Eine Lachszucht für Baelen - seit dem Frühjahr 2021 liegt das Projekt bei der Gemeinde auf dem Tisch. Auf der grünen Wiese, im East Belgium Park, zwischen Eupen und Baelen soll auf drei Hektar eine der modernsten Fischzucht-Anlagen Europas entstehen. 1.200 Tonnen Lachs sollen hier jedes Jahr heranwachsen. Die Schaffung von 50 Arbeitsplätzen ist geplant.
Dahinter steckt die Schweizer Mutterfirma "Cold Water". An der Spitze steht Julian Connor, ein Ingenieur aus London, der in Zürich lebt. Er hat bereits vor rund zehn Jahren eine erste Indoor-Lachszucht dieser Art in der Schweiz aufgebaut. "Swiss Lachs" heißt die Fischfarm, die in der beschaulich schönen Berggemeinde Lostallo in Graubünden sitzt.
Man verwende keine Chemikalien, keine Antibiotika und keinen Plastik, sagt Julian Connor. Abfallstoffe würden in einer Biogasanlage recycelt. Wo ist der Haken an der Geschichte? Julian Connor sagt: Den gibt es nicht.
Es sei einfach eine bessere Art, Fisch zu züchten. Auch in Bezug auf das Tierwohl habe der Umweltverband WWF gute Noten vergeben. Das Stresslevel der Fische sei sehr gering, so Connor. In rund zwei Jahren dürfen die Tiere auf 2,5 bis drei Kilogramm wachsen. Mit der neuen Kreislauftechnologie sollen 98 Prozent des benötigten Wassers recycelt werden. Der Bedarf an Frischwasser soll bei nur zwei Prozent der Verbrauchsmenge liegen. Das klingt eigentlich super.
Ecolo Ostbelgien sieht das anders. Bei der Regionalabgeordneten Anne Kelleter schrillen alle Alarmglocken. "Also ich finde nicht, dass das super aussieht. Wenn man dann in dem Antrag liest, dass da vier Brunnen mit einer Produktionskapazität von 150 Kubikmetern Wasser gebohrt werden sollten, also einer täglichen Produktionskapazität: Das bedeutet 3,6 Millionen Liter. Oder anders gesagt: der Verbrauch von 28.800 Belgiern. Das, finde ich, sollte doch mal tiefer hinterfragt werden, ob es denn wirklich nötig ist, so viel Wasser für eine Lachsfarm auszugeben", sagt Kelleter.
Intensive Umweltstudien
Pro Stunde soll der Wasserverbrauch bei 150 Kubikmetern liegen. Julian Connor rudert bei dieser Zahl zurück. Dies sei das schlechteste Szenario. Man wisse jetzt, dass man den Wasserverbrauch um 40 Prozent reduzieren könne. 92 statt 150 Kubikmeter Wasser pro Stunde. Zurzeit würde man intensive Umweltstudien durchführen. Über einen Radius von einem Kilometer hinaus würde der Grundwasserspiegel nicht berührt.
Ob die Gemeinde Baelen grünes Licht für die 50 Millionen Euro teure Fischfarm gibt, ist noch nicht sicher. Audrey Beckers ist die zuständige Schöffin in Baelen. Zwei Bürgerinformationsveranstaltungen hat es schon gegeben. 46 konkrete Bedenken wurden eingereicht. Zurzeit liegt die Akte zur Prüfung bei der Umweltinspektion in Lüttich. Natürlich wolle man hier nicht einfach etwas durchwinken, sagt Audrey Beckers. Besonders vor dem Hintergrund des Klimawandels werfe der enorme Wasserverbrauch Fragen auf. Man warte auf Zahlenmaterial, bevor eine Entscheidung getroffen wird.
Die Region gilt als wasserreich. Kann sie dieses Projekt da nicht verkraften? "Wir können es nicht verkraften. Das hat man diesen Sommer gesehen", sagt Ecolo-Politikerin Anne Kelleter. "Die Trockenheit war auch hier in der Region akut. Es gibt Gemeinden, die gar nicht so weit weg sind. Und die mussten zum Beispiel Restriktionen treffen, was den Wasserverbrauch angeht. Und das heißt: wir können es uns nicht leisten."
In der Schweiz ist der Lachs aus Lostallo als teures Gourmetprodukt durchaus erfolgreich. Das Unternehmen wirbt mit nachhaltiger und lokaler Produktion auf der "alpinen Farm". Nach dem Willen von "Cold Water" soll dieses Verkaufskonzept in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres auch bei uns anlaufen. Dann könnte es heißen: Lachs, gezüchtet in echtem Vennwasser.
Simonne Doepgen
Im sauren Vennwasser kann kein Fisch überleben. Das wäre also ein sinnloser Werbespruch, wie so viele andere!
Ein Luxusprodukt für das grüne Gewissen einer gutbetuchten Kundschaft.
Sehr richtig Herr Weber! Es ist und bleibt eine unappetitliche Massentierhaltung und die Firma Cold Water betreibt Greenwashing der schlimmsten Sorte. Sogar für eine solche Qualzucht muss der Begriff "nachhaltig" herhalten.