dezember einen Großteil des Jahresumsatzes darstellt. Dafür müssen die Kunden in Weihnachtsstimmung geraten, um anständig einkaufen zu können. Da gehört auch eine Beleuchtung dazu", findet Präsident Thomas Gritten.
So hätten Geschäftskollegen von Kunden berichtet, die die fehlende Weihnachtsbeleuchtung beklagten, so Gritten. "Die Resonanz der Kunden war vor allem: 'Ich war letzte Woche da und da, dort hat man alles aufgehangen.' So könnten Kunden anderswo ihre Einkäufe tätigen, weil ihnen hier das Gesamtbild nicht gefällt."
Kompromiss in St. Vith
Die Stadt hatte ein offenes Ohr für die Argumente der Geschäftsleute und ist ihnen und ihrer Kundschaft schließlich entgegengekommen. Also wurden doch ein paar Lichterketten im Zentrum aufgehängt. "Es hängen normalerweise acht bis zehn Lichterketten über der Straße. So hat man sich jetzt auf signifikante Punkte am Ortseingang und Ortsausgang in St. Vith beschränkt. Das wird nicht jedem gefallen. Aber es ist ein Kompromiss, mit dem man zufrieden sein kann."
Zum Kompromiss gehört auch, dass die Beleuchtung zeitlich begrenzt wird und ab 22:30 Uhr ausgeschaltet wird.
Weniger Lichterketten, aber mehr Tannenbäume in Eupen
In Eupen hält die Stadt unterdessen an ihrer Energiesparmaßnahme fest und verzichtet auf Lichterketten in den Straßen. Das bedauern Bürger und Geschäftsleute. Stephanie Hansen vom Vorstand der Eupener Geschäftsleute zeigt aber Verständnis. "Wenn man durch die Stadt fährt, merkt man: Die Hängebeleuchtung in den Straßen ist nicht da. Das ist zwar schade. Andererseits ist es nachvollziehbar, denn die ist alt und braucht extrem viel Strom. Man hat auf die Strom fressende Beleuchtung verzichtet. Die anderen LED-Lämpchen brauchen dagegen wenig Strom."
Immerhin habe die Stadt 80 Bäume weihnachtlich dekoriert und rund 25 zusätzliche Tannenbäume aufgestellt. "Die Geschäftsleute haben sich Mühe gegeben und ihre Schaufenster wunderschön dekoriert. Ich glaube, dass wir in der Stadt trotzdem Weihnachtsflair haben."
Keine Sicherheitsbedenken
Ob neben der Attraktivität auch die Sicherheit durch weniger Beleuchtung beeinträchtigt werden könnte, ist eine Frage, die sich in dem Zusammenhang stellt. Vor ihrer Entscheidung hatte die Stadt dazu ein Gutachten der Polizei angefragt. Zonenchef Daniel Keutgen und seine Kollegen hatten keine Bedenken: "Wir wissen aus Studien, dass es keine eindeutigen Anhaltspunkte dazu gibt, dass es zu einer Erhöhung der Kriminalität kommt".
Die Überwachungskameras funktionierten bei Dunkelheit nach wie vor, versichert Daniel Keutgen. "Auch wenn die Bildqualität beeinträchtigt sein sollte, aber prinzipiell sind unsere Kameras weiter funktionstüchtig und können genutzt werden."
Auch wenn es vielen nicht gefällt, die Eupener werden in der Adventszeit weiter auf die große Weihnachtsbeleuchtung verzichten müssen. Stephanie Hansen lässt sich davon aber nicht die vorweihnachtliche Stimmung verderben. "Man kann dieses Jahr ein Auge zudrücken und Verständnis haben. Nächstes Jahr ist das Thema hoffentlich durch. Wenn jeder sich ein bisschen zurücknimmt, können wir eine wunderschöne Vorweihnachtszeit haben."
Michaela Brück