"Mensch ist es warm!". Den Kommentar haben wohl schon einige mehrfach vernommen diesen Herbst. Die warmen Temperaturen in den letzten Wochen sind auch ein Grund für den aktuellen Pegelstand an den Talsperren, erklärt Wetterexperte Karsten Brandt: "Der Hauptgrund ist, dass wir eigentlich genügend Regen im Venn haben, aber die Verdunstung in diesem Jahr außergewöhnlich hoch ist. Wenn man eine Wasserbilanz zieht, ist es wichtig, zu schauen, wie viel Regen fällt und wie viel davon wieder verdunstet. Wir haben ein außergewöhnlich warmes Jahr. Wahrscheinlich das wärmste Jahr der Geschichte. Der Herbst ist sehr warm. Der Sommer war extrem warm. Deswegen verdunstet ungewöhnlich viel Wasser."
Am Regen liegt es also nicht, sondern an den Temperaturen. "Jedes Grad mehr in der Jahresmitteltemperatur in Ostbelgien bedeutet, dass 50 Liter pro Quadratmeter mehr verdunsten. Und dieses Jahr sind wir gut zwei, wenn nicht sogar drei Grad über diesem Jahresmittel. Deswegen kann die Wasserbilanz auch bei Regenfällen, die in einem normalen Jahr genügen würden, negativ ausfallen."
Das klingt besorgniserregend. Kurzfristig kann Karsten Brandt aber Entwarnung geben: "Wir stehen ja jetzt vor dem Winter. Das heißt, die nächsten acht bis zwölf Wochen werden ausreichend Regen bringen. Ich bin natürlich kein Hellseher. Die Wahrscheinlichkeit, dass das komplett ausbleibt, ist aber sehr klein."
Wetterwechsel
Mit dem Wetterwechsel kommen die Regenwolken vom Atlantik. Dann füllen sich auch wieder die Stauseen. In Zukunft könnten allerdings erneut Jahre wie dieses auf uns zukommen.
Da gilt es Methoden zu finden, mit denen man das Wasser speichert. "Und da kann man unwahrscheinlich viel machen. In der Wallonischen Region gibt es beispielsweise ein Heckenschutzprogramm und das ist unheimlich wichtig. Wir verlieren in Ostbelgien sehr viel Wasser durch Verdunstung durch den Wind. Der Wind ist bei uns ja relativ stark und wir können den gut mit Hecken bremsen. Dafür gibt es Förderprogramme."
In der Landwirtschaft ist das allerdings ein bisschen umstritten. Denn das Pflanzen der Hecken kostet und die Felder sind danach schwieriger zu bewirtschaften. Dennoch ist es eine der jetzt notwendigen Maßnahmen.
Wassermangel ist ein Thema, das immer mehr an Aktualität gewinnt. "Wir sehen das auf allen Kontinenten im Augenblick", so der Wetterexperte. "Wir haben ja momentan die Klimakonferenz in Ägypten und da kann man erleben, dass die Situation, die wir hier im Herzen Europas haben, überall die Gleiche ist. Ob in Australien, in Asien, in Nordamerika. Die Kontinente trocknen zunehmend aus."
In diesem Jahr warten wir auf den Wetterwechsel und brauchen uns noch keine Sorgen ums Wasser zu machen. In Zukunft könnte das dann allerdings sogar in unserer regenreichen Region anders aussehen.
Christoph Heeren