Das Triangel in St. Vith war zum Bersten gefüllt. Überall ertönten aufgeregte Stimmen von Schülern: Robert Marc Lehmann hatte mit seinem Vortrag die Einleitung zu ihrem neuen Jahresthema "Mission Erde" gegeben.
Die beiden Schulleiter der BS-TI hatten den Vortrag schon einmal gesehen und waren Feuer und Flamme, ihn auch ihren Schülern zu zeigen, so Schulleiter Benjamin Fuhrt. "Wir waren voriges Jahr um diese Zeit in Düsseldorf auf einer Konferenz und haben diesen Vortrag gesehen. Wir waren alle ziemlich begeistert und hatten Lust, jetzt etwas zu tun und anzupacken und dachten: Okay, wenn wir es schaffen, dass diese Energie eventuell auch auf Schüler und Kollegen übertragen werden kann, dann haben wir doch relativ viel erreicht."
Bei ihrem Jahresprojekt soll es auch um gesellschaftliche Themen gehen. "Wir haben in unserem Schulprojekt die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele festgeschrieben und in diesem Zusammenhang findet dann "Mission Erde" statt. Wir hatten heute einen Vortrag über Umweltschutz. Morgen treffen wir alle Schülerinnen und Schüler nach und nach in Versammlungen und präsentieren dann unsere Ideen."
"Das beruht auf Freiwilligkeit: Jeder Schüler, jede Schülerin kann Projekte einreichen wo sie sagen: Okay, da haben wir ein Problem gesehen und das finden wir schlimm. Wir sehen aber auch eine Lösung und möchten das angehen. Das und das möchten wir tun. Dann unterstützen wir sie entsprechend teilweise finanziell, aber auch organisatorisch, indem wir dem Ganzen einen Rahmen geben."
"Ich denke, für uns ist es effektiv wichtig, die Jugendlichen oder jungen Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass sie für ihre Welt, in der sie noch leben wollen und ihre Nachkommen noch leben wollen, wirklich etwas tun müssen. Dass es nicht mehr fünf vor zwölf ist, sondern dass es ganz dringend Zeit zu handeln ist. Und das man eben auch nicht resignieren soll, wenn man denkt: Was will ich denn nur mit meiner einzelnen Handlung machen? Steter Tropfen höhlt den Stein."
"Wenn jeder doch einzeln versucht, ein bisschen zu handeln, dann schaffen wir auch gemeinsam etwas. Wir werden natürlich nicht die ganze Welt retten können, aber wir können wohl einen Grundstein dafür legen, ein bisschen dafür zu tun", ergänzt Patricia Schäfer, Schulleiterin am Technischen Institut.
Robert Marc Lehmann
Bei dem Referenten des Vortrags handelt es sich um Robert Marc Lehmann, ein Mann der vielen Künste: Er ist Meeresbiologe, wissenschaftlicher Taucher, Autor, YouTuber, Fotograf und Filmemacher. 2015 hat er sogar die Auszeichnung als National Geographic Photographer des Jahres erhalten.
Mit seinem Vortrag "Mission Erde - Die Welt ist es wert, um sie zu kämpfen" sensibilisiert er für den Schutz von Wildtieren und den Umgang mit der Natur. Lehmann gibt sich witzig und einfühlsam zugleich. Er erzählt, wie sich sein Traumjob als Abteilungsleiter in einem See-Aquarium zum Alptraum entwickelte.
Er konnte hinter die Kulissen sehen. Viele Tiere sterben nach kurzer Zeit wegen der nicht artgerechten Haltung in Zoos, sei es aus Trauer oder Stress. Auch Fische fühlen Schmerz und komplexe Emotionen. "Jede Seele wiegt gleich", meint der Naturforscher.
Mit großer Begeisterung schauten sich die Schüler die malerischen Aufnahmen des Filmemachers an. Doch in "Trouble in Paradise" zeigt er auch grausame Szenen der Zerstörung. So zum Beispiel, wie einem Hai bei lebendigem Leibe die Flosse abgetrennt wird. Oder wie Orang-Utan-Babys aus dem abgebrannten Urwald gerettet werden müssen. Und noch viele weitere Tiere, die unter den Konsequenzen der Wilderei und der Ausbeutung von Menschen leiden.
Zu Tränen rührt Lehmann, als er Aufnahmen zeigt, wie ein Orca in Neuseeland gerettet wird - das alles unterlegt mit sentimentaler Musik. Manche Tiere, die er zeigt, benennt er sogar mit ihren Namen und erzählt ihre tragischen Geschichten. Dabei ist das Nashorn Uschi, das wegen seines größten Horns der Welt qualvoll erlegt wurde. Auch wenn er die grausamen Taten der Wilderer zeigt, sagt er auch, dass viele Wilderer aus Armut dazu gezwungen sind, Tiere zu töten. Ein Dilemma eröffnet sich den Zuschauern.
Nicht nur Natur und Tier leiden unter dem Konsum unserer Gesellschaft, sondern auch Menschen in ärmeren Regionen unserer Welt: Lehmann zeigt Fotos seiner Bekanntschaften aus aller Welt und bittet die Schüler, sich in ihre Haut hineinzuversetzen. Seine Botschaft ist klar: Er sagt, dass wir die Wahl haben, aber diese Menschen nicht. Jeden Tag wenn wir aufstehen, haben wir die Wahl, unseren Konsum so zu verändern, dass unsere Umwelt ein Stück weit lebenswerter wird.
Marisa Sonnen