Es ist ruhig geworden um die archäologischen Funde in St. Vith. Genau das fuchst diejenigen, denen daran gelegen ist, diese historischen Zeugnisse zu erhalten und gegebenenfalls "touristisch-pädagogisch" in Wert zu setzen. "Wir fürchten um den Erhalt der Mauern. Sie werden zwar im Winter abgedeckt, aber das ist trotzdem sehr gefährlich", sagt Anwohnerin Anny Mathey. "Dr. Zeune weist auch darauf hin. Das kann man ein, zwei Jahre machen, aber dann muss was geschehen."
Immerhin steht jetzt am Mittwoch der definitive Beschluss zum Erwerb des Hauses Huppertz und des dazugehörigen Geländes auf der Tagesordnung des Stadtrates. Der St. Vither Ehrenschöffe und ausgebildete Historiker Lorenz Paasch verspricht sich davon nicht nur weitere archäologische Erkenntnisse, sondern auch Fortschritte mit Blick auf die spätere Nutzung, "weil wir mit diesem Gelände die Inwertsetzung wesentlich vereinfachen. Das Gelände kann genutzt werden, um von dort aus den Zugang zum Gelände zu ermöglichen, für die Besucher und für die Einheimischen."
Insofern freuen sich Lorenz Paasch und Anny Mathey nach all dem Ärger über ausbleibende oder unzureichende Informationen, dass Bewegung in die Sache kommt. "Also da läuft es, da müssen jetzt noch andere Dinge geschehen. Wir haben aber auch eine Einladung, uns mit der Gemeinde wieder zusammenzusetzen. Da werden wir das formulieren. Positiv vonseiten der Deutschsprachigen Gemeinschaft ist auch, dass jetzt die Prozedur der Enteignung gestartet wird. Es müsste eigentlich schneller gehen", sagt Anny Mathey.
Als Grund für die Verzögerung sei von der Deutschsprachigen Gemeinschaft unter anderem auch "verseuchte Erde" angegeben worden, so Mathey. "Wir sind schon sehr verwundert darüber, dass diese verseuchte Erde zwar anscheinend sehr schwierig zu entfernen ist, viele Genehmigungen dafür nötig sind, dass man sie aber sehr sorglos in einem sehr dichten Wohngebiet einfach liegen lassen kann."
Auch aus Sicht des Historikers kann Lorenz Paasch kaum erwarten, dass es weitergeht. Schließlich sei hier nicht von Kinkerlitzchen die Rede. Vielmehr handele es sich um eine der bedeutendsten - wenn nicht gar die bedeutendste - archäologischen Stätten in der DG.
"Es ist eine Burg, die 1350 gebaut worden ist von Johann von Falkenburg auf jeden Fall. Und ich gehe davon aus und kann auch nachweisen, dass es Stadtrechte gegeben hat, die vergeben worden sind von den Falkenburgern", erklärt Paasch. "1352 ist der gute Mann gestorben. Deswegen muss es zwischen 1350 und 1352 gewesen sein, denn eine Urkunde von 1354 nennt St. Vith zum ersten Mal überhaupt. Das ist die erste Nennung als Stadt und Burg und Amt St. Vith."
Professor Andreas Fickers, der wie unter anderem auch die Altbürgermeister Albert Gehlen und Christian Krings ebenfalls der Bürgerinitiative angehört, kann aus seiner Sicht das wissenschaftliche Interesse nur bestätigen. "So können wir jetzt viel gezielter auch eingrenzen, wann diese Arbeiten zum Bau der Burg stattgefunden haben müssen und auch, welche Bedeutung diese Arbeiten, die Befestigung für die Entwicklung der Stadt und die Geschichte der Gegend hat", so Fickers. "Also wir sind erst am Anfang eines Prozesses, der dazu führen wird, dass wir die Frühgeschichte, aber auch die Entstehungsgeschichte der Burg und der Stadt neu schreiben werden."
Stephan Pesch