An der Herbesthaler Straße in Eupen wurde am Mittwochmorgen der Verkehr nur tröpfchenweise durchgelassen. "Wir sind bisher sehr zufrieden", sagt Marc Niessen von der christlichen Gewerkschaft CSC. "Alles läuft nach Plan. Es gibt auch einen Streikposten in Eynatten, am Kreisverkehr im Ortszentrum. Wir machen die Autofahrer darauf aufmerksam, wofür wir streiken."
"Ganz einfach gesagt lassen sich unsere Forderungen so zusammenfassen: Löhne rauf, Energiekosten runter. Auf der einen Seite sind wir in der Energiekrise an einem Punkt angelangt, wo es für viele Familien und Alleinstehende wirklich kritisch wird, egal ob sie im Beruf sind oder nicht."
"Hier muss die Regierung dringend aktiv werden: Erstens einen vernünftigen Energiepreisdeckel auf den Weg bringen und den finanzieren, indem sie die Übergewinne der Energiekonzerne abschöpft, die ja selbst in Belgien in Milliardenhöhe liegen."
"Gleichzeitig Löhne rauf: Wir brauchen, ebenso vor dem Winter noch Bewegung im Streit über das Gesetz zur Lohnnorm. Wenn es im Frühjahr in die nächsten überberuflichen Verhandlungen reingeht, dann muss es die Möglichkeit geben, wieder frei Tarife, Löhne und Gehälter zu verhandeln. Uns sind seit fünf Jahren Fesseln angelegt, was das angeht, und das muss sich dringend ändern."
"Die Menschen sind darauf angewiesen, dass wenigstens in den Betrieben, in denen es gut läuft - und die gibt es in Belgien - die Löhne endlich wieder steigen dürfen", so Niessen.
"Uns ist natürlich auch klar, dass es auch Betriebe gibt, die in Schwierigkeiten sind. Nicht nur wegen der explodierenden Energiekosten, sondern eventuell auch seit den Überschwemmungen vom vergangenen Jahr oder seit der Corona-Krise."
"Deshalb haben wir für das Eupener Land die Entscheidung getroffen, nicht flächendeckend die Industriezone zu blockieren, damit die Betriebe, die keine andere Wahl haben, die Tore öffnen können. Da, wo es anders möglich ist, sorgen die Delegationen selber dafür, mit den Streikposten die Türen zu schließen."
Aus Sicht der Gewerkschaften hat die Föderalregierung bislang auf Durchzug geschaltet. Es fehle der politische Wille, die Lage zu ändern. doch die Familien brauchten dringend eine spürbare Erleichterung. Das sagt auch die sozialistische Gewerkschaft, die in der Gospertstraße vor dem Ministerium ihre Zelte aufgeschlagen hatte.
Mehrere Unternehmen in Ostbelgien wurden am Mittwoch bestreikt, darunter auch das Kabelwerk. Das Eupener Krankenhaus hatte einen Mindestdienst aufrecht erhalten, am Busdepot an der Herbesthaler Straße stand man vor verschlossenen Toren.
Wer in Richtung Welkenraedt fuhr oder von dort kam, musste mit punktuellen Behinderungen rechnen. "Ja, die Aktion ist nötig. Auch ich habe Rechnungen zu zahlen. Ohne die Aktion wird die Regierung nicht reagieren", sagte ein Autofahrer. Ein anderer meinte: "Was soll ich sagen? Ich bin selbständig und kein Arbeiter. Was wollen Sie machen?"
Streik auch in Welkenraedt
Der Generalstreik wurde auch in der Industriezone in Welkenraedt gut befolgt, unter anderem bei Emerson. Aber auch beim Logistikunternehmen GXO, wo die Lage derzeit sehr angespannt ist. Grund sind geplante Entlassungen in der Transport-Abteilung. 52 Arbeitsplätze sind bedroht.
"Zurzeit verhandeln wir mit der Direktion und haben drei Termine mit ihr vorgesehen. Die Fahrer in unserem Unternehmen verlieren zum 31. Dezember ihren Job. Wir verhandeln, um bessere Bedingungen für die Fahrer zu erhalten, ihnen bei der Jobsuche zu helfen und ihnen einen würdigen Abgang zu ermöglichen."
Alles ist zu teuer, sagen die Gewerkschaften, das muss jetzt aufhören, hieß es dann zum Abschluss am Eupener Clown. Sollte die Föderalregierung nicht einlenken, sind weitere Aktionen schon vorprogrammiert.
cd/km
Man hat ja im Dreiländereck den direkten Preisvergleich vor Augen. Belgien ist mit Abstand das teuerste aller drei Länder. Das gilt auch für die Discounter. Ich wünsche den Streikenden allen Erfolg. Sie tun es für uns alle!
Vielen lieben Dank
Ich hoffe das dass streiken was erreicht werden kann unsere Familie leidet immer im minus Leben am Limit, bette ob sie was geschafft haben ....
Die Gewerkschaften sollten sich den Sinn ihrer Show mal gründlich überleben.
Als CSC-Mitglied wird man regelmäßig informiert über Absichten und Aktivitäten der Gewerkschaft. Find ich gut! Und die Gewerkschaften sind leider absolute Befürworter der Energiewende. Es war die Energiewende, die schon vor fast einem Jahr sämtliche Energiepreise nach oben getrieben hat. Wenn die Gewerkschaften wirklich der arbeitenden Bevölkerung helfen wollen, dann müssen die GEGEN die Energiewende zu Felde ziehen, um das alltägliche Leben wieder erträglicher zu machen. Wurden die Gewerkschaften denn einst vor über 100 Jahren gegründet, um den Staatsautoritäten wohlfällig gegenüber zu treten?
Natürlich nicht.
Wenn Gewerkschaften in unserer sozialen Marktwirtschaft nicht mehr wissen, was sozial ist und wie eine Marktwirtschaft funktioniert, weil nur noch neo-marxistisch gesinnte Holzköpfe die Richtung vorgeben, dann frage ich mich gerne, warum ich noch CSC-Mitglied bin.
Soll ich einen Verein finanzieren, der gegen meine und anderer Menschen Interesse arbeitet?
Seit gegen die Energiewende!
Die Energiewendepolitik beutet den Arbeiter aus!
Ich habe den Eindruck, dass der Streik total unsinnig war. Streiken war mal eine starke Waffe, in den letzten Jahren ist sie aber abgestumpft. Schlimmer noch: Sie wird zu Marketingzwecken missbraucht.
Da man aber einen Grund sucht, schaut man sich mal an womit die Regierung sich beschäftigt. Dann kann man das bei einem etwaigen Erfolg der Regierung noch als eigenen Erfolg verkaufen.
Die Regierung fordert doch schon seit März einen Preisdeckel für Energie auf europäischer Ebene. Deutschland ist dagegen. Warum nicht dort streiken gehen? In Belgien gibt es doch schon Hilfen (obwohl kaum Mittel da sind).
"Getriebe die auch Opfer sind, werden nicht blockiert". Stand das Kabelwerk vor einem Jahr nicht auch unter Wasser?
Löhne hoch. Das will jeder. Aber ist es machbar? In Belgien haben wir zumindest den Index.
Wir sind in einer Krise, die Belgien übersteigt. Regelmäßiges Streiken wirkt kontraproduktiv.